Es läuft eine Menge falsch im deutschen Bahnverkehr. Alle Fehler, die in den 1990er Jahren gemacht wurden, zeigen sich jetzt mit schmerzhaften Folgen im ganzen System. Starke Güterverkehrsstrecken fehlen, Milliarden fließen in überteuerte Prestigeprojekte, dafür bleibt eine elementare Bahnverbindung wie die von Leipzig nach Chemnitz im Flickschustermodus. Und das bleibt auch noch mit der Einordnung im Bundesverkehrswegeplan so, kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn.

Damit nimmt er die Kritik der Landräte aus den Landkreisen Nordsachen und Leipzig auf, die vor allem die völlig falsche Wegeführung des geplanten Streckenneubaus kritisieren. Mit dem unbedingten Willen, die neue Verbindung durch den Leipziger City-Tunnel führen zu wollen, wird ein wesentlicher Teil der Region abgehängt und die Fahrtdauer zwischen den beiden Großstädten verlängert sich auch noch völlig unnötig.

Ganz ähnlich klingt auch die Kritik von Pro Bahn.

Das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) gab im November 2018 bekannt, dass die Ausbaustrecke Chemnitz – Leipzig vom potentiellen in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufsteigt. Es sieht jedoch nur die Elektrifizierung der Trasse zwischen Chemnitz und Geithain sowie eine Streckenführung des Fernverkehrs über Borna und den City-Tunnel in den Leipziger Hauptbahnhof vor. Der Fahrgastverband Pro Bahn lehnt diese Variante ab.

Der Fahrgastverband kritisiert die aktuellen Ausbaupläne der Strecke Chemnitz – Leipzig als enttäuschend und völlig unzureichend.

Markus Haubold, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn für Südwestsachsen, erklärt dazu: „Um zwischen Chemnitz und Leipzig weiterhin einen attraktiven Personenverkehr für alle Fahrgastgruppen anbieten zu können, ist ein umsteigefreier, im Stundentakt über Bad Lausick verkehrender Regionalexpress mit möglichst kurzen Fahrtzeiten unerlässlich.“

Nach den vorliegenden Plänen müsste sich in diesen Stundentakt zwischen Geithain und Chemnitz zusätzlich eine Fernverkehrsverbindung einfügen.

„Eine überwiegend eingleisige Strecke zwischen Chemnitz und Geithain kann eine solche Kombination von Fern- und Nahverkehr nicht bewältigen. Der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung sind daher unbedingt erforderlich“, warnt Haubold. Er schlägt einen zweistufigen Ausbau vor: In einer ersten Stufe wird der Abschnitt Chemnitz – Geithain durchgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert, in einer zweiten Stufe folgt der Abschnitt Geithain – Leipzig über Bad Lausick.

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert den Freistaat Sachsen dazu auf, sich nachdrücklich für den kompletten zweigleisigen Ausbau und Elektrifizierung der Trasse Chemnitz – Leipzig mit der Streckenführung über Bad Lausick einzusetzen.

„Für eine schnelle Verbesserung der Bahnanbindung der Wirtschaftsregion Chemnitz/Zwickau ist der Freistaat Sachsen klar in der Verantwortung, auch finanziell in Vorleistung zu gehen“, bekräftigt Ronny Hausdorf, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Mitteldeutschland. „Wir begrüßen daher den Vorstoß der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft ausdrücklich, auf diesem Wege eine schnelle Lösung zu finden.“

Landräte Emanuel und Graichen haben ihre Bauchschmerzen mit der Trassenführung für Fernbahnstrecke Leipzig – Chemnitz

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