Beteiligung, gemeinsame Entscheidungsfindung, ein aktives Einbringen in die Demokratie: Von Beginn an setzt das von der LZ unterstützte „Uferleben e.V.“-Projekt „Bürgerjournalismus“ in Sachsen auf zwei Arten der direkten bzw. indirekten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Gewünscht war zum einen vor allem das aktive Mitwirken der Teilnehmenden durch die Ausarbeitung von relevanten Themen in/ aus der Umgebung und die Vermittlung journalistischer Kenntnisse und Fertigkeiten, um langfristig für eine vielfältige Berichterstattung zu sorgen. Jedoch wäre der Journalismus, das Erzählen von Geschichten, nichts ohne diejenigen, die sie lesen.

Ein mindestens genauso wichtiger Aspekt des ersten Durchganges seit 2022 und der Bürgerbeteiligung daran war deshalb, eine breite Leser*innenschaft für die bürgerjournalistischen Texte zu gewinnen und Lust bei weiteren Bürger*innen zu wecken, sich einzubringen, mitzuschreiben und so gesellschaftliche Prozesse selbst zu gestalten.

Aus Sicht der Projektbeteiligten und –leiter*innen konnten beide Ziele erreicht werden. Das Pilotprojekt beinhaltete insgesamt drei Workshops, die in Leipzig sowie im Landkreis Leipzig in Präsenz stattfanden. Außerdem bildeten sich separate Besprechungsrunden, die sich themenbezogen per Online- oder Telefonsitzung nach Absprache trafen. Ein Großteil der Teilnehmenden leistete bereits ehrenamtliche Projektarbeit, wodurch es möglich war, zum einen Themenkomplexe zu spezifizieren und zum anderen, durch fundierte Vorkenntnisse den „Gesamtwissensstand“ der ganzen Gruppe zu erweitern.

Eindeutig gelungen ist auch das Zusammenbringen verschiedenster Altersgruppen. Insgesamt nahmen bislang 32 Personen im Alter von 12 bis 67 Jahren am Projekt Bürgerjournalismus teil. Den Austausch zwischen verschiedenen Generationen sehen wir als ein wichtiges Kriterium bzw. wichtigen Antrieb der Beteiligung an. Es war eindeutig möglich, unterschiedliche Lebenserfahrungen als Bereicherung in Diskussionen und somit auch in die Texte einfließen zu lassen.

Ebenso wie eine bunte Themenvielfalt. Die Themenbreite umfasste die Bereiche Natur- und Umweltschutz, Mobilitätswende, Jugendbeteiligung, alternative Wohn- und Kulturangebote sowie Aspekte und Schwachstellen der Demokratie. Je nach Thema variierten die Artikelaufrufe zwischen 200 bis nahezu 3.000, was den Schluss mit sich bringt, dass die Beiträge in ihrer Gesamtheit mehr als 50.000 Mal gelesen wurden. Und bis heute steigen die Zahlen stetig weiter.

Insgesamt wurden im Zeitraum zwischen Oktober 2022 und März 2023 55 Beiträge publiziert, was die Leiter*innen des Projekts durchaus als ein positives Ergebnis ansehen. Alle Texte wurden „begleitet“, überarbeitet und gegebenenfalls mehrmals durchgesprochen. Dabei stand zentral immer der Aspekt der Beteiligung über das journalistische Arbeiten hinaus. Nicht nur die Bearbeitung oder vielmehr die Vorstellung eines Themas ist die Einbringung in die Gemeinschaft.

Im besten Falle entstand aus den Texten bei den Leser*innen die Anregung, sich eines Sachverhalts anzunehmen, sich zu interessieren und wiederum zu beteiligen. Inwiefern dies langfristig geschieht, lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht feststellen. Erfahrungsgemäß fließen Beteiligungsformate und deren journalistische Präsentation in den fortschreitenden Entwicklungsprozess ein.

Wie soll es weitergehen?

Zukünftig soll das Projekt Bürgerjournalismus ausgeweitet werden. Wünschenswert wäre, noch mehr Personen zu erreichen, die Lust auf die journalistische Bearbeitung von Themen haben und damit wiederum weitere Interessierte zur Beteiligung anregen. Ziel ist es, ein Netzwerk Bürgerjournalismus in Sachsen aufzubauen, in welchem gegenseitige Unterstützung möglich ist. So sollen bereits bestehende Beteiligungsprojekte mehr Aufmerksamkeit erhalten sowie als praktische Beispiele fungieren.

Darüber hinaus wurde das Projekt an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) vorgestellt. Im Rahmen einer Masterarbeit im Fachbereich Journalistik wird es eine externe Evaluation der ersten Ergebnisse geben, von der sich die Leiter*innen wiederum wertvolle Erkenntnisse zur Weiterentwicklung und ggf. Verbesserung des Projekts versprechen.

Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.

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