Einen gewissen Aufruhr gab es am Montag, dem 27. Februar, an der Grünewaldstraße. Denn dort begannen an diesem Tag weitere Rodungen am Gelände der ehemaligen Markthalle. Doch auch diese bauvorbereitenden Maßnahmen haben nach Auffassung des NABU Leipzig keine ausreichende rechtliche Grundlage, insbesondere werde immer wieder das Naturschutzrecht missachtet, kritisiert der NABU, der gegen diese Pläne auch juristisch vorgeht.

Um gegen den unzeitgemäßen Naturfrevel zu protestieren, fand am Montag, dem 27. Februar, ab 8 Uhr eine Mahnwache statt. Richtig lebhaft wurde es aber erst ab 10 Uhr, als tatsächlich die Baumfällarbeiten begannen.

Entsprechend einer Medieninformation der Stadtverwaltung sollten 29 Bäume gefällt werden, auch ökologisch wertvolle Heckenstrukturen sind betroffen.

„Es ist löblich, dass zuvor wenigstens die gesetzlich geforderten Untersuchungen durchführt wurden, und es ist verwunderlich, weshalb es dafür erst Druck der Bürger bedarf“, kommentiert der NABU Leipzig das Vorgehen der Stadt. „Solange es aber netto trotzdem zu einem ersatzlosen Verlust von Lebensräumen und Klimaschutzfunktionen kommt, ist das Ergebnis dennoch unzeitgemäß, angesichts von Artensterben und Klimanotstand.“

Die Baumfällarbeiten am Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Steffen Peschel
Baumfällarbeiten am Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Steffen Peschel

Zudem bezweifelt der NABU, dass die versprochenen Pflanzungen wirklich als Lebensstätte funktionieren werden: „In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass bei allen Begrünungsmaßnahmen die zuvor nachgewiesenen Arten dennoch verschwunden sind. Um den Verlust von Lebensräumen zu vermeiden, hätte es hier vorgezogene Ersatzpflanzungen geben müssen – bis heute aber gibt es keine, stattdessen geht die Naturzerstörung weiter.“

Lebensräume gehen unwiederbringlich verloren

Durch die geplante Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes gehen selten gewordene Lebensräume wie große Strauchgruppen aus heimischen Gehölzen und alte Bäume ersatzlos verloren, was man auch durch Neupflanzungen nicht kurzfristig oder gar nachträglich ausgleichen kann. Darauf hat der NABU Leipzig schon frühzeitig hingewiesen. Dennoch seien die Pläne ohne Rücksicht auf Biodiversität und Stadtklima vorangetrieben worden.

Dabei wurden nach Auffassung des NABU rechtliche Belange des Arten- und Biotopschutzes bei Baumfällungen nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb der NABU Sachsen juristisch gegen die Fällungen vorgeht. Dieser Rechtsstreit dauert bereits seit 2021, für Mai 2023 ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, in dem vor dem Verwaltungsgericht die Klage des NABU verhandelt werden wird.

Eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung würde den Schutz des Stadtklimas und der wertvollen städtischen Natur berücksichtigen und in den Vordergrund rücken, betont der NABU. „Stattdessen werden hier weitere wertvolle Flächen versiegelt und Lebensräume zerstört. Anstatt Hinweise des NABU frühzeitig zu berücksichtigen und eine zukunftsorientierte Planung voranzutreiben, wurde mit kurzfristig, fast heimlich angesetzten Aktionen der Bestand wertvoller Gehölze auf dem Platz gerodet.

Auch jetzt erfolgt die Ankündigung der Fällungen wieder Freitagnachmittag, bereits Montagmorgen sollen die Kettensägen heulen – eine weitere fragwürdige Vorgehensweise, die offenbar rechtliche Schritte und Bürgerprotest erschweren soll. Zudem gilt ab 1. März die Gehölzschutzzeit nach dem Bundesnaturschutzgesetz, das Zeitfenster für die Arbeiten ist damit sehr ungünstig gewählt.“

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So ehrenhaft wie diese Aktion auch ist, aber schaut nach vor und prüft einmal WO in Leipzig jeweils für die 4 Spiele die 2024 Bäume gepflanzt werden sollen.
Zitat:
Auf dem Weg zur UEFA EURO 2024:
Spende Bäume, komm ins Team!
Die Aktion hat der Zoo Leipzig in Kooperation mit der „Stiftung Wald für Sachsen“ ausgerufen, die neue Wälder pflanzt und bestehende klimastabil umbaut. Im Frühjahr soll es auch im Rahmen der Spendenaktion „Gemeinsam zur Waldmeisterschaft“ eine gemeinsame Pflanzaktion geben. Ziel ist es, für jedes der vier EM-Spiele in Leipzig 2024 Bäume zu pflanzen.
https://shop.zoo-leipzig.de/article/283

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