Während Leipzig über eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2036 im Rahmen des Berlin Plus-Konzepts berät, bleiben wesentliche Fragen offen: Kosten, ökologische Folgen und soziale Auswirkungen bleiben ungeklärt. Der BUND Leipzig fordert eine umfassende Aufklärung, unabhängige Gutachten und eine breite öffentliche Debatte, bevor Entscheidungen getroffen werden.

„Leipzig steht vor großen Herausforderungen: Leere Kassen, Wohnungsnot und Klimaziele. Da müssen wir genau prüfen, ob wir uns ein teures Olympia-Projekt leisten können – und wer am Ende die Zeche zahlt“, sagt Lisa Falkowski vom BUND Leipzig.

Bisher liegen keine detaillierten Pläne zu den geplanten baulichen Maßnahmen vor – weder zu Sportstätten, Infrastrukturprojekten noch zu Unterkünften. Besonders problematisch aus Sicht des BUND Leipzig ist die zu erwartende Kostenexplosion: Historisch haben Olympische Spiele in keiner Austragungsstadt die prognostizierten Budgets eingehalten. Die Folgekosten tragen meist die Kommunen.

„Olympia darf nicht auf Kosten der Schwächsten gehen. Wir brauchen verbindliche Zusagen, dass soziale und ökologische Standards eingehalten werden“, bemerkt Jürgen Kasek für den BUND Leipzig.

Außerdem vermisst der BUND Leipzig die Thematisierung einer möglichen sozialen Verdrängung: Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass Olympia zu steigenden Mieten und der Verdrängung einkommensschwacher Haushalte führt. Und das in einer Stadt, in der schon heute extreme Wohnungsknappheit herrscht.

Obendrein äußert der BUND Leipzig gravierende ökologische Bedenken: Nachhaltigkeitskonzepte bleiben vage. Themen wie Flächenverbrauch, Verkehrsaufkommen oder Ausgleichsmaßnahmen werden nicht ausreichend bzw. überhaupt nicht thematisiert.

Forderungen an die Stadt Leipzig

Der BUND Leipzig fordert deshalb von der Stadt Leipzig erst einmal eine transparente Kostenaufstellung: Wie hoch sind die bisherigen und zukünftigen Ausgaben für das Bewerbungsverfahren? Welche Mittel werden aus dem städtischen Haushalt umgeschichtet?

Überdies brauche es Sozial- und Umweltverträglichkeitsstudien: Unabhängige Gutachten müssen die Risiken für Mieter/-innen, Natur und öffentliche Haushalte bewerten. Und es fehlt an Bürgerbeteiligung: Eine offene Debatte mit allen Leipziger/-innen, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden.

Und auch zum Berlin Plus-Rahmenwerk hat der BUND Leipzig seine Fragen: Die Kombination Leipzig-Berlin als Austragungsorte wirft Fragen zu Kosten, Logistik und regionaler Gerechtigkeit auf. Erfahrungen aus anderen Groß-Events zeigen, dass Budgetüberschreitungen häufiger auftreten und öffentliche Haushalte belastet werden. Eine klare Rechenschaftspflicht und partizipative Entscheidungen seien zentrale Bausteine demokratischer Prozesse, besonders bei milliardenschweren Vorhaben.

Der BUND Leipzig ruft die Stadtverwaltung und die zuständigen Gremien deshalb dazu auf, unverzüglich ein umfassendes Transparenz- und Partizipationspaket vorzulegen, bevor weitere Beschlüsse erfolgen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Entscheidungen im Interesse der Leipzigerinnen und Leipziger getroffen werden – vor dem Hintergrund knapper Ressourcen, steigender Lebenshaltungskosten und notwendiger Klimaanpassungen.

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Zitat: Forderungen an die Stadt Leipzig: Überdies brauche es Sozial- und Umweltverträglichkeitsstudien: Unabhängige Gutachten müssen die Risiken für Mieter/-innen, Natur und öffentliche Haushalte bewerten. Und es fehlt an Bürgerbeteiligung: Eine offene Debatte mit allen Leipziger/-innen, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden. ++++++++++++++Genau diese Forderung haben wir mit unseren Anträgen zur Westseite Lindenauer Hafen vom ASG gefordert. Eine NICHT fertige Realisierung zum Baufeld 1 zeigt die Schwäche des bisherigen Vorgehens.

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