Das Ritual ist Leipziger Fußballfans längst vertraut. Kaum verabredet RB Leipzig ein Testspiel gegen einen namhaften deutschen Club, blasen dessen Anhänger zum Protest, um mit vereinten Kräften die Absage des Kicks zu erzwingen. Zuletzt knickten im Juni die Stuttgarter Kickers ein und sagten ein vereinbartes Freundschaftsspiel ab. Jetzt drehen Leipziger Ultras erstmals den Spieß um und verlangen ihrerseits, RB Leipzig möge am 29. Juli nicht gegen den FC Ingolstadt antreten.

Die Ultragruppe Red Aces fordert in einem offenen Brief an die RasenBallsport Leipzig GmbH, der Zweitligist möge den Test gegen den 2004 gegründeten Traditionsverein FC Ingolstadt absagen. “Es gehört nicht zu unserer Philosophie, zu unserer Seele, gegen etablierte Traditionsvereine wie Ingolstadt zu spielen.”

Als Gesellschaft mit beschränkter Haftung sei das erklärte, einzige Ziel, möglichst viele Kapitalgewinne zu erwirtschaften. “Kulturelle, traditionelle Besonderheiten sowie moralische Bedenken spielen dabei höchstenfalls eine mindere Nebenrolle”, analysieren die Ultras. “Im krassen Gegensatz dazu geht es Traditionsvereinen maximal um ökonomische Konsolidierung, vor allem aber um die Wahrung einer speziellen Geschichte, die sich zu einer Identität, welche ganz besondere Ideale evoziert, formt.”

Die Red Aces bekunden, schon eine Petition gegen das Testspiel eingerichtet zu haben, um Druck “auf die beschränkt Haftbaren” auszuüben. Der beigefügte Link zu einer bekannten Webplattform für solcherlei Unterschriftensammlungen funktioniert allerdings “aus stilistischen Gründen” nicht. Abschließend zitieren die Verfasser den französischen Philosophen La Rochefoucauld. “Denn die einzig guten Kopien sind die, aus denen wir die Lächerlichkeit schlechter Originale erkennen.”

Ob RB Leipzig einknicken wird, ist noch nicht bekannt. Auf der anderen Seite tut sich ebenfalls etwas. Die Facebook-Seite des FC Ingolstadt wird seit letzter Woche von RB-Gegnern aus ganz Deutschland zugespamt.

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