Pingpong zu spielen, besser gesagt Tischtennis, hilft Menschen mit Morbus Parkinson dabei, das Fortschreiten der Krankheits-Symptome zu verlangsamen. Das wurde durch wissenschaftliche Studien bestätigt. In Leipzig gibt es beim Verein Leutzscher Füchse die Gruppe der „Silberfüchse“, in der ältere Menschen (ü 60) mit und ohne Morbus Parkinson gemeinsam Tischtennis spielen.

Der Tischtennisverein Leutzscher Füchse 1990 e.V., wurde, wie der Name schon sagt, 1990 gegründet, lange Zeit waren die Trainingsstätten nicht optimal. Seit 2024 sind sie im ehemaligen UT Kleinzschocher beheimatet, welches in eigener Regie ausgebaut wurde.

Der Fuchsbau ist eine optimale Trainings- und Wettkampfstätte für den Tischtennissport. Dort trainieren Männer und Frauen der verschiedenen Altersklassen, die Silberfüchse und auch eine Para-Gruppe, also Menschen mit Behinderungen, darunter Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer.

DieTischtennishalle der Leutzscher Füchse. Foto: Thomas Köhler
Tischtennishalle der Leutzscher Füchse. Foto: Thomas Köhler

Tischtennis ist für Menschen mit Morbus Parkinson aber nicht nur Therapie, es ist für sie auch ein vollwertiger Wettkampfsport. In diesem Jahr fanden die „Ping Pong Parkinson World Championships“, diesmal in Lignano Sabbiadoro (Italien) statt und die Füchse waren dort erfolgreich vertreten.

Vom 20. bis 26. Oktober spielten Viola Eberlein, Klaus Müller (Kategorie II) und Heiko Rauchmaul, von den Leutzscher Füchsen, um Medaillen in Einzel- und Doppelwettbewerben. Viola und Heiko erreichten im Mixed das Viertelfinale der Kategorie III und schieden dann gegen die späteren Weltmeister aus. Im Damendoppel Klasse III wurde Viola Eberlein mit Claudia Praße aus Zwickau Weltmeisterin.

Das Training der Silberfüchse am Donnerstag, dem 6. November, war für mich, der ebenfalls im Verein aktiv ist, eine gute Gelegenheit, um mit Viola zu sprechen.

Begehrte Weltmeister-Medaille, Foto: Thomas Köhler
Weltmeister-Medaille. Foto: Thomas Köhler

Viola, zuerst nochmal Glückwünsche zum Weltmeistertitel. Du bist ja im Einzelwettbewerb Damen, im Mix und im Damendoppel angetreten, wie viele Spiele hattest Du denn?

Ich habe nie gezählt, wie viele Spiele ich eigentlich hatte. Aber ich bin in 3 Spielarten eingetreten. Und zwar als Einzel, als Damendoppel und im Mix mit meinem Trainingspartner aus Leipzig, Heiko Rauchmaul. Der hat mir übrigens als Erster die Tischtenniskelle in die Hand gegeben und gezeigt hat, wie man Tischtennis spielt.

In allen 3 Disziplinen ist es so, dass zuerst eine Gruppenphase gespielt wird. Im Damen-Einzeln habe ich die Gruppenphase mit dem zweiten Platz abgeschlossen. Dann kam die Gruppe der letzten 16, danach die der letzten 8. Die Gruppe der letzten 4 war mir dann nicht mehr möglich, weil mich die spätere Siegerin da besiegt hat.

Frau Viola Eberlein beim Training. Foto: Thomas Köhler
Viola Eberlein beim Training. Foto: Thomas Köhler

Wobei man dazu sagen muss, dass in solchen Veranstaltungen, bei denen Parkies spielen, alles freundschaftlich abgeht. Also wir konnten uns danach wieder nach freundschaftlich umarmen. Im Damendoppel sind Claudia und ich in einer Dreiergruppe angetreten. Das heißt, wir hatten nur zwei Spiele, die wir siegreich beenden konnten.

Und dann kamen die Ausscheidungen, die dann über die letzten 8, die letzten 4 und zum Schluss in die Medaillenränge und sogar bis zum Gold führten. Im Mix war es ähnlich. Wir hatten eine Dreiergruppe, haben zwei andere Paarungen besiegt und waren deshalb im 16er-Finale und im 8er-Finale. Dann war leider auch dort Schluss gegen die späteren Sieger.

Also Du bist quasi immer gegen die späteren Weltmeister rausgeflogen?

In diesem Fall war es so, ja.

Du spielst auch in nationalen Meisterschaften?

Im Plural ist das fast falsch. Ich habe meine ersten Wettkämpfe im Januar dieses Jahres gespielt. Das erste war die Sachsenmeisterschaft. Das zweite war im Sommer die deutsche Meisterschaft, man muss sagen die offene deutsche Meisterschaft, die ist im Prinzip auch international besetzt.

Da war es ähnlich. Auch da sind wir im Mix gegen die späteren Sieger ausgeschieden. Ich hatte eine Partnerin aus Zwickau, eine andere allerdings und wir haben immerhin Bronze gewonnen.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin.

Das war selbstverständlich nicht alles, was Viola zu sagen hatte. Wie sie zum Tischtennis gekommen ist, welche physischen und psychischen Effekte das für sie hat und was sie Menschen, bei denen Parkinson festgestellt wird, rät, ist im Video zu hören. Wir haben ein wenig gemeinsam gespielt. Damit es nicht langweilig wird, ist das Interview mit den Szenen garniert.

Heiko Rauchmaul, der Mixed-Partner von Viola, der ihr auch die Kelle in die Hand gedrückt hat, habe ich auch gesprochen. Er ist knapp 70 Jahre alt, hat Sport studiert und war Diplom-Sportlehrer an der DhfK Leipzig für Basketball und Wintersport. Heiko hat bereits an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen und war einmal auch selbst Weltmeister.

Unser Gesprächspartner Heiko Rauchmaul. Foto: Thomas Köhler
Gesprächspartner Heiko Rauchmaul. Foto: Thomas Köhler

Heiko, wie bist Du zum Tischtennis gekommen?

Nach meinem Ausscheiden aus dem Beruf, habe ich mich dann mehr dem Tischtennis zugewandt, weil sich der Parkinson eingeschlichen hatte. Es gab ja die festen Einsichten, dass Parkinson durch Tischtennis nicht bekämpft, aber ein bisschen in seiner Entwicklung eingedämmt werden kann.

Du kümmerst Dich ja auch um die Leute, die neu mit Parkinson herkommen. Wie hat sich das Tischtennis bei Dir selber ausgewirkt, also beispielsweise auf Konzentration und Reaktion?

Das sind alles so ziemlich theoretische Konstrukte, dass sich das positiv auswirkt. Das ist auch alles sehr logisch, aber eine echte experimentelle Studie gibt es dazu nicht. Da brauchte man 2 Gruppen, eine spielt Tischtennis, die andere nicht.

Dann vergleicht man die Entwicklung oder die Empfindung der Sportler. Das ist alles sehr individuell geprägt. Aber es gibt kaum jemanden, der sagt, das bekommt mir nicht gut. Viele merken echt etwas an der Motorik, dass die Auge-Hand-Koordination besser wird, dass die Reaktionsfähigkeit besser wird.

Bei Dir selbst auch?

Das ist jetzt schwierig. Dadurch, dass ich mein ganzes Leben lang Sport getrieben habe, komme ich von einem ziemlich hohen Niveau. Das ist der Vorteil, als Sportler hat man ein großes Potenzial an koordinativen Voraussetzungen, die jetzt ein bisschen abgebaut werden. Aber eben langsamer durch das Tischtennis spielen.

Dazu kommt die soziale Komponente. Du hast vielleicht gemerkt, wie unser Umgang miteinander ist. Der ist sehr wohlwollend und ausgesprochen konstruktiv. Alle die kommen freuen sich, man ist zu nichts verpflichtet. Wir lassen jeden hier eintreten. Es gibt die Füchse, die Halle gehört ja den Füchsen.

Wir sind nur die Parkies, die Parkinsonbetroffenen. Wir sind eine extra Gruppe innerhalb der Füchse. Da gibt es den PingPongParkinson-Verein, da sind wir auch Mitglied. Es gibt auch die internationalen Meisterschaften, von denen der Viola jetzt erfolgreich zurückkam.

Du warst schon fünfmal bei den Weltmeisterschaften und einmal sogar Weltmeister, wie geht es da weiter?

Ich war schon Weltmeister, das werde ich nicht mehr schaffen. Man kann den Parkinson ein bisschen eindämmen in seiner Entwicklung, aber nicht zurückdrängen. Der schreitet voran. Ich bin nicht mehr so, wie ich mal war. Die Fußarbeit ist nicht mehr so möglich. Da stolpert man immer mal, das kennt man ja von Parkies. Hier hinzufallen ist ja kein Problem, aber in der Stadt sich hinzuschmeißen, ist erstens nicht lustig, zweitens ein bisschen peinlich und drittens tut es auch noch weh.

Heiko, ich danke Dir für das Gespräch.

Fazit: Viola ist Weltmeisterin geworden, ein großer Erfolg für sie und den Verein. Viel wichtiger ist aber, dass sich bei den Füchsen Menschen mit und ohne Einschränkungen treffen, gemeinsam spielen, Spaß haben, neue Kontakte finden und damit auch noch etwas Gutes für ihre Gesundheit tun.

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