In allen Bundesländern liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nun unter 100. Derweil wurde in Sachsen die Impfpriorisierung in Arztpraxen gänzlich aufgehoben. In Chemnitz kam es im Impfzentrum zu einer Panne, als 17 Personen AstraZeneca statt Moderna gespritzt wurde. Außerdem: Ein 24-Jähriger wurde in Leipzig niedergestochen und die Kunst-Biennale im Leipziger Osten ist gestartet Die LZ fasst zusammen, was am Pfingstwochenende, 22. bis 24. Mai 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Seit diesem Wochenende liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in allen Bundesländern unter 100. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts hervor. Thüringen war das letzte Bundesland, das unter den kritischen Schwellenwert kam. Auch für Chemnitz sowie die Landkreise Bautzen und Leipzig konnte an diesem Wochenende eine Inzidenz unter 100 gemeldet werden. Die Außenbereiche gastronomischer Einrichtungen konnten somit unter strengen Hygieneauflagen wieder eröffnen. Außerdem fällt die nächtliche Ausgangssperre weg.

Ferienwohnungen und Campingplätze können wieder genutzt werden. Der Besuch von Kultureinrichtungen ist ebenfalls möglich – mit negativem Corona-Test und vorheriger Terminbuchung.

Impfpriorisierung aufgehoben und Impfpanne in Chemnitz

Schon im April hatte das sächsische Sozialministerium die Impfpriorisierung für den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca aufgehoben. Ab dem heutigen Pfingstmontag, 24. Mai, soll in allen Arztpraxen die Impfreihenfolge für alle Vakzine abgeschafft werden. Lieferschwierigkeiten beim Impfstoff von BioNTech sorgen aber für Probleme; die Menschen müssten geduldig sein, heißt es seitens der Landesregierung. Für die Impfzentren soll die Impfpriorisierung jedoch noch bis 7. Juni bestehen bleiben.

Im Corona-Impfzentrum in Chemnitz verwechselten Mitarbeiter/-innen derweil beim Verimpfen die Vakzine von Moderna und AstraZeneca. 17 Menschen ist daher versehentlich der falsche Impfstoff (AstraZeneca) verabreicht worden. 69 Personen seien in dem entsprechenden Zeitraum auf der Teststrecke erstgeimpft worden. Wer die Betroffenen jedoch sind, habe man noch nicht genau herausgefunden.

Es seien personelle Konsequenzen gezogen worden, teilte das Impfzentrum mit. Denn von den möglichen 69 betroffenen Personen seien acht jünger als 40 Jahre. Das AstraZeneca-Vakzin kann in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen hervorrufen und ist daher in der Regel bei Menschen ab 60 vorgesehen.

„Querdenken“-Demos in Berlin: Die Luft ist raus

Trotz des von der Stadt verhangenen Versammlungsverbots fanden von Samstag bis Montag, 24. Mai, mehrere Kundgebungen gegen die Corona-Politik in Berlin (LZ berichtete) statt. Nachdem es bereits am Wochenende bei Teilnehmer/-innen-Zahlen im Hunderterbereich geblieben war, fanden sich auch am heutigen Montag zu Abschluss bei zwei Kundgebungen im Mauerpark und auf dem Mehringdamm nur jeweils 250 Personen ein.

Gleich bei der ersten Versammlung gabs den meisten Rabatz und Widerstandshandlungen gegen die Polizei am 23. Mai 2021 in Berlin. Foto: LZ/Leon Eisfeld-Mylius
Gleich bei der ersten Versammlung gabs den meisten Rabatz und Widerstandshandlungen gegen die Polizei am 23. Mai 2021 in Berlin. Foto: LZ/Leon Eisfeld-Mylius

Dort hielten sich die meisten erneut weder an die Maskenpflicht noch Abstandregeln. Durch Pankow fuhr währenddessen ein Autokorso der „Querdenken“-Bewegung. An einigen Kundgebungsorten waren Gegendemonstrant/-innen versammelt, die mit mehreren hundert Teilnehmer/-innen die deutliche Mehrheit aufbrachten.

Auch in Leipzig sammelte sich am heutigen Montagabend ab 19 Uhr ein mittlerweile bekanntes Häuflein um die „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ auf dem Richard-Wagner-Platz. Der harte Kern aus Coronaleugnern besteht mittlerweile aus noch gut 50 Personen. Wie schon bei den letzten Hundert, die einst bis zum Schluss zu Legida kamen, wird es zunehmend zum Treffenritual von Menschen, die miteinander rauchen, quatschen und sich ein bisschen von Redner Volker B. beschallen lassen.

Auch hier war der Gegenprotest, der heute als Fahrradkorso aus Connewitz kam, erneut in der Überzahl. Das Fazit zu den Coronaleugner/-innen-Demos des Pfingstwochenendes: Die Luft ist erst mal raus.

Besonders für diejenigen, die in den letzten Wochen für spektakuläre Bilder mit unter anderem Übergriffen auf Polizeibeamte aus der 11.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Zwönitz im Erzgebirge sorgten. Heute ließen sie sich bei ihrem „Spaziergang“ live filmen und dabei auf Facebook zeigen, wie sie sich von der Polizei nach kurzer Zeit in einem engen Durchgang stoppen ließen. Ob ihnen die Bilder, die sie dabei ablieferten, egal sind, ist zu vermuten.

Der rund 100 Personen starke Aufmarsch wirkte dabei wie eine weiße Mischung derer, die nach 30 Jahren ostdeutscher Landflucht in der Region verblieben sind. Darunter neben einigen Kindern und Frauen, junge und alte Männer, teils mit rechtsextremen „Division Sachsen“-Aufdrucken auf den Shirts, die kurzzeitig mit den Beamten aneinandergerieten, die die Anwesenden wiederholt auforderten sich auszuweisen.

Ein älterer Mann, der während einer Gewahrsamnahme von zwei anderen Demo-Teilnehmern Pfefferspray abbekam, drohte anschließend, in einem halben Jahr sei eh alles vorbei. Und wenn er das noch erlebe, sei er, gerichtet an die Polizeibeamten, „euer Henker“.

24-Jähriger in Leipzig niedergestochen

Am Samstag, 22. Mai, ist ein 24-Jähriger von zwei Männern (18 und 27 Jahre) angegriffen und niedergestochen worden. Der Geschädigte war mit einer 17-jährigen Begleiterin unterwegs. Während das Paar auf einem Gehweg in Leipzig-Volkmarsdorf spazierte, hielt ein Auto neben ihnen, aus dem die beiden Täter ausstiegen.

Dem 24-Jährigen wurde Reizgas ins Gesicht gesprüht; anschließend stach einer der beiden auf den Fußgänger ein. Als andere Passant/-innen dazukamen, verließen die Angreifer den Tatort. Der Verletzte wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht.

Polizeibeamte konnten die beiden Angreifer kurze Zeit später in Gewahrsam nehmen. Es wurden Ermittlungen wegen des Verdachts des versuchten Totschlags aufgenommen; zunächst wurde Haftbefehl gegen die beiden erlassen.

Kunst-Biennale im Leipziger Osten


Im Leipziger Osten findet derzeit die Kunst-Biennale statt. Der Veranstalter/-innen-Verbund Art Go East bringt hierbei verschiedene Räume zusammen und möchte sie als künstlerische Experimentierräume öffnen. „Zeitgenössische Kunst in all ihren Facetten repräsentiert die Vielfalt einer Gesellschaft und ist für ein soziales und friedliches Miteinander, in einer heterogenen Gemeinschaft ist Kollaboration lebensnotwendig“, so die Initiator/-innen.

In den Örtlichkeiten werden Arbeiten bildender Künstler/-innen gezeigt; außerdem soll pandemiegerecht ein Ort für Begegnung und Austausch geschaffen werden. Im Fokus stehen die Themen der verschiedenen Stadtteile: Neustadt-Neuschönefeld, Volksmarsdorf, Reudnitz. Neben den 14 teilnehmenden Ausstellungsräumen beteiligen sich auch 16 Läden mit ihren Schaufenstern am sogenannten Artwalk. Die Biennale läuft noch bis zum 28. Mai.

Kunst-/Ausstellungsräume:
Bistro 21 (Hermann-Liebmann-Str. 88)
Blauer Sand (Trinitatisstr. 9)
Fang Studio (Oststr. 6)
FONDA (Eisenbahnstr. 141a)
galerie.leipziger-schule (Hedwigstr. 1-3)
garage.ost (Hermann-Liebmann-Str. 67)
Helmut (Kohlgartenstr. 51)
IDEAL art space (Schulze-Delitzsch-Str. 27)
Kontor 80 (xxx)
krudebude (Stannebeinplatz 13)
Kunsthalle Ost (Riebeckstr. 19)
Pöge-Haus (Hedwigstr. 20)
PLAST (Stannebeinplatz 7)
SagArT (Eisenbahnstr. 37)

Am Artwalk beteiligte Orte:
Analog (Hedwigstr. 20)
Café Bubu (Täubchenweg 88)
Espresso Zack Zack (Albert-Schweitzer-Straße 2)
Gumbo (Hedwigstr. 11)
Japanisches Haus (Eisenbahnstr. 120)
krudebude / Schaufenster (Stannebeinplatz)
KuApo – Die Kulturapotheke (Eisenbahnstr. 99)
Nebenan (Hermann-Liebmann-Str. 89)
Orinoco Books (Mariannenstr. 18)
Sleeve++ (Mariannenstr. 74)
Stammbar (Breite Str. 8 )
Tumbler (Breite Str. 16)
Uganda-Maszage-Books (Einertstr. 9)
Vary (Eisenbahnstr. 7)
Vleischerei (Eisenbahnstr. 128)

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Die Prozesse gegen die Pestizidkritiker Alexander Schiebel, Filmemacher und Autor des Buchs „Das Wunder von Mals“, und Karl Bär, Agrarreferent im Münchner Umweltinstitut, werden fortgesetzt. Damit soll die Debatte über den Pestizideinsatz in Südtirol juristisch mundtot gemacht werden.

Die Linksfraktion im Landtag startet den Versuch zu einer Änderung des sächsischen Naturschutzgesetzes. Damit sollen Schottergärten als klimaschädlich eingestuft werden.

Der Antrag der Linksfraktion im Leipziger Stadtrat „Für eine konzertierte Aktion Schwimmunterricht“ wurde angenommen. Damit sollen die zweiten und dritten Klassen in diesen Sommerferien einen Intensivschwimmkurs belegen, um den pandemiebedingten Sportunterricht-Ausfall kompensieren zu können.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Die Impfstoffe von BioNTech und AstraZeneca haben sich einer britischen Studie zufolge wirksam gegen die indische Corona-Variante B.1.617 erwiesen.

Der belarussische Regierungskritiker Roman Protasewitsch wurde in Minsk festgenommen. Auf seinem Flug von Athen nach Litauen wurde das Flugzeug zur Landung in der belarussischen Hauptstadt gezwungen. Vom oppositionellen Blogger fehlt seit seiner Festnahme am Flughafen jede Spur. Den Befehl soll der Diktator Lukaschenko selbst gegeben haben.

Im Zuge von Ermittlungen wegen Volksverhetzung ist das Wohnhaus des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke durchsucht worden. Er soll Flüchtlinge pauschal als Kriminelle stigmatisiert haben. Deshalb ermitteln Staatsanwält/-innen nun gegen ihn.

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