Baufirmen sind unter bestimmten Bedingungen zwar gesetzlich dazu verpflichtet, auf brütende Vögel Rücksicht zu nehmen, doch einige pfeifen auf Umweltschutz, um ihre wirtschaftlichen Interessen nicht zu gefährden. So passierte es auch wieder am Wochenende im Haus in der Bornaischen Straße 68, wo ein am Freitag aufgestelltes Baugerüst vor allem Mauersegler daran hinderte, ihre Jungtiere zu versorgen. Schließlich rückte das THW an, um das Gerüst abzubauen. Aus dem Flutkatastrophengebiet in Rheinland-Pfalz kamen am Samstag Meldungen, dass THW-Mitarbeiter/-innen bei ihrem Einsatz beschimpft und beworfen wurden. Die LZ fasst zusammen, was in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus am Wochenende des 24. und 25. Juli 2021 wichtig war.

Baugerüst hindert Vögel an Jungtierversorgung

Der Naturschutzbund (Nabu) macht seit Jahren darauf aufmerksam, doch immer wieder kommt es vor, dass Vögel beim Bauen von Nistplätzen oder bei der Aufzucht ihrer Jungtiere gehindert oder gestört werden, weil Baufirmen Artenschutzgesetze beim Sanieren oder Abreißen von Häusern ignorieren. Nun kam es auf der Bornaischen Straße 68 wieder zu so einem Fall. Bereits am Freitag ließ die Leipziger Immobilienfirma Hildebrand & Partner das Haus im Stadtteil Connewitz mit einem Gerüst einkleiden.Und das, obwohl der Nabu sowohl die Hauseigentümer als auch die Baufirma laut eigener Aussage frühzeitig darüber informiert hatte, dass verschiedene Vögel wie Mauersegler, Tauben und Sperlinge in dem Haus aktuell ihre Jungen großziehen. Um ihre Brut mit Futter versorgen zu können, fliegen die Elterntiere regelmäßig durch die Fenster ein und aus. Wie Sabrina Rötsch in einem vor Ort gedrehten Video von StreetNewsLE berichtet, unterrichtete der Nabu vorab auch die Naturschutzbehörde über die Situation, doch trotz aller Warnungen errichtete die Baufirma am Freitag das Gerüst.

Was zur Folge hatte, dass die Vögel nicht mehr in das Haus gelangen konnten, um ihre Jungen zu füttern. „Fünf Mauersegler fliegen gegen die Netze und Gerüststangen, stundenlang, verzweifelt, immer und immer wieder“, berichtet der Nabu Leipzig auf seinem Youtube-Kanal unter einem Video, das die aufgeregten Vögel zeigen soll, wie sie vergeblich versuchen, in das Haus zu gelangen.

THW baut Gerüst auf polizeiliche Anordnung zurück

Obwohl der Nabu sich noch am Freitagabend an den Stadtordnungsdienst, die Feuerwehr und die Polizei wendet und nachweisen kann, dass die Jungvögel aufgrund des Gerüsts nicht versorgt werden können und die Altvögel sich bei Anflugversuchen auf das Gerüst verletzen, bleibt das Gerüst am Freitag stehen.

Das hat laut Nabu-Bericht mehrere Gründe: Das Ordnungsamt ist nicht weisungsberechtigt, der Feuerwehr fehlt für einen Rückbau des Gerüsts eine amtliche Anordnung und die herbeigerufene Polizei kennt sich im Naturschutz nicht ausreichend aus.

So vergeht schließlich noch ein Tag, bis Mitarbeiter/-innen des Technischen Hilfswerks (THW) auf Anordnung der Polizei das Gerüst am Samstagnachmittag abbaut. Laut Nabu hatte sich der Gerüstbauer auf Anfrage der Polizei geweigert, das Gerüst selbstständig zurückzubauen.

„Anfangs noch zögerlich kreisten die Mauersegler über der Baustelle“, schreibt der Nabu über die Zeit nach dem Rückbau. Am Samstagabend seien wieder in die Brutnischen erfolgreich einfliegende Mauersegler zu beobachten gewesen.

Weitere Informationen über ähnliche Fälle und darüber, wann ein Baustopp aus Naturschutzgründen erwirkt werden kann, stellt der Nabu auf seiner Website zur Verfügung.

Angriffe auf THW-Personal in Flutgebieten

Um Mitarbeiter/-innen des THW ging es am Samstag auch in Meldungen, die aus dem Flutkatastrophengebiet im Westen Deutschland kamen. THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner hatte in einem Interview mit RTL/n-tv von Angriffen auf THW-Mitarbeiter/-innen während Einsätzen im Hochwassergebiet berichtet. Einsatzkräfte seien in einzelnen Fällen beschimpft und mit Müll beworfen worden.

Laut Lackner kämen die Angriffe vor allem von „Personen aus der Querdenker-Szene und sogenannte Prepper, die sich als Betroffene ausgäben und bewusst Stimmung machten“. Auch frustrierte Flutopfer seien teils aggressiv gegenüber THW-Helfer/-innen aufgetreten.

Befürchtete erneute Zerstörung durch Starkregen bleibt weitgehend aus

Für Samstag hatte der Deutsche Wetterdienst unter anderem fürs Ahrtal in Rheinland-Pfalz erneut Warnungen vor Starkregen herausgegeben. Am Nachmittag forderten die Behörden Anwohner/-innen und Einsatzkräfte deshalb dazu auf, das Tal zu verlassen und stellten dafür Shuttlebusse zur Verfügung. Das THW richtete in der Gemeinde Grafschaft im Kreis Ahrweiler am Samstag vorsorglich eine Notunterkunft ein, die zum Glück nicht gebraucht wurde. Am Samstag regnete es mehrere Stunden in der Region, zu erneutem Starkregen oder Zerstörungen durch Flutwellen kam es zum Glück nicht.

Zuvor gab es Warnungen, dass bereits kleine Mengen Regen in den zerstörten Gebieten zu erneuten Katastrophen führen könnten, da die Kanalisation nicht mehr funktioniere, die Böden nicht mehr viel Wasser aufnehmen könnten und der Ablauf von Wasser durch Schutt und anderen Müll gestört werden könnte.

Etwa 30.000 Menschen in den Flutgebieten haben derzeit keinen Zugriff auf Trinkwasser und/oder Strom. Noch immer werden über 100 Personen vermisst.

Großbaustelle am Elsterradweg, Start in die Sommerferien und vier deutsche Orte mit UNESCO-Weltkulturerbe

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Auf Antrag der Freibeuter-Fraktion hat der Leipziger Stadtrat beschlossen, dass die Video-Zuschaltung von Mitarbeiter/-innen der Stadtverwaltung oder anderen Gästen künftig auch in Präsenzsitzungen des Stadtrates möglich sein soll.

Außerdem haben die Freibeuter mit einem weiteren Antrag bewirkt, dass das Ordnungsdezernat die Anweisungen zum Falschparken bzw. zum Abschleppen von falschgeparkten Autos veröffentlichen muss.

Weiterhin beschloss die Ratsversammlung diese Woche, dass City- und Stadtteilmanager/-innen beauftragt werden sollen, um den von Corona stark getroffenen Händler/-innen wieder viele potenzielle Kund/-innen zu bescheren.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Die den Vereinten Nationen zugehörige Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) hat auf ihrer Jahrestagung beschlossen, vier deutsche Stätten ins Welterbe aufzunehmen: Die Städte Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen und die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt.

Was morgen passieren wird: Morgen starten in Sachsen offiziell die sechswöchigen Sommerferien für Schüler/-innen.

Und morgen beginnen auch die Umbauarbeiten auf der Hans-Driesch-Straße im Zentrum-Nordwest, um östlich der Landauer Brücke die Verkehrssicherheit insbesondere für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen zu erhöhen. Dort hilft derzeit eine Sperrfläche, leidlich über die extrem stark befahrene Hans-Driesch-Straße zu kommen.

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