Die Maschine läuft. Im vergangenen Dezember schmetterte die damalige Stadtratsmehrheit das von der Linksfraktion beantragte Fahrpreismoratorium ab. Die Ticketpreise stiegen also wieder, obwohl alle Fragen zur künftigen Finanzierung von LVB und MDV völlig ungeklärt sind. Und während mit dem MDV jetzt so langsam eine zaghafte Diskussion über das Thema beginnt, droht schon die nächste Preissteigerung.

Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Leipziger Umweltbund Ökolöwe warnen jetzt vor einer erneuten Preissteigerung für Bus- und Bahntickets im Mitteldeutschen Verkehrsverbund. Sie fordern neue Tarifstrukturen, statt der pauschalen Anhebung der Fahrschein-Preise.

Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen: “Im Dezember letzten Jahres wurde der Beschluss gefasst, die Kurzstrecke in Leipzig zu verteuern. Ich gehe davon aus, dass es der MDV für 2015 nun wieder auf die Einzeltickets abgesehen hat. Eine Erhöhung auf 2,50 Euro ist sehr wahrscheinlich.”

Die Verbände schlagen stattdessen vor, die Einzelfahrscheine bei 2 Euro zu deckeln, um Leipzigern eine kostengünstige Alternative zum Auto anzubieten.

“Die Kurzstrecke gibt mit 1,80 Euro schon längst keinen Anreiz mehr, auf den ÖPNV umzusteigen. Sie kann wegfallen, um die Mindereinnahmen durch die Preissenkung bei den Einzelfahrscheinen auf 2 Euro zu kompensieren”, so Supplies.

Carsten Schulze, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Mitteldeutschland, dazu: “Erfolgsgrundlage für Preissysteme sind neben der Angemessenheit auch Einfachheit, Klarheit und eine logische Struktur. Die aktuelle Entwicklung der Preise für die Kurzstrecke stellt deren Sinn grundsätzlich in Frage. Der preisliche Abstand zur Einzelfahrt innerhalb einer Zone schmilzt zusammen, so dass der Leistungsunterschied nicht mehr vermittelbar ist. Einzelfahrkarten haben nur einen knapp 30prozentigen Anteil am Gesamtsortiment aller Fahrkarten. Die Kurzstreckenfahrscheine wiederum machen entgegen der medialen Aufmerksamkeit nur einen kleinen Teil unter den Einzelfahrkarten aus. Ein Entfall der permanent umstrittenen Kurzstrecke hat somit nur geringe Auswirkungen. Die ausgleichende Stabilisierung auf einen glatten Fahrpreis hingegen schafft ein wichtiges positives Image.”

Verteuerte Monats- und Jahreskarten müssen zukünftig mehr können

Die Verbände regen zudem an, im Bereich der Monats- und Jahreskarten die Attraktivität für potentielle neue Fahrgäste zu erhöhen. Derzeit muss jede Zone einzeln gebucht werden. Stattdessen soll aus Sicht der Verbände nach einem individuellen Ringsystem verfahren werden. Die Tarifzone, in welcher die Abo-Kunden ihren Wohnort haben, soll als Heim-Zone gelten. Beim Zukauf einer zweiten Zone, soll das Abo zukünftig automatisch für alle Zonen rings um die Heim-Zone gelten. So könnten zum Beispiel Leipziger, die eine Monats- oder Jahreskarte für die Strecke Leipzig-Schkeuditz erworben haben, jederzeit auch zum Cospudener See oder in das Einkaufszentrum Nova Eventis fahren, ohne zusätzlich noch einen extra Fahrschein lösen zu müssen.

Mehr zum Thema:

Wie teuer wird der ÖPNV in Leipzig? – Wenn Büros versuchen, Kostensteigerungen zu errechnen

Am Donnerstag, 20. November …

Linksfraktion ruft Alarm: Leipzig-Pass-Mobilcard droht völlig unbezahlbar zu werden

Als die Leipzig-Pass-Mobil-Card …

Für Leipzigs Studierende längst Realität: Der fahrscheinlose ÖPNV

War die Lancierung des Themas …

Carsten Schulze dazu: “Im Wettbewerb mit dem PKW können Abo-Karten nur punkten, wenn sie auch räumlich die unterschiedlichen Ziele der Menschen erreichbar machen. Die bisherigen Gliederungen können bestehen bleiben und die Preisbildung gestaltet sich einfach – wichtige Eckpfeiler für eine hohe Akzeptanz. Kalkulatorisch verliert der Verbund nicht an Einnahmen, denn der Fahrgast kann sich gleichzeitig nur an einer Stelle befinden. Im Gegenteil: Gerade die Stadt-Umland-Verknüpfung, bisher die schlechteste Disziplin des ÖV, kann damit entscheidend verbessert werden.”

Tino Supplies: “Fahrscheinpreise sind politische Preise und keine Marktpreise. Ebenso wie bei Kitabeiträgen oder Schulgeld ist die Höhe von der Bereitschaft der Politik abhängig, die Daseinsvorsorge mit Steuermitteln zu stützen. Die Fahrpreise für Busse und Bahnen sind so hoch, weil die Politik sich immer weiter aus der Verantwortung herausgestohlen hat.”

www.pro-bahn.de

www.oekoloewe.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar