Auch Oberbürgermeister Burkhard Jung beherrscht die Kunst, wichtige Anliegen wie die Markthalle am Wilhelm-Leuschner-Platz immer wieder infrage zu stellen. Da es noch keine gibt, weiß auch niemand, ob sie funktionieren würde. Befragt aber hat die Stadt bisher nur die üblichen Markthändler, nicht aber die Bio-Produzenten aus der Region. Die aber melden sich jetzt zu Wort.

Am Samstag, dem 11. März, hat die Bio-Regio-Modellregion (BRM) Leipzig-Westsachsen jetzt beim „Dialogforum Markthalle“ im Stadtbüro am Burgplatz die Bedürfnisse und Anliegen von 35 regionalen Lebensmittelproduzent/-innen zur geplanten Markthalle erfragt und an die Stadtverwaltung von Leipzig übergeben.

Denn anders als die Händler, die seit Jahren die Leipziger Frischemärkte bespielen, haben die Bio-Produzenten ein sehr großes Interesse an einem zentralen Verkaufsort für die in der Region produzierten Lebensmittel.

„Schon in der Konzeption einer Markthalle müssen Anliegen regionaler Lebensmittelproduzent/-innen berücksichtigt und mitgedacht werden. Nur so kann eine Markthalle entstehen, die das regionale Ernährungssystem fördert und bestehende Strukturen sinnvoll ergänzt“, sagt Rita Schröck, Projektkoordinatorin der BRM.

Nicht schon wieder die üblichen Supermarktketten

Im Stadtbüro am Burgplatz wurden gemeinsam mit regionalen Akteur/-innen aus den Bereichen (Öko-)Landwirtschaft, Solidarische Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung und Gastronomie/Catering, Handel, Verwaltung sowie weiteren Organisationen und Verbänden Ressourcen, Bedarfe und Anliegen an die Infrastruktur der geplanten Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zusammengetragen. Die Grundlage für den Austausch an runden Tischen bildete ein Impulsvortrag von Baubürgermeister Thomas Dienberg, der den aktuellen Planungsstand des Stadtplanungsamts der Stadt Leipzig vorstellte.

Die Lebensmittelproduzent/-innen machten ihren Wunsch deutlich, in den Entstehungsprozess der Markthalle einbezogen zu werden und gezielt auf (bio)-regionale Produkte von kleineren Erzeuger/-innen statt auf große Supermarktketten zu setzen. Auch über Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Beschickung von Marktständen und dafür notwendige infrastrukturelle Anforderungen wurde diskutiert. Die geplante Markthalle soll bis 2030 realisiert werden. Um die Zeit bis dahin sinnvoll zu nutzen, fordern die Produzent/-innen beispielsweise Interimslösungen.

Auch auf Landesebene stößt das Vorhaben auf Interesse. Wolfram Günther, sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, betonte in seinem Grußwort zum Dialogforum: „Märkte und Markthallen sind Orte frischer, regionaler Lebensmittel und der lokalen Esskultur. Sie bereichern Quartiere sowie Innenstädte und sind für Einheimische wie für Touristinnen und Touristen beliebte Treffpunkte.

Mit der Wiedereinrichtung der Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz wird Leipzig eine zentrale Adresse für Verbraucherinnen und Verbraucher zurückbekommen, aber auch für Erzeugerbetriebe und Händler. Das heutige Dialogforum widmet sich der wichtigen Frage, wie viel Platz regionale und bioregionale Lebensmittel in der künftigen Halle haben werden. Am besten so viel wie möglich! Die neue Markthalle ist eine große Chance für die Stärkung regionaler und bioregionaler Wertschöpfungsketten. Sie sind der Schlüssel für eine resilientere und nachhaltigere Ernährung.“

Um die gesammelten Erkenntnisse verwertbar in eine Beschlussvorlage für den Stadtrat einfließen zu lassen, bereitet das Bio-Regio-Management der Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen die Ergebnisse aus den Gesprächsrunden auf und will sie dem Stadtplanungsamt der Stadt Leipzig so übergeben.

Die Markthalle und die regionalen Produzenten

Im August 2017 hat der Stadtrat den Masterplan für den Wilhelm-Leuschner-Platz und die Wiedererrichtung einer Markthalle am historischen Standort beschlossen. Für das Markthallengebäude ist eine kombinierte Nutzung mit Musikschule, Volkshochschule und Wohneinheiten vorgesehen. Die Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen, ein Projekt des Ernährungsrats Leipzig e. V., setzt sich für die Stärkung regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten ein.

Mit dem Dialogforum wurde eine Austauschplattform für regionale Lebensmittelproduzent/-innen und der Stadtverwaltung zur geplanten Markthalle initiiert.

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Es gibt 2 Kommentare

Die Entwicklung, Vermarktung und der Betrieb einer innerstädtischen Markthalle nach dem Vorbild der historischen Markthalle der Stadt Leipzig am alten Standort und alle damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten… Gibt die Markthalle GmbH, Leipzig als Unternehmesgegenstand an. Hier sollte die Bio-Regio-Modellregion einmal nachfragen, wie diese GmbH ihre Ziele umsetzen will.

Bei aller Diskussion sollte einmal die seit 2010 exzitierende Markthalle GmbH zu ihren Vorstellungen befragt werden.

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