Beim Ausbau der Windenergie liegt Sachsen selbst im Bundesvergleich meilenweit zurück. Wäre da nicht das winzige Saarland, Sachsen wäre das absolute Schlusslicht unter den Flächenländern. Selbst in Brandenburg und Sachsen-Anhalt steht ein Vielfaches der installierten Leistung. Nur 0,2 Prozent der sächsischen Landesfläche stehen nach den aktuell geltenden Regeln für Windkraftanlagen zur Verfügung. Jetzt rollen die Verbände der Regierung den roten Teppich aus.

Wenn man das so bezeichnen kann. Denn mit der Festschreibung der 1.000-Meter-Abstandsregel hat Sachsens Regierung einen Ausbau der Windkraft im Freistaat fast unmöglich gemacht. Und das mit Uralt-Argumenten, die längst widerlegt sind – von der Schallbelastung bis zur Tötung von Wildvögeln, Argumenten, mit denen man selbst Menschen irremacht, die eigentlich für den Ausbau alternativer Energie sind.Ähnlich restriktiv wie Sachsen geht nur noch Bayern mit Sonnenkönig Markus Söder gegen den Windkraftausbau vor. Da glänzt der König zwar gern damit, sich als Naturschützer zu verkaufen und Bäume zu umarmen. Aber in der Praxis wird an der Abstandsregel auch dort nicht gerüttelt. Naturschutz wird emsig gegen Klimaschutz ausgespielt, obwohl beides zusammengehört.

Und so melden sich jetzt auch die Landesverbände des BUND und BWE sowie VEE Sachsen unter dem Motto „Kein Grün gegen Grün“ zu Wort. Sie haben eine gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf des Vogelschutzleitfadens der sächsischen Staatsregierung erarbeitet.

Die gemeinsame Stellungnahme von BUND, BWE und VEE.

Die sächsischen Branchenverbände für Erneuerbare Energien, BWE Sachsen und VEE Sachsen, sowie der BUND Sachsen haben eine gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf des „Leitfadens Vogelschutz an Windenergieanlagen im Freistaat Sachsen“ vorgelegt. Mit ihrer Zusammenarbeit wollen die drei Verbände zeigen, dass Klimaschutz und Artenschutz vereinbar sind und der oft beschworene Kampf „Grün gegen Grün“ in Wirklichkeit nicht existiert.

Die gemeinsame Positionierung der Umwelt- und Erneuerbaren-Verbände zum Leitfaden des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ist ein deutliches Signal: In Sachsen wird beim Ausbau der Windenergie als wesentlichen Baustein der Energiewende gemeinsam und fachübergreifend nach dem besten Weg gesucht.

Die drei Verbände sind sich einig, dass der Vogelschutzleitfaden so ausgestaltet sein muss, dass er einen zügigen und gleichzeitig artenverträglichen Windenergieausbau ermöglicht. Er enthält viele Ansätze, um für mehr Rechtsklarheit in der Genehmigungspraxis zu sorgen. Gleichzeitig darf der Ausbau nicht auf Kosten von Natur und Umwelt gehen. Deswegen ist ein übersichtlicher, leicht nachvollziehbarer Leitfaden zum Vogelschutz notwendig, um den Ausbau der Windkraft mit maximalem Vogelschutz zu verknüpfen.

„Windkraftnutzung fachgerecht angewandt ist keine Gefährdung für die Vogelwelt“, unterstreicht Dr. Wolfgang Daniels, Präsident der VEE Sachsen, die Relevanz der fachübergreifenden Zusammenarbeit. „Und zweitens schützen wir sie durch Erneuerbare langfristig vor dem Klimawandel und seinen Effekten.“

„Artenschutz und Ausbau der Windenergie sollen auch in Sachsen weiterhin kein Widerspruch sein“, so Kerstin Mann, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen, Bundesverband Windenergie e. V. Sie betont: „Die Einbeziehung der Erfahrungen aus dem Anlagenbetrieb und der aktuellen Forschung ermöglichen eine effektive Ausnutzung der ausgewiesenen Flächen. Dafür liefert der Leitfaden eine wesentliche Grundlage.“

„Auch wenn die Klimakrise inzwischen die wahrscheinlich größte Bedrohung für die Biodiversität ist, darf beim Ausbau der Erneuerbaren Energien der Artenschutz nicht auf der Strecke bleiben“, sagt Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Landesvorsitzender des BUND Sachsen. „Wir erwarten deshalb, dass auf Grundlage unserer gemeinsam erarbeiteten Stellungnahme ein praxisgerechter Artenschutzleitfaden für die Windenergie entsteht.“

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar