Leipzig ist noch lange keine umweltfreundliche Stadt. Dazu wird noch immer zu viel Freiraum versiegelt, gibt es zu viele „englische Rasen“ und Schottergärten, zu viele Baumfällungen und zu viele Steinplätze. So richtig ist nicht sichtbar, dass die Stadt tatsächlich etwas gegen das Artensterben macht. Weshalb die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen jetzt eine neue Anfrage zum Artensterben in Leipzig eingereicht hat.

Hintergrund ist auch die Arbeit des Naturschutzbundes (NABU), der inzwischen von Leipzig als schrumpfender Stadt spricht, da sich aufgrund des Verlustes von Brach- und Grünflächen die Population von Vögeln, wie auch des gemeinen Feldsperlings (Spatz), deutlich reduziert hat. Auch Meisen treten inzwischen seltener auf. Hinzu kommen weitere Effekte, die durch die höheren Temperaturen bedingt sind.

„Gegenwärtig geht man davon aus, dass der Mensch zwischen 130 und 150 Arten pro Tag ausrottet. Expert/-innen gehen davon aus, dass bis zu 1 Million Arten akut vom Aussterben bedroht sind, was eine konservative Schätzung ist“, erklärt Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, den Vorstoß.

„Mit der zunehmenden Bebauung in Leipzig und dem damit einhergehenden Verlust an ökologischen Nischen spitzt sich auch die Lage in Leipzig zu. Dabei ist das 6. Artensterben weit weniger stark im öffentlichen Bewusstsein verankert, obwohl es ebenso unsere Lebensgrundlagen bedroht wie etwa der Klimawandel.“

In der Anfrage werden die Grünen noch deutlicher: „Mit dem 6. Massensterben der Arten, das sich im Vergleich zu früheren Artensterben allerdings im Zeitraffer vollzieht, verändert der Mensch neben dem Klimawandel die Lebensgrundlagen so schwerwiegend, dass das Handeln des Menschen anfängt, ihn selbst zu bedrohen. Dieser Fakt ist jedoch noch nicht im allgemeinen Bewusstsein angekommen. Der Naturschutzbund sieht für Leipzig beispielsweise einen deutlichen Rückgang der Population der ‘Allerweltsart’ der Feldsperlinge und spricht insgesamt durch das Verschwinden von ökologischen Nischen und verändernden Lebensbedingungen von einer schrumpfenden Stadt. Auch wenn die Stadt mit einzelnen Programmen wie der Biotopverbundplanung und dem Maßnahmenkatalog Bienenschutz versucht gegenzusteuern, zeichnet sich ein weiterer Verlust an biologischer Vielfalt ab.“

Die komplette Anfrage der Grünen zum Artensterben.

Hat also die Stadtverwaltung Zahlen über die Entwicklung der verschiedenen Tierpopulationen in der Stadt?

„Es geht daher auch darum, dass wir uns mit diesem Thema stärker auseinandersetzen und Antworten auf den Umgang mit neuen, ursprünglich nicht heimischen Arten geben“, so Kasek. „Und es geht auch darum deutlich zu machen, in welcher Geschwindigkeit dieses 6. Massenaussterben der Arten auch unser Leben verändern wird.“

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