Eigentlich lief es ganz gut zwischen der Stadt Leipzig und der Schäferei Doppelstein in Knauthain. Seit 15 Jahren hatte man miteinander kooperiert, beweideten die Doppelsteinschen Schafe neben den Deichen in Verantwortung der Landestalsperrenverwaltung (LTV) auch Flächen der Stadt. Aber im Frühjahr war Schluss damit, wurde das Veterinäramt der Stadt tätig und der Betrieb musste eingestellt werden. Was natürlich auch die Frage aufwirft, wie es jetzt mit der Beweidung der ganzen ökologischen Flächen weitergehen soll.

Denn immerhin beweidete die Schäferei Doppelstein zuletzt mehr als 200 ha an Flächen der Stadt Leipzig. Und auch die einstmals mit 100 Tieren überschaubare Herde war zeitweilig auf über 1.000 Tiere angewachsen, was unter anderem zur Überlastung des Betriebes beitrug.

Aber zumindest hat sich jetzt das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt dazu aufgerafft, auf eine entsprechende AfD-Anfrage hin Auskunft zu geben, nachdem man eine entsprechende Anfrage der LZ nicht beantworten wollte. Obwohl es gerade zu den möglichen Folgen keinen Grund gibt, sich stur auf ein laufendes Verfahren herauszureden.

Ein neuer Schäfer ist im Gespräch

Denn natürlich soll es mit der Beweidung der ökologischen Flächen in Leipzig weitergehen. Dahinter stehen Stadtratsbeschlüsse, die man nicht einfach ignorieren kann. Und einige dieser Flächen sind in ihrem artenreichen Zustand nun einmal nur zu erhalten, wenn sie mit Weidetieren regelmäßig bestückt werden.

„Die Beweidung mit Weidetieren dient dem Ziel, ein entsprechendes Landschaftsbild zu erstellen bzw. zu erhalten und an diesem Ziel hat sich nichts geändert“, stellt jetzt auch die Verwaltung fest. „Um den hohen ökologischen Wert solcher Flächen nachhaltig zu sichern, findet auch weiterhin eine Beweidung/Pflege /Mahd statt, das gilt auch für das Hutewaldprojekt.

Die Flächenausstattung und -struktur richtet sich dabei an das Pflegeerfordernis und kann sich situativ ändern. Damit kann eine Fläche, die im guten Erhaltungszustand ist, auch eine Zeit ohne Beweidung dem o. g. Ziel entsprechen.“

Nachdem klar war, dass die Schäferei Doppelstein vollständig ausfällt, hat die Stadt inzwischen Gespräche mit einem externen Schäfer geführt, welcher den Betrieb der Schäferei Doppelstein perspektivisch übernehmen möchte. „Mit Übernahme des Betriebes würden auch alle gepachteten Flächen der Schäferei an den neuen Schäfer übergehen und so eine weitere Bewirtschaftung der Flächen gesichert werden. Andernfalls würden die gepachteten Flächen vom Liegenschaftsamt zur Pacht ausgeschrieben“, betont die Stadt.

Das betrifft dann auch das Gut Knauthain. „Es ist davon auszugehen, dass das Gut Knauthain infolge der Niederlegung der Geschäftstätigkeit der Schäferei Doppelstein wirtschaftlich nicht mehr durch diese betrieben wird“, schreibt die Stadt dazu. „Daraus würde folgen, dass der bestehende Pachtvertrag aufgelöst werden muss und das Liegenschaftsamt Leipzig die Flächen zur Neuverpachtung ausschreibt. Zudem ist zu prüfen, ob der in Aussicht stehende Schäfer bereit wäre, diese Flächen ebenfalls zu übernehmen.“

Auch die LTV braucht eine Lösung

Aber noch eine andere Instanz wird einen neuen Schäfer brauchen – die Landestalsperrenverwaltung (LTV), in deren Verantwortung die Deiche entlang der Gewässer 1. Ordnung in Leipzig stehen. Um den Bewuchs hier kleinzuhalten, waren hier ebenfalls seit Jahren die Knauthainer Schafe in Aktion.

Aber dazu kann natürlich die Stadt selbst keine Auskunft erteilen: „Die konkreten Maßnahmen auf den Flächen, die die Landestalsperrenverwaltung (LTV) pflegt (Deiche), entziehen sich der Kenntnis der Stadtverwaltung, aber sicherlich wird die LTV auch weiterhin ihren Aufgaben nachkommen, aber auch hier wäre durch eine Übernahme des Betriebes die Pflege und Verdichtung gesichert.“

Update 5. September: Auch die Landestalsperrenverwaltung betont, dass sie gemäß den Vorgaben des Sächsischen Wassergesetzes das vertragliche Hüten von Schafen auf den Deichen weiter absichern will. Dafür sucht sie derzeit geeignete Betriebe, die die Schafhut auf den Deichen übernehmen können. Dafür sei man auch mit den Verantwortlichen bei der Stadt Leipzig im Gespräch.

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