Erneut haben die Handballer des SC DHfK Leipzig gegen einen schon feststehenden Absteiger gespielt und gewonnen. Die 1.863 Zuschauer heizten schon vor Beginn gut ein. Emotional war auch der Abschied von vier Spielern. Philipp Weber wechselt nach Magdeburg, Martin Larsen zurück in die dänische Heimat - außerdem gehen nach der Saison Bastian Roscheck und der heute verletzt aussetzende Niclas Pieczkowski. Die anderen Abgänge kamen zum Einsatz und drückten der Partie noch einmal ihre Stempel auf.

Mit Schwung startete auch Martin Larsen und servierte einen guten Pass für Lucas Krzikalla zum 1:0. Wenige Minuten später entstand kurz der Eindruck, sein letztes Heimspiel ginge nicht spurlos an Larsen vorbei. Zunächst vergaß er vor dem Abtrocknen des Balls, dem Schiedsrichter ein kurzes Zeichen zu geben, denn die Spielleiter stoppen in so einer Situation die Zeit.

Gleich darauf drehte er sich etwas früh von Luca Witzke weg, so dass dessen Pass den Dänen im Rücken erwischte. Das Schiedsrichter-Gespann ließ Gnade vor Recht ergehen und entschied statt technischen Fehlers auf weiterspielen. Die Situationen zeigten, auch Profisportler sind Menschen und die Emotionen eines letzten Auftritts bei einer Station nicht immer leicht zu verarbeiten.

Dennoch dominierten die Hausherren bis zur 15.Minute, bevor die HSG so richtig ins Spiel kam. Eine 9:5-Führung schmolz so zum 10:9 dahin. Optisch waren die Leipziger weiter gut dabei, doch es sprang weniger Zählbares heraus. Das lag auch an Fehlwürfen während der letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit. Und so drehten die Gäste das Spiel sogar und gingen mit einem 11:12 in die Pause. Die letzten 90 Sekunden wirkten die Leipziger dabei schon etwas abwesend und machten es dem Gegner zu leicht, noch zwei Tore zu erzielen.

Der Rückstand wuchs sogar an, da Nordhorn-Lingen nicht gewillt war, zum Heimspiel-Abschluss Geschenke zu machen. André Habers Männer begannen auch diesen Spielabschnitt mit Fehlwürfen. Bis zur 50. Spielminute fiel das Niveau auf beiden Seiten, und es gab wenig schöne Aktionen zu sehen. André Haber nahm daraufhin seine zweite Auszeit.

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 37. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. HSG Nordhorn-Lingen am 23.06.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Martin LARSEN (17, SC DHfK Leipzig) wirft
Martin Larsen in seinem letzten Spiel im SC DHfK-Trikot. Foto: Jan Kaefer

Dies schien eine gute Entscheidung. Mit zwei Treffern kamen die Sachsen wieder auf 19:20 heran und mobilisierten so noch einmal das Publikum. Das Zusammenspiel der Akteure auf der Platte mit den Zuschauern setzte offenbar neue Kräfte frei, denn als wäre ein Schalter umgelegt, kam wieder Zug in die Angriffsaktionen. Auch der eingewechselte Torwart Joel Birlehm hielt wieder einige Bälle und bediente auch Bastian Roscheck zwei Minuten vor Schluss, der noch einmal zu einem seiner selteneren Tore kam. So konnte die Verabschiedung doch nach einem 24:21-Erfolg in positiver Stimmung erfolgen.

Aus Gästesicht fiel das Ergebnis sicher schmeichelhaft aus: „Wir haben toll gespielt, aber nicht genug Tore erzielt. Am gegnerischen Torhüter sind wir heute öfter gescheitert, das ist bitter“, so das Fazit von Gästetrainer Daniel Kubes. Sein Leipziger Gegenüber André Haber schätzte ein: „Wir haben ein paar Würfe zuviel daneben gesetzt. Der Sieg freut mich wahnsinnig, auch für die vier, die uns verlassen. Dramaturgisch ging es nicht besser, das war ein Kampf mit der HSG.“

Abschied von vier Spielern und einer Legende

Dann begann die „dritte Halbzeit“, die allerdings nicht wie in pandemiefreien Zeiten als lockere Feier hinter dem Zuschauerbereich stattfinden konnte, sondern mit den Zuschauern weiter auf den Plätzen. Nach einer Dankesrede von Karsten Günther, in der er Zuschauer, Sponsoren, Helfer und das persönliche Umfeld der Spieler bedachte und auch diesen für eine lange Saison dankte. Als erster wurde Thomas Oehlrich als langjähriger Spieler der ersten Mannschaft und „Legende“ verabschiedet und blieb sich treu: „Ich bin kein Mann der vielen Worte, daher einfach „Danke, Danke Danke“. Ab sofort schmückt sein Trikot mit der Rückennummer 10 auch die Ruhmeshalle der SC DHfK-Handballer unterm Dach der Arena.

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 37. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. HSG Nordhorn-Lingen am 23.06.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Thomas OEHLRICH (SC DHfK Leipzig) erhielt zum Abschied einen Platz in der Hall of Fame.
Thomas Oehlrich ist nun in der Hall of Fame des SC DHfK verewigt. Foto: Jan Kaefer

Nationalspieler Philipp Weber war sich bei der Pressekonferenz vor dem Spiel nicht sicher, ob er Tränen zurückhalten könne. Er bekam ein Ehrentrikot für seine über 1.000 Tore im SC DHfK-Dress. Und die Tränen hatte dafür Karsten Günther in den Augen, als er Niclas Pieczkowski nach einer verletzungsreichen Saison verabschiedete.

Ebenfalls ein Ehrentrikot bekam Bastian Roscheck für über 250 Partien als DHfK-Sportler. André Haber stellte noch einmal heraus, dass das stärkste Saisonviertel aller Zeiten in diese lange Spielzeit fiel und ihn dies sehr stolz mache, da die Mannschaft zeige, dass sie nicht aufstecke. Dies gilt es noch ein letztes Mal beim Spiel in Hannover zu zeigen, das am Sonntag den wirklichen Abschluss der Saison bildet und an das Kapitän Alen Milosevic mahnend erinnerte.

Handball, 1. Bundesliga, Saison 2020/ 2021, 37. Spieltag: SC DHfK Leipzig vs. HSG Nordhorn-Lingen am 23.06.21 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Im Bild: Philipp WEBER (20, SC DHfK Leipzig) wurde beim Abschied auch fuer seine mehr als 1000 Tore für Leipzig geehrt
Mehr als 1.000 Tore hatte Philipp Weber in seiner Zeit beim SC DHfK für die Leipziger erzielt. Foto: Jan Kaefer

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