Das Virus gibt nicht so leicht auf. Nach wochenlanger Entspannung könnten die Infektionszahlen auch in Sachsen wieder in die andere Richtung ausschlagen. Außerdem: Nach dem gestrigen Polizeieinsatz auf der Eisenbahnstraße wurden neue Details öffentlich und der Frühling scheint seine Vorboten auszusenden. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, 23. Februar 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

COVID-19: Stehen wir vor einer dritten Infektionswelle?

Während der strenge Lockdown den „alten“ Typus des Virus SARS-CoV-2 in seiner Verbreitung offenbar zurückdrängen konnte, kommt er gegen die zuerst in Großbritannien registrierte Mutation B.1.1.7 wohl nur noch bedingt an. In Deutschland setzt sich der seit Wochen beobachtete Trend sinkender Infektionen derzeit nicht mehr fort.

Möglicherweise ist dieser Umstand auch dem Auftreten neuer Virusvarianten wie der britischen geschuldet, die im Verdacht steht, wesentlich ansteckender zu sein und häufiger zu schweren Krankheitsverläufen zu führen. In Sachsen liegt die derzeitige Ansteckungszahl pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bei 71 und ist damit leicht gesunken. Die Städte Chemnitz und Leipzig stehen mit Werten unter 50 derzeit noch am besten da, trauriger Spitzenreiter bleibt das Vogtland mit einer Inzidenz von 186. In Leipzig allerdings kam es im örtlichen Porsche-Werk zu einem größeren Corona-Ausbruch.

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) scheint die dritte Infektionswelle schon unabwendbar zu sein.

Sachsen will Impfkapazitäten aufstocken

Der Freistaat Sachsen hat indes eine massive Aufstockung seiner Impfkapazitäten für die kommenden Monate angekündigt. Dafür sollten 60 Millionen Euro bereitgestellt und ab Jahresmitte 40.000 Immunisierungen pro Tag möglich gemacht werden, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (62, SPD).

Kleiner Lichtblick: Die Effektivität vorhandener Impfstoffe wird nach ersten Untersuchungen durch die britische und auch die südafrikanische Mutation des Coronavirus nicht wesentlich geschmälert, so das Robert-Koch-Institut in seinem Lagebericht vom Dienstag. Dennoch: Die Situation bleibt ernst.

In den für kommende Woche angesetzten Bund-Länder-Beratungen über den Fortbestand von Schutzmaßnahmen dürfte es deshalb nur wenig Spielraum für Lockerungen geben – zumindest kurzfristig. CDU-Vorsitzender und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (60) erwartet gleichwohl „Öffnungsperspektiven“ für Kultur und Wirtschaft.

Insgesamt aber wird es wohl noch lange bei bewährten Regeln bleiben: Abstand, Hygiene, Maskennutzung, Lüften und Kontakteinschränkungen.

Grenzkontrollen und ein möglicher Haftbefehl

Unterdessen wurde auch bekannt, dass Deutschland seine Grenzkontrollen zu Tschechien und Tirol bis zum 3. März verlängern wird. Einreisewillige dürften demnach nur noch mit einem triftigen Grund die Grenze passieren. Gerade beim östlichen Nachbarn droht die Corona-Lage aus dem Ruder zu laufen, sodass Deutschland bereits die Abnahme von COVID-19-Patienten angeboten hat, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen.

Ihn wird uns dagegen niemand abnehmen wollen: Der als Vegankoch bekannt gewordene Dauerhetzer Attila Hildmann, der sich regelmäßig auf Demos der Corona-Leugnerszene herumtreibt und dort diejenigen aufpeitscht, die eine Pandemie als Vehikel ihrer Staatsverachtung nutzen, wird nach Informationen des Tagesspiegels womöglich per Haftbefehl gesucht.

Auseinandersetzung auf der Eisenbahnstraße: Zeugen gesucht

Nach dem Polizeieinsatz vom gestrigen Abend auf der Eisenbahnstraße wurden neue Details bekannt. Offenbar waren zwei Gruppierungen in Streit geraten, wobei es auch zum Einsatz einer Schreckschusswaffe kam. Nach aktuellem Stand wurde niemand verletzt. Ein Großaufgebot der Polizei hatte einen Straßenabschnitt vorübergehend gesperrt und nach Hinweisen gesucht.

Die Ordnungshüter stellten vier mutmaßlich Tatbeteiligte (21, 22, 27, 34) und fanden beim jüngsten von ihnen auch „grün-pflanzliche Substanzen“. Die Männer sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, die Polizei sucht weiterhin Zeugen.

17:11 Uhr kam der Notruf, nun ist die Polizei an der Eisenbahnstraße. Foto: Tom Richter
17:11 Uhr kam der Notruf, nun ist die Polizei an der Eisenbahnstraße. Foto: Tom Richter

Der Frühling, Corona und wir

Gerade noch kämpften wir mit Schneemassen, Bibberfrost und Glätte – doch nun scheint der Frühling kurz vor seinem meteorologischen Beginn am 1. März die Fühler auszustrecken. Man muss weit zurückschauen, um einen Zeitpunkt zu finden, wo es einen ähnlichen Turbo-Temperaturumbruch von etwa 40 Grad innerhalb eines kurzen Zeitraums gegeben hat.

So sah es bis vor kurzem noch aus: Winter pur und Schnee, hier der Leipziger Südfriedhof im Frühjahr 2021. Foto: Lucas Böhme
So sah es bis vor kurzem noch aus: Winter pur und Schnee, hier der Leipziger Südfriedhof. Foto: Lucas Böhme

Laut den Wetterfröschen können wir wohl auch die nächsten Tage noch milde Temperaturen genießen, ehe das Wochenende einen neuen Dämpfer bringt. Und gerade in Zeiten der Pandemie sind Bewegung und Spaziergänge im Freien eine sinnvolle Möglichkeit, seine Zeit zu verbringen.

Übrigens könnten höhere Temperaturen auch bei der Eindämmung der COVID-19-Infektionen helfen – wenngleich sie allein uns wohl nicht von Corona befreien werden.

Worüber die LZ heute berichtet hat: den Umzug des Lindenauer Wochenmarkts, einen neuen Forstwirtschaftsplan, den Streit um Blitzermeldungen an die Medien, den Radverkehr auf dem Promenadenring, den Leipziger ÖPNV und was bei ihm schiefhängt.

Was heute außerdem wichtig war: Bernd Wiegand (parteilos), seit 2012 Oberbürgermeister von Halle an der Saale, hat sich seinen heutigen 64. Geburtstag wohl anders vorgestellt: Wegen der „Impfaffäre“droht dem Politiker nun ein Verbot der Dienstgeschäfte.

Er wird verdächtigt, sich und anderen eine vorzeitige Immunisierung gegen das Coronavirus ermöglicht zu haben. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft.

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