Wenn in Sachsen über die Abschaltung der Kohlekraftwerke diskutiert wird, fällt meistens auch der altkluge Spruch: "Geht nicht. Gibt ja keine Stromspeicher." Gibt es doch. Das wichtigste Pilotprojekt steht seit Oktober im Leipziger Norden. Denn was eine Autobatterie im fahrenden Auto kann, das kann sie auch in einer großen Speicherfarm. Zweites Leben inklusive.

Mit dem Projekt präsentierten sich jetzt die beiden Kooperationspartner BMW Group und e2m im Rahmen eines Pressegespräches auf der E-world in dieser Woche in Essen: Die Speicherfarm ist werksintern über eine BMW-IT-Lösung in alle Energieflüsse integriert und zum Virtuellen Kraftwerk (VKW) der e2m über eine standardisierte Schnittstelle angebunden. Diese Schnittstelle ermöglicht neben der lokal autonom agierenden Steuerung für Primärregeleenergie auch die Echtzeit-Übertragung sämtlicher Informationen an das VKW der e2m zur weiteren Optimierung der Vermarktungsoptionen.

Die Anlage wurde vor kurzem durch die e2m beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz präqualifiziert. 50 Hertz ist für das Stromnetz in Ostdeutschland verantwortlich. Und natürlich für die Regelung der Einspeisung. Die Speicherfarm erfüllt damit alle hohen Anforderungen der Primärregelenergie (PRL) und ist bereits aktiv in der Vermarktung, betont e2m. Damit gelingt es den Projektpartnern, schnell gute Erträge für die Speicherfarm zu realisieren, denn das Erlösniveau der PRL ist weiterhin sehr lukrativ, teilt das Leipziger Unternehmen mit.

Das damit zu den innovativen Tech-Unternehmen in Leipzig gehört.

Was steckt hinter e2m?

“Als unabhängiger Stromaggregator ist die Energy2market auf die Bewirtschaftung und Optimierung dynamischer Portfolios sowie die Vermarktung von Flexibilität aus dezentralen Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen spezialisiert”, beschreibt die in Plagwitz in der Weißenfelser Straße ansässige Firma ihr Arbeitsgebiet. Sie arbeitet also genau da, wo ein zunehmend flexibles Stromangebot und unterschiedliche Speichermöglichkeiten gemanagt werden müssen.

Wer heutzutage Speicherplatz für Strom besitzt, kann Geschäfte machen.

Oder im Fachdeutsch des Unternehmens: “Schwerpunkte des Geschäftes sind die fortlaufende Bewirtschaftung im Spot- und Intraday-Markt sowie die Nutzung bestehender physischer Flexibilität zum Positionsausgleich, als Handelsprodukt oder als Systemdienstleistung im Bereich Regelenergie. Mit über 3.400 MW vermarkteter Erzeugungsleistung aus EEG-Anlagen gehört die e2m zu den führenden Direktvermarktern Deutschlands. Als größter Poolanbieter für Regelleistung in Deutschland verfügt die e2m über die für die Vermarktung von Flexibilität notwendige Infrastruktur, Marktzugänge zu allen deutschen und zu internationalen Handelsmärkten.”

Und man muss auch nicht erst betonen, dass man in großen Unternehmen gedanklich schon viel weiter ist als die behäbigen Landesregierungen, denen es so schwerfällt, neue Energiestrukturen zu denken.

“Die Industrie in Europa hat schon vor Jahren begonnen, im Rahmen der Energiewende ebenso kreative wie energiewirtschaftlich vorbildliche Konzepte zu entwickeln – und die Umsetzungsphase beginnt jetzt”, teilt e2m mit.”Zu diesen Konzepten gehört auch die im Oktober 2017 eröffnete BMW Speicherfarm Leipzig – ein Projekt, das in Kooperation mit der Energy2Market GmbH (e2m) verwirklicht wurde.”

Für e2m sei diese Kooperation ein weiterer bedeutender Bestandteil ihrer Speicher-Aktivitäten. Schon seit längerem beschäftige sich der Betreiber eines der größten Virtuellen Kraftwerke (VKW) Deutschlands mit ökonomisch tragfähigen Lösungen für industrielle Großspeicher, Integration von Batteriespeichern in Windparks oder Subaggregationskonzepten für Solar-Kleinspeicher.

Bei der im BMW Group Werk Leipzig errichteten Speicherfarm handelt es sich um einen Großspeicher, der aus bis zu 700 BMW i3-Batterien – ein Großteil davon in ihrem „second life“ – entstanden ist und derzeit den weltweit größten Speicher dieser Art darstellt. Die Anlage kann Strom – u.a. aus Windenergieanlagen – auf dem Werksgelände zwischenspeichern und so das lokale Energiemanagement optimieren. Jenseits der Werksgrenzen kann die Speicherfarm auch bidirektional Strom als Regelenergie für das öffentliche Netz bereitstellen. Womit die Speicherfarm ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung der Stromnetze wird.

Die e2m arbeitet nicht nur im Rahmen der BMW Speicherfarm Leipzig mit der BMW Group zusammen.

“Für die e2m ist die Speicherfarm bereits die vierte Technologie, deren Flexibilität gemeinsam mit der BMW Group für die Vermarktung erschlossen wurde”, teilt das Unternehmen mit.”Auch im Rahmen von Förderprojekten arbeiten beide Unternehmen in die gleiche Richtung. Dies erfolgt beispielsweise im Rahmen der WindNODE-Initiative, die sich die Förderung intelligenter Nutzung von erneuerbaren Energien zur Hauptaufgabe gemacht hat. Die BMW Speicherfarm Leipzig ist eines der hier vertretenen Projekte. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Vorhaben zudem im Programm Schaufenster Intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG). Die e2m ist ebenfalls Partner in dem Projekt, das eine umfassende intelligente Vernetzung aller Systemteilnehmer anstrebt, und kümmert sich um die Verwertung von Flexibilitätsoptionen.”

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Es gibt 2 Kommentare

Pilotanlagen zeichnen sich eben dadurch aus, dass sie versuchen frühzyklisch “Geschäfte zu machen”. Steht so auch im (Werbe?)Text. Legitim oder besser noch legitimer als Geschäfte, die vor allem im Energie”markt” nur noch auf Kosten der Steuerzahler gemacht werden oder immer wurden.

Schöner Lobhudel-Werbetext.
Ein paar technische Daten wären hilfreich.

Solche Anlagen helfen – ja.
Aber zumeist nur denen, die sich das leisten können und Platz haben.
Zudem ist sicher kein altruistischer Öko-Gedanke der Antrieb für das Projekt, sondern Geld verdienen auf dem Primärregelenergie-Markt, der durch die erneuerbaren Energien sowie Stromliberalisierung interessant und variabel geworden ist.

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