Das Tischtuch war schon länger zerschnitten, nun ist es offiziell: René Gruschka, ehemaliges Präsidiumsmitglied und Teammanager, ist als Mitarbeiter der Spielbetriebs-GmbH des 1. FC Lok Leipzig entlassen worden. "Schwerwiegende Gründe" gibt der Verein an, ohne ins Detail zu gehen. Wahrscheinlich auch, um Gruschka zu schützen. Nach einem Interview hatten sich Vereinsgremien und der 50-Jährige bereits entliebt.

Die Meldung kam am Freitagvormittag über die Vereins-App: „FCL TRENNT SICH VON RENÈ GRUSCHKA“. Konkrete Hintergründe zur Entlassung enthielt die knappe Mitteilung nicht. Den ehemaligen Vize-Präsidenten und Team-Manager, „der zuletzt andere Aufgaben in der Lok Leipzig SpielbetriebsGmbH inne hatte“ zu entlassen, war keine „Ad—Hoc-Entscheidung“, sondern habe den Verein mehr als ein halbes Jahr beschäftigt, heißt es da nur.

Nach L-IZ-Informationen stand die weitere Zusammenarbeit schon im letzten Jahr auf der Kippe. René Gruschkas Äußerungen gegenüber der BILD-Zeitung in der vergangenen Woche ließen die Wärmegrade zwischen Präsidium und dem Ex-Mitstreiter unter 0 Grad Celsius fallen. Dort unterstellte er dem Präsidium, dass sich nach seinem beim Spiel gegen RB II erlittenen Hörsturz niemand um ihn gekümmert habe – im Gegensatz zu den Fans.

Das brachte das Gremium zum Kochen. Immerhin hatte ihn Vizepräsident Thomas Löwe im Krankenhaus besucht und auch Weihnachten, dem Fest der Familie, zum Festessen zu seiner Familie eingeladen, um etwas Gesellschaft zu bieten.

Im Sommer war der 50-Jährige schon als Teammanager entlassen worden. Damals wie heute wollen sich weder Verein noch Spielbetriebs-GmbH zu den Gründen äußern. René Gruschka will auf Anfrage von L-IZ.de ebenfalls nichts sagen. „Ich habe Einspruch eingelegt, kann mich daher nicht äußern.“ Der BILD-Zeitung sagte Gruschka lediglich, dass er „einen Fehler gemacht habe“ und auch dafür bestraft worden sei. Dem Verein habe er weder „finanziell noch imagemäßig“ geschadet.

Laut L-IZ-Informationen war die Causa Gruschka in den Vereinsgremien zuletzt häufiger Thema, gab es arbeitsrechtliche Schritte. Unter anderem fuhr Gruschka ohne Führerschein im Namen des Vereins auch Nachwuchsspieler durch die Gegend – mit dem Auto eines Sponsors. Dort gab es Konsequenzen. „Bei einem anderen Arbeitgeber wäre René schon längst entlassen worden“, heißt es aus Vereinskreisen.

Um mit Gruschka einen zu schützen, der im Jahr 2013 dazu beitrug, den 1. FC Lok Leipzig vor dem Untergang zu bewahren, schweigt der Club – und ist dadurch im kommunikativen Dilemma. Gerüchte über die wahren Hintergründe wabern vor allem durch die sozialen Netzwerke – und auch der Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH, Martin Mieth, wird wieder mal als Schuldiger ins Spiel gebracht. Doch die Entscheidung gegen Gruschka fiel – dem Vernehmen nach – einstimmig.

+++ Update +++ 14.01.2017 +++

Kurz nach Mitternacht äußerte sich René Gruschka auf seiner Facebook-Seite dann doch ausführlich – und öffentlich – zum Hintergrund der Kündigung:

So damit es aufhört mir hier oder anderswo irgendwelche hirnrissigen Dinge zu unterstellen, wie ich hätte mich an LOK bereichert, in irgendeine Kasse gegriffen oder gar Verantwortliche des Vereins tätlich angegriffen, oute ich mich da es irgendwann rauskommt und ich nicht möchte , dass irgendwas dazu gedichtet wird. Ich bin ohne gültigen Führerschein Auto gefahren. Ich habe dadurch wissentlich andere in Gefahr gebracht und bin meiner Vorbildwirkung in meiner Tätigkeit nicht gerecht geworden. Ich wurde für mein Vergehen von Gesetzeswegen dafür bestraft und habe mich dafür zu verantworten gehabt. Dafür wurde ich zurecht von meinem Posten als Teammanager vorerst enthoben.

Ich habe die mir aufgetragenen Arbeiten angenommen und auch erfüllt. Das mir nun nach über einen halben Jahr danach die Kündigung ausgesprochen wurde hat mich kalt erwischt. Ich betone nochmal alles andere was mir jetzt angedichtet werden soll durch Nachrichten die ich jetzt hier über FB erhalte entsprechen nicht der Wahrheit. Ich stehe dazu das ich diesen Fehler begangen habe und in dieser Beziehung nicht ehrlich gewesen bin. Dafür habe ich mich bei den Verantwortlichen im Verein im Nachhinein entschuldigt.

Damit hat das spekulieren ein Ende und ich hoffe das weitere Nachrichten mit den Inhalten man hätte dies oder das gehört nun unterbleiben. Ich entschuldige mich nochmals für mein Fehlverhalten und versichere nochmal das der Verein dadurch keinen Schaden genommen hat. Ich bin mir jedoch auch bewusst das dem Verein durch mein Fehlverhalten ein Schaden hätte entstehen können und ich das Vertrauen der Verantwortlichen des Vereins missbraucht habe. Ich möchte aber auch darauf hinweisen das ich im Bildartikel vom 5. Januar 2017 niemanden etwas unterstellt habe und auch niemanden diskreditiert habe. Das ist dort ganz klar nach zu lesen.” René Gruschka

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