Es war zum Heulen. Sowohl vor dem Abpfiff als auch danach. Nach einer reichlich desillusionierenden Bundesliga-Saison wollten sich die Handballer des SC DHfK im letzten Heimspiel zumindest mit einer versöhnlichen Vorstellung von ihrem treuen Leipziger Publikum verabschieden. Es blieb beim Wollen, denn der Plan misslang gründlich.

Über 4.500 Handball-Fans waren am Mittwochabend zum Heimspielausklang in die Arena Leipzig geströmt. So richtig happy waren am Ende allerdings nur die zwei Handvoll Bietigheimer unter ihnen, die die Partie von einer Ecke unterm Dach aus begeistert mitverfolgt hatten. Denn ihre SG BBM Bieitgheim steckt in argen Abstiegsnöten und braucht dringend jeden einzelnen Punkt.

Gegen die grün-weißen Leipziger sprangen beim klaren 25:34 sogar zwei wichtige Zähler heraus. Und das hatte sich bereits früh in der Partie angedeutet. Die beste Phase beschränkte sich beim Gastgeber auf die ersten 70 Sekunden. Das brachte eine 2:0-Führung und die Hoffnung auf den gewünschten versöhnlichen Abschluss. Diese wurde jäh zerstört, als Bietigheim kurz darauf mit 2:5 in Front zog und somit einen Vorsprung schaffte, dem Leipzig fortan vergeblich hinterherlief.

Friedrich Schmitt (29, SC DHfK Leipzig) gegen zwei Bietigheimer. Foto: Jan Kaefer

Bis zur Halbzeitpause hatten die Grün-Weißen lediglich neun eigene Tore vorzuweisen, mussten aber bereits 18 Gegentreffer hinnehmen. Es spricht für das Leipziger Publikum, ihre Mannschaft nicht mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabinen geschickt zu haben. Im zweiten Durchgang gestaltete sich die Partie ausgeglichen, beide Teams trafen noch 16 mal. Das bedeutet allerdings auch, dass der SC DHfK den deutlichen Neun-Tore-Rückstand nicht mehr verkürzen konnte.

Schöne Geste: Die Bietigheimer nahmen eine halbe Minute vor Abpfiff noch eine Auszeit, nur um es den Leipzigern zu ermöglichen, ihren beiden langjährigen Akteuren Luca Witzke und Kristian Saeveras zu deren Abschied vor vollem Haus einen würdigen Standing-Ovations-Moment zu schenken.

Ein letztes Mal vor heimischem Publikum im Leipzig-Trikot am Ball: Luca Witzke. Foto: Jan Kaefer

Im Anschluss an die Partie folgte zudem die offizielle Verabschiedung aller Spieler, die den SC DHfK verlassen werden. So wird Jonas Hönicke künftig als B-Jugend-Coach und als Sportschullehre aktiv sein. Für Stephan Seitz geht es sportlich in Eisenach weiter, Friedrich Schmitt zieht es nach Ludwigshafen.

Kristian Saeveras, der fünf Jahre lang das SC DHfK-Tor gehütet hatte, wechselt nach Göppingen. Während des Videorückblicks seiner Leipzig-Momente, inklusive einer persönlichen Grußbotschaft seiner Familie, trieb es dem Norweger die Tränen der Rührung in die Augen.

Emotionen bei Torwart Kristian Saeveras (12, SC DHfK Leipzig) während seiner Verabschiedung. Foto: Jan Kaefer

Die gleiche Erfahrung machte wenig später auch Luca Witzke. Der war 2019 als Zweitliga-Spieler vom TUSEM Essen nach Leipzig gekommen und hat sich hier zum Führungsspieler und Vize-Olympiasieger entwickelt. „Ich bin vor sechs Jahren weg von meiner Familie, meinen Freunden und meiner Heimat. Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich habe Freunde gefunden, durfte bestimmte Menschen lieben lernen. All das hat mich zu dem Menschen und Spieler gemacht, der ich jetzt bin“, so der 26-Jährige, der künftig für die SG Flensburg-Handewitt auf Torjagd gehen wird.

Am kommenden Sonntag stehen die Leipziger aber alle noch ein letztes Mal gemeinsam auf der Platte. Der abschließende Spieltag der Saison führt den SC DHfK dann zum TVB Stuttgart. Und dort wird es richtig zur Sache gehen. Denn die Stuttgarter stehen aktuell auf einem Abstiegsplatz und könnten diesen durch einen Sieg möglicherweise im letzten Moment noch verlassen. Wie auch immer dieses Spiel endet, für die Leipziger wird unterm Strich mit Platz 12 oder 13 die bisher schlechteste Abschlussplatzierung ihrer 10-jährigen Bundesliga-Zugehörigkeit stehen.

Alles was zählt! – große Fahne am Fanblock des SC DHfK Leipzig. Foto: Jan Kaefer

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