Mit Viggo Kristjannson kam im Team des TVB Stuttgart ein alter Bekannter nach Leipzig. Dass er und seine Teamkollegen nicht zum Teetrinken und auf einen Plausch in der Arena vorbeischauten, machten sie allerdings früh deutlich. Mit Nationaltorhüter Johannes Bitter zwischen den Pfosten hatten die Gäste einen starken Rückhalt. Diesen bot aufseiten der Hausherren auch Joel Birlehm, denn sonst hätte wohl schon zur Pause ein unangenehm großer Rückstand auf der Anzeigetafel gestanden.

Mit vielen technischen Fehlern und ungenauen Anspielen wirkte die Offensive des SC DHfK in der kompletten ersten Hälfte zu zahnlos. Stuttgart – vor der Partie Vierzehnter in der Tabelle – wirkte nicht wie der Außenseiter, zu dem Trainer Jürgen Schweikardt die Seinen erklärt hatte. Die Leipziger kamen trotz etlicher Paraden von Joel Birlehm nie zu erfolgreichen Tempoangriffen.

Eine Chance bot sich nach einem abgefangenen Pass durch Lukas Krzikalla. Er stürmte Richtung gegnerischem Tor los, verlor jedoch kurz vor der 9-Meter-Linie den Ball im Dribbling. Generell erwischte der Rechtsaußen nicht den besten Start, gegen Ende der ersten Halbzeit gelangen ihm jedoch noch zwei Treffer aus dem Feld.

Die Leipziger hatten gegen Stuttgart in der Abwehr mehr zu tun, als ihnen lieb sein konnte. Foto: Jan Kaefer
Die Leipziger hatten gegen Stuttgart in der Abwehr mehr zu tun, als ihnen lieb sein konnte. Foto: Jan Kaefer

Auch das Rückzugverhalten, dessen Wichtigkeit am Donnerstag bei der Pressekonferenz nach der Begegnung gegen TuSEM Essen auch von André Haber betont worden war, passte nicht. Nach Fehlpässen überspielten die Schwaben die wenigen zurückweichenden Leipziger relativ einfach.

Lediglich vier geblockte Würfe und Birlehms acht Paraden hielten den Rückstand zur Pause bei erträglichen zwei Toren (10:12). Andrè Haber: „Viele technische Fehler haben uns heute das Spiel gekostet. Nach der Nationalmannschaftspause bleibt nicht viel Zeit, etwas zu korrigieren. Das müssen wir nun verbal hinkriegen.“

Eine Aufholjagd konnten die Leipziger auch nach Wiederanpfiff nicht gleich starten. Die beiden Hochgeschossenenen Dominik Weiß und Samuel Röthlisberger im TVB-Mittelblock machten Aktionen aus dem Rückraum schwer, bei Pässen an den Kreis passten die Schwaben gut auf und Anspiele auf die Außen gerieten weiter zeitweise ungenau. So hielten die Besucher aus dem Ländle den Abstand lange konstant. Auch weil Andrè Habers Männer im Angriff weiter Spielzüge mit Fehlpässen beendeten und teilweise gar nicht zum Abschluss kamen.

Philipp Weber fliegt auf Nationalteam-Kollegen Johannes Bitter im Stuttgarter Tor zu. Foto: Jan Kaefer
Philipp Weber fliegt auf Nationalteam-Kollegen Johannes Bitter im Stuttgarter Tor zu. Foto: Jan Kaefer

Es kam mit einem Lattentreffer und einem Wurf an den Pfosten auch noch Pech dazu, allerdings auch forciert durch eine starke gegnerische Deckung. Nach einer Auszeit brachte Haber Luca Witzke als Spielmacher, aber auch sein Kontrahent stellte taktisch um und erzielte mit der 3-3-Verteidigung und Druck auf den Eingewechselten einen Ballgewinn.

Der Abstand blieb zunächst bei mittlerweile drei Toren, doch ausgerechnet in der Schlussphase erlaubten sich die Gäste eine kleine Schwächephase und Leipzig kam wieder auf 19:20 heran. Torwart Joachim „Jogi“ Bitter gab zu: „Das Spiel hätte nicht viel länger dauern dürfen, wir haben uns über die Zeit gerettet und zum Ende gingen etwas die Kräfte aus. Allerdings haben wir es gut geschafft, beim Ausgleich nie nervös zu werden.“

Verdienterweise setzte sich heute der selbsternannte David gegen einen ungewohnt klein daherkommenden Goliath durch. Dies geschah einerseits mittels eines zweifelhaften Siebenmeters, den ausgerechnet Kristjannson in die Maschen setzte. Auch den letzten Nagel schlug er in den Sarg für die Leipziger und traf aus dem Spiel zum Endstand.

Ex-Leipziger Viggo Kristjansson machte 6 Buden und feiert mit Trainer Jürgen Schweikhardt den Auswärtssieg. Foto: Jan Kaefer
Ex-Leipziger Viggo Kristjansson machte 6 Buden und feiert mit Trainer Jürgen Schweikhardt den Auswärtssieg. Foto: Jan Kaefer

Damit bewies er endgültig, dass er und die Seinen wirklich nicht zum Sonntagstee nach Leipzig gekommen waren. Der wäre ohnehin nicht konform mit derzeitigen Kontaktbeschränkungen. Mit einem „Auswärtssieg!, Auswärtssieg!“ bejubelten die Gäste ihren Erfolg. Somit hat Leipzig nun beide Saison-Partien gegen Stuttgart verloren.

Der Nationaltorhüter wagte auch noch einen Ausblick auf das Olympia-Qualifikationsturnier ab kommenden Freitag: „Das werden harte Aufgaben. Schweden ist als Vizeweltmeister ein starker Gegner und auch Slowenien hat zuletzt gut gespielt.“ Zwar sei Deutschland in Top-Besetzung dabei, aber durch die Rückkehr des Kieler Blocks nicht eingespielt. Aus Leipzig wird Philipp Weber bei den Spielen in Berlin mit auf der Platte stehen.

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