Einer der wichtigsten Energieträger nach dem Ende des Fossil-Zeitalters wird grüner Wasserstoff sein. Längst arbeiten Unternehmen wie die in Leipzig heimische VNG an dieser Wasserstoffzukunft. Das passiert derzeit ganz konkret im Energiepark Bad Lauchstädt westlich von Leipzig. Um das Leitungsnetz der Zukunft des Fernleitungsnetzbetreibers ONTRAS Gastransport GmbH, einer VNG-Tochter, auch im Betrieb mit Wasserstoff optimal kontrollieren und damit den technisch einwandfreien Betrieb gewährleisten zu können, wurde am Standort des Energieparks Bad Lauchstädt jetzt eine Molchschleuse eingehoben.

Mithilfe einer solchen Molchschleuse können intelligente Messsonden, sogenannte Molche, bei laufendem Betrieb in eine Transportleitung eingebracht werden und, ähnlich einer Rohrpost, bis zur nächsten Molchschleuse durch die Leitung fahren, um deren Zustand zu überprüfen. Das Einsetzen der Molchschleuse ist ein entscheidender Teil der Umstellung der Gastransportleitung auf den Transport von Wasserstoff.

„Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Entstehung unseres Energieparks Bad Lauchstädt, der als erstes Vorhaben in Deutschland die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft abbilden wird. Im direkten Umfeld entstehen gerade Windkraftanlagen und der Elektrolyseur, die im Zusammenspiel den Wasserstoff produzieren, den die ONTRAS zum Kunden transportieren wird.

Das Projekt ist nicht nur in seiner Gesamtheit ein Pionierprojekt, sondern mit der Umstellung einer vorhandenen Erdgasleitung werden wir bereits im kommenden Jahr die erste Wasserstoffleitung in Deutschland in Betrieb nehmen“, erklärt Cornelia Müller-Pagel, Projektleiterin im Konsortium.

Blick auf den Energiepark Bad Lauchstädt: Die Molchschleuse liegt parallel zur Molchschleuse für die auf Wasserstoff umzustellende Leitung des Energieparks Bad Lauchstädt, deren Einheben unter dem Aspekt der Baustellensicherheit nicht dokumentiert bzw. medial begleitet werden konnte. Foto: Tom Schulze
Energiepark Bad Lauchstädt: Die Molchschleuse liegt parallel zur Molchschleuse für die auf Wasserstoff umzustellende Leitung des Energieparks Bad Lauchstädt, deren Einheben unter dem Aspekt der Baustellensicherheit nicht dokumentiert bzw. medial begleitet werden konnte. Foto: Tom Schulze

Für den Gastransport der Zukunft

Um die ehemals mit Erdgas betriebene Transportleitung umstellen zu können, wurden seit Projektbeginn 2021 entsprechende Vorbereitungen getroffen. Dies umfasste eine eingehende Prüfung der Leitung auf den technischen Zustand und die Erstellung eines auf den Ergebnissen basierenden Maßnahmenkatalogs zur Ertüchtigung der Leitung. Dazu erfolgten und erfolgen nun die technischen Maßnahmen wie Armaturenwechsel und die Abtrennung der Leitung von Erdgasnetz.

„Mit dem Einheben der vormontierten Molchschleuse mittels Autokran in die vorbereitete Baugrube und dem Verschweißen mit der im Boden befindlichen Leitung haben wir auch den Grundstein für das Gastransportnetz der Zukunft gelegt. Was mit einer Leitung auf einer Länge von gut 25 Kilometern beginnt, die den Grünen Wasserstoff zum Kunden transportiert, ist gleichzeitig der Ausgangpunkt für das geplante ostdeutsche Wasserstoff-Transportnetz, unser ONTRAS H2-Startnetz“, betont ONTRAS-Pressesprecher Dr. Ralf Borschinsky.

„Mit über 900 Kilometern Leitungslänge und Verbindungen zu anderen Wasserstoff-Projekten soll es ein wesentlicher Teil des aktuell diskutierten, bundesweiten H2-Kernnetzes sein.“

In den folgenden Monaten soll die Inbetriebnahme der Wasserstoffleitung weiter vorbereitet werden. Dazu sind der Bau einer Übergabestation sowie die Einrichtung der Anlage zur Gasreinigung und -trocknung notwendig. Bis zur vollständigen Inbetriebnahme des Energieparks Bad Lauchstädt im Jahr 2025 folgen dann bereits Testtransporte von Wasserstoff, die wissenschaftlich durch das DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg begleitet werden.

Der Energiepark Bad Lauchstädt

Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor zur intelligenten Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie dessen Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung. Als Reallabor der Energiewende wird dabei erstmalig die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt. Mittels einer 30 MW Großelektrolyse-Anlage von Sunfire wird unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus dem nahe gelegenen Windpark grüner Wasserstoff produziert.

In einer eigens dafür gesolten Salzkaverne zwischengespeichert, kann der grüne Wasserstoff über eine umgestellte Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist und perspektivisch für urbane Mobilitätslösungen eingesetzt werden.

Das Reallabor trägt so dazu bei, diese Zukunftstechnologien rund um Grünen Wasserstoff zu erforschen und zur Marktreife zu bringen – für eine technologisch starke und zukunftsorientierte Wasserstoffregion in Mitteldeutschland und eine erfolgreiche Sektorenkopplung in der gesamten Bundesrepublik.

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