Passend zum Duell gegen den Favoriten und Meisterschaftsanwärter von der Küste, haben am Donnerstagabend die Leipziger Handballmänner seit Oktober das erste Mal vor Publikum gespielt. 1.000 Zuschauer konnten durch die inzwischen gesunkenen Infektionszahlen im Rahmen eines Modellprojekts wieder mitfiebern und sahen einen leidenschaftlichen Beginn. Diesen bremste das Schiedsrichtergespann mit einer roten Karte gegen Alen Milosevic aus.

Dass der Schweizer seinem Gegenspieler nichts Böses wollte, war von der Tribüne aus zu sehen. Jedoch rutschte er unglücklich weg und schlitterte beim Versuch, sich abzufangen, in den Laufweg von Harald Reinkind. Die Schiedsrichter schienen eine absichtliche Grätsche zu unterstellen und gaben glatt die rote Karte. Zugegeben, der Kontakt sah übel aus, Milosevic selbst sagte später, er sei froh, noch laufen zu können. 100 Prozent sicher sein, dass nichts verletzt sei, könne er allerdings nicht und habe die Aktion nicht kontrollieren können. Fernsehbilder geben ihm recht.

So ganz erholten sich die Hausherren davon nicht, kassierten in den Folgeminuten weitere Zeitstrafen und spielten so lange Zeit in Unterzahl. Diese Disbalance ermöglichte leichte Kieler Tore und aus dem furiosen 3:0 der ersten Minuten wurde ein 5:8 nach 14 Minuten. André Haber nahm zu diesem Zeitpunkt eine erste Auszeit. Einfacher machte die Disqualifikation des Kreisläufers die Partie auf keinen Fall.

„Ja, das tat uns weh“, bekräftigte auch Maciej Gebala. Der Pole wechselt normalerweise mit Milosevic ab. „Wenn ich weiß, ich muss fast 60 Minuten das Feld rauf und runter rennen, kann ich mir nur meine Kräfte einteilen, das ist in mancher Szene vielleicht nicht genug. Anders ist es aber nicht möglich.“

Auch die Bank der Norddeutschen hatte gegen Ende der ersten Halbzeit ihre Gründe, sich aufzuregen. Eine gelbe Karte gab es hier ebenso wie zuvor gegen André Haber. Durch viele Pfiffe ging allerdings der Spielfluss in einer potenziell schönen Partie verloren. Immerhin blieb der Abstand größtenteils bei den drei Toren aus der Mitte der ersten Hälfte, bevor kurz vor der Pausensirene in einer weiteren Unterzahl das Tor der Gastgeber leer stand, was die Schleswig-Holsteiner noch einmal nutzten.

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 31. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. THW Kiel am 27.05.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Maciej GEBALA (28, SC DHfK Leipzig)
Nach dem frühen Platzverweis gegen Alen Milosevic bekam Maciej Gebala mehr Laufarbeit als gedacht. Foto: Jan Kaefer

Und die Männer von der Förde ließen in der Deckung nicht nach, unermüdlich dirigiert von ihrem Trainer Filip Jicha. Der tänzelte die Außenlinie vor seiner Bank auf und ab und signalisierte, was an Abständen und Bewegungen noch nicht optimal lief im Verbund. Allzu viel Luft hatten die Leipziger offensiv allerdings ohnehin nicht in der zweiten Hälfte.

Was an Würfen am starken Innenblock vorbeiging, fischte oft genug der Weltklassemann Niklas Landin Jacobsen zwischen den Pfosten weg. Hinzu gesellten sich einige übereilte Aktionen und Richtung Ende des Spiels auch gehäuft eigene Fehler der Sachsen. „Die technischen Fehler waren ärgerlich, ohne diese können wir das Spiel schon ein wenig enger gestalten, denke ich“, sagte Maciej Gebala nach der Partie.

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 31. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. THW Kiel am 27.05.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Marko MAMIC (22, SC DHfK Leipzig) wirft gegen Hendrik PEKELER (61, THW Kiel)
Kein leichtes Durchkommen gegen den Tabellenführer aus Kiel. Foto: Jan Kaefer

Kiel führte mittlerweile mit acht Toren und erlaubte sich auch mal einen dreifachen Wechsel für die Defensive. Die dann wieder weit aufrückte und es schwer machten, in die Nähe des Kreises zu spielen. „Ja sie haben uns gut weggehalten und unsere Fehler mit Tempogegenstößen bestraft“, analysierte Lucas Krzikalla. „Dazu haben sie mit vielen Stopp-Fouls erreicht, dass wir oft ins Zeitspiel kamen.“ Julius-Meyer Siebert und Elias Gansau konnten noch beweisen, dass sie keine Angst vor großen Namen haben.

Es blieb die Freude wieder einmal vor Fans gespielt zu haben. „Die 1.000 Zuschauer haben sich nach der langen Zeit angefühlt wie 5.000“, so Maciej Gebala. Auch Gäste-Trainer Filip Jicha hatte „Gänsehaut“ als die Heimmannschaft einlief und freute sich aufrichtig für den Start in Leipzig. Am nächsten Mittwoch gegen die GWD Minden kann das Modellprojekt weitere Erkenntnisse zu Veranstaltungen unter einem Hallendach erbringen.

Die Statistik zum Spiel:
https://www.liquimoly-hbl.de/…sc-dhfk-leipzig—thw-kiel/

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 31. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. THW Kiel am 27.05.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Martin LARSEN (17, SC DHfK Leipzig) in der Zange von Oskar SUNNEFELDT (9, THW Kiel) und Hendrik PEKELER (61, THW Kiel)
Martin Larsen (Leipzig) wird von Oskar Sunnefeldt und Hendrik Pekeler in die Zange genommen. Foto: Jan Kaefer

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