Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna und zusätzlich der heute verhängten Sperre des Impfstoffs von AstraZeneca setzt der Freistaat alle Erstimpfungstermine vorerst aus. Trotz steigender Infektionszahlen standen in Sachsen heute aber auch die nächsten Lockerungen ins Haus. So dürfen ab dem heutigen Montag beispielsweise Museen und Zoos ihre Pforten wieder öffnen. Außerdem: Im Leipziger Osten wurde heute mit einer Kundgebung an einen schrecklichen Vorfall erinnert. Vor einem Jahr wurde nahe dem Bahngelände an der Rosa-Luxemburg-Straße eine 25-jährige Frau tot aufgefunden. Bis heute ist unklar, was damals passierte. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 15. März 2021, in Leipzig und Sachsen wichtig war.

Erstimpfungen in Sachsen gestoppt

Am Nachmittag vermeldete die Bundesregierung auf Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts die Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff. Das Institut hält weitere Untersuchungen für notwendig, nun wird die Europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheiden, ob und wie sich neueste Erkenntnisse auf die Zulassung des Serums auswirken.

Das Sächsische Sozialministerium veranlasste daraufhin den sofortigen Stopp der Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff. „Sicherheit geht vor. Daher haben wir nach der Information durch die Bundesregierung sofort die Ärzteverbände und das Deutsche Rote Kreuz informiert. In den Impfzentren und auch bei unserem Modellprojekt bei niedergelassenen Ärzten darf der Impfstoff AstraZeneca ab sofort vorerst nicht mehr verimpft werden“, erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).

Dadurch entsteht nun ein Engpass an allen verfügbaren Impfstoffen. Erst vor wenigen Tagen waren Lieferengpässe mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna bekannt geworden. In den folgenden Wochen sollte das Vakzin von AstraZeneca in Sachsen verimpft werden.

Das Deutsche Rote Kreuz teilte nun am heutigen Nachmittag mit, dass vorerst alle Erstimpfungen ausgesetzt werden müssten, lediglich Zweitimpfungen mit dem Biontech-Impfstoff würden durchgeführt.

Im Netz machte sich nach der Meldung heute angesichts des damit einhergehenden Vertrauensverlustes in den Impfstoff hingegen Sarkasmus breit. Zusammen mit den wieder steigenden Inzidenzzahlen in Sachsen eine Gesamtsituation, die wohl so manchen Spruch freisetzte.

Sesam, öffne dich!

Entgegen der wieder ansteigenden Infektionszahlen wurden am heutigen Montag einige Lockerungsmaßnahmen durchgesetzt.

So öffneten heute auch die weiterführenden Schulen die Klassenräume. In den letzten Wochen waren zunächst die Schüler/-innen der Abschlussklassen, danach die Grundschüler/-innen an die Bildungseinrichtungen zurückgekehrt. An den Oberschulen und Gymnasien soll künftig im Wechselunterricht, und damit in kleineren Gruppen, unterrichtet werden.

Sobald ausreichend Tests zur Verfügung stehen, soll ebenso die Pflicht zur Testung an Schulen eingeführt werden. Außerdem besteht die Maskenpflicht überall dort, wo kein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.

Museen/Galerien/Gedenkstätten/Zoos/Tierparks/Botanische Gärten: Mit vorangegangener Terminvereinbarung dürfen diese Einrichtungen nun auch wieder Besucher/-innen einlassen. Nicht alle Einrichtungen nehmen diesen Schritt wahr.

So kündigte der Leipziger Zoo bereits in der vergangenen Woche an, noch nicht öffnen zu wollen. Mehr Informationen und Hintergründe zu dieser Entscheidung gibt es hier.

Voraussetzung für die Öffnungen sind sowohl die Unterschreitung der 7-Tage-Inzidenz von 100 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen als auch, dass die jeweilige Region bzw. Stadt die Öffnung in einer Allgemeinverfügung erlaubt hat.

Testpflicht: Theoretisch gilt ab heute die Testpflicht für Beschäftigte und Selbstständige mit Kundenkontakt. Ab kommendem Montag müssen Arbeitergeber/-innen, deren Beschäftigte vor Ort im Büro arbeiten, außerdem einen kostenlosen Test in der Woche ermöglichen.

Die Krux an der Sache ist bisher allerdings ein Mangel an Tests. Da derzeit nicht genügend zur Verfügung stehen, greifen die Regeln erst, sobald ausreichend Tests vorhanden sind.

Kundgebung gegen Gewalt an Frauen im Leipziger Osten

Vor einem Jahr, am 15. März 2020, wurde in der Nähe der Bahnanlage an der Rosa-Luxemburg-Straße der Körper einer leblosen Frau gefunden. Die 25-Jährige kam gewaltsam zu Tode, bis heute ist der/die Täter/-in unbekannt.

Um 17 Uhr fand sich anlässlich dieses traurigen Jahrestags auf dem Lutherplatz eine Gruppe von etwa 100 Teilnehmer/-innen zur Gedenkkundgebung zusammen. „Ein Jahr später wollen wir […] dieser Frau gedenken und auf patriarchale Gewalt hinweisen. Dies soll ein weiterer Schritt sein in dem Kampf, das Patriarchat zum Wackeln zu bringen. Wir fordern eine Zukunft ohne Feminizide und ein würdiges Gedenken!“, so die Organisator/-innen.

Gedenken am 15. März 2021. Foto: LZ
Gedenken am 15. März 2021. Foto: LZ

„Diese Gewalt ist eine männliche und sie hat Struktur […] Es braucht eine Auseinandersetzung mit vorherrschenden Männlichkeitsbildern und patriarchalen Verhältnissen, die diese prägen“, mahnte eine Sprecherin. Auch kritisierten die Sprecher/-innen die Berichterstattung über vergangene Feminizide. Oft sprächen diese von ,Beziehungstaten‘, wie nach dem Tod einer Frau im Auwald. „Der Begriff ,Beziehungstat‘ relativiert und leugnet gesellschaftliche Zusammenhänge und unausgeglichene Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen.“

Nach dem Mord an der jungen Frau auf dem Bahngelände etwa waren in Berichterstattungen effekthascherisch auch Verbindungen zur Drogenszene geknüpft worden. „Wie kann es sein, dass in den Medien der Tod und der Mord der Frau so dargestellt wurde, als hätte das Leben auf der Straße sie getötet?“

Wenige Stunden zuvor fanden im Rabet außerdem Aktionen zum Internationalen Tag gegen Polizeigewalt statt. Mit Redebeiträgen, Informationsangebot und Grafittis wurde auf das Thema aufmerksam gemacht.

Die Redebeiträge der Kundgebung am Lutherplatz  (Audio)

Audio: LZ

Deutschlands Intensivärzte sprechen sich für sofortige Rückkehr zum Lockdown aus

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) spricht sich für die sofortige Rückkehr zum Lockdown aus.

Im Interview mit radioeins sagte Christian Karagiannidis, der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters: „Wenn wir jetzt zwei Wochen lang weiter öffnen, wird ein harter Lockdown wahrscheinlich unausweichlich und alles ist wieder zu. Wenn wir also jetzt noch drei Wochen wieder stillhalten, profitieren wir alle! Das rettet nicht nur unseren Sommer!“

Auch das Robert-Koch-Institut warnt vor steigenden Zahlen und mahnt zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen.

Worüber die LZ heute berichtet hat: Die Leipziger Verkehrsbetriebe suchen auch in diesem Jahr wieder neue Leute. Während der ÖPNV derzeit ungehindert rollt, drohen bereits wieder längere Schließungen, denn die Infektionszahlen rings um Leipzig stiegen wieder rasant an.

Und unsere Redakteurin Antonia Weber hat sich mit Digitalisierung in der Pandemie beschäftigt, während René Loch einen stark steigenden Widerstand gegen eine Abschiebung in Dresden beobachtet.

Was heute außerdem wichtig war: Seit vergangenem Freitag stieg die 7-Tage-Inzidenz in Leipzig um 10,3 auf nunmehr 57,3. Die Zahl der Neuinfektionen liegt nach dem Wochenende auf insgesamt 15.944. Derzeit befinden sich 87 Personen zur Behandlung im Krankenhaus.

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