Nach außen verkauft die Mitteldeutsche Flughafen AG ihre Arbeit als Erfolg. Doch seit Jahren läuft das Geschäft der Flughafengesellschaft im Minus. Nur jährliche Beiträge des Freistaats sorgen dafür, dass das zweistellige Millionenminus jedes Jahr ausgeglichen wird. Und statt die viel zu niedrigen Gebühren endlich anzuheben, plant der Flughafen Leipzig / Halle noch immer eine Erweiterung für über 500 Millionen Euro. Dabei schrillen selbst im Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG die Alarmglocken.

Am Donnerstag, 14. August, hat der Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG die Belegschaft über harte Einsparungen an den Standorten Leipzig und Dresden informiert. Laut „Sächsischer Zeitung“ soll es zu drastischen personellen Einschnitten kommen.

Schon in diesem Jahr sollen 172 Stellen wegfallen. Das entspricht jedem achten Arbeitsplatz. Die rund 1.300 Beschäftigten müssen angeblich sogar mit betriebsbedingten Kündigungen rechnen. Seit Anfang 2024 wird über die miserable Finanzlage der Flughafengesellschaft debattiert. Inzwischen hat die Regierung von Sachsen-Anhalt schon angekündigt, dass sie sich an den Verlusten insbesondere des Flughafens Dresden nicht weiter beteiligen werde.

Bisher trägt auch Sachsen-Anhalt dazu bei, die Verluste der MFAG auszugleichen. Doch ab 2027 will Sachsen-Anhalt die Zuzahlungen einstellen. „Das Land Sachsen weiß, dass wir uns an den Verlusten, die durch den Flughafen Dresden verursacht werden, nicht weiter beteiligen wollen“, sagte Finanzminister Michael Richter (CDU) gegenüber dpa.

Schöne Visionen für Dresden

Götz Ahmelmann, der Vorstandsvorsitzende der MFAG, malte noch Anfang August eine rosige Zukunft gerade für den Flughafen Dresden: „Wenn wir klug investieren und die besonderen Standortvorteile weiterentwickeln, kann von Dresden viel Positives ausgehen – für die Wirtschaft, für die Menschen und für die Region.“

Ahmelmann ist seit 2018 Vorstandsvorsitzender der Flughafen AG. Zeit genug eigentlich, genau diese Weichen zu stellen und zu beweisen, dass Dresden kein defizitärer Provinzflughafen ist. Aber die schönen Visionen ziehen nicht mehr. Dass seine Konzepte nicht aufgehen, alarmiert jetzt auch die CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag.

„Die jüngsten Entwicklungen bei der Mitteldeutschen Flughafen AG und deren Auswirkungen auf die sächsische Wirtschaft machen mir Sorge“, sagte am Freitag, 15. August, der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kay Ritter. „Die notwendigen Restrukturierungen und der damit verbundene Personalabbau an den Standorten Leipzig/Halle und Dresden treffen unmittelbar Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung und damit auch den Wirtschaftsstandort Sachsen.“

Schuld sind die billigen Nachbarn

Als wären es tatsächlich die „jüngsten Entwicklungen“ gewesen, die die Mitteldeutsche Flughafen AG ins Minus gebracht haben, und nicht der Versuch der sächsischen Staatsregierung, zwei hochsubventionierte Flughäfen auf Landesgebiet zu unterhalten, von denen zumindest Leipzig als Frachtumschlagplatz eine Rolle spielt. Die Schuld dafür, dass die sächsischen Flughäfen rote Zahlen produzieren, sieht Ritter im benachbarten Ausland.

„Ich fordere die Bundesregierung auf, die Gebühren für den Luftverkehr an die Wettbewerbspartner im europäischen Umfeld anzupassen. Insbesondere im Vergleich zu Nachbarländern wie der Tschechischen Republik müssen Kostenstrukturen angepasst werden und faire Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit unser Güter- und Personenverkehr wirtschaftlich bleibt“, sagte er. Gebührenanpassung hieße dann aber, dass die sächsischen Flughäfen noch weniger kostendeckend arbeiten.

Und dann wird Ritter ganz allgemein, was die Sanierung der MFAG betrifft: „Die Zukunftsfähigkeit unserer Flughäfen ist entscheidend für den regionalen und überregionalen Handel, den Tourismus und die Ansiedlung neuer Unternehmen. Der anhaltende Sanierungsdruck, steigende Betriebskosten und Investitionsstau gefährden die Standorte. Es bedarf zielgerichteter Maßnahmen, die Wachstum ermöglichen und soziale Abfederung sicherstellen.“

Da aber Sachsens Regierung auf den Flughafen Dresden nicht verzichten will, wo die Passagierzahlen immer weiter zurückgehen, wird das Spiel noch eine Weile weiter gehen. Denn trotz eigener Knappheit im Landeshaushalt will das sächsische Finanzministerium der MFAG bis 2026 weitere 100 Millionen Euro zuschießen. Und es ist abzusehen, dass auch die von Ahmelmann geplanten Stellenstreichungen nicht reichen werden. Er selbst hat schon von 250 Stellen gesprochen, die auf der Streichliste stehen.

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