Am Samstag demonstrierten etwa 200 Personen in Leipzig gegen Polizeigewalt. Anlass für die Demo war ein Vorfall aus der vergangene Woche, infolgedessen mehrere Personen, unter anderem durch Angriffe mit Pfefferspray, von Einsatzkräften der Polizei verletzt worden waren. Außerdem: In Chemnitz wurde am Sonntag das Dokumentationszentrum zur Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex eröffnet. Die LZ berichtet, was am Wochenende, dem 24./25. Mai 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Politische Graffiti an Alter Börse und Stadtgeschichtlichem Museum

Wie die Polizei am Wochenende mitteilte, hatten bisher unbekannte Täter*innen bereits in er Nacht auf Freitag mehrere Graffiti auf Gebäuden in der Innenstadt angebracht. Sowohl an der Alten Börse, als auch an der Fassade des Stadtgeschichtlichen Museums wurden Schriftzüge in schwarzer und lila Farbe entdeckt.

Auch auf dem Kurt-Masur-Platz sprühten die Unbekannten drei bis zu vier Meter große Schriftzüge auf den Boden. Mehrere der Graffitis hatten laut Behördengaben eine Bezug zum Nahostkonflikt.

Genaue Angaben über den entstandenen Schaden konnten bisher nicht gemacht werden. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.

Angriff auf künftige Polizeistation

Am Freitagabend gegen 22 Uhr zog eine Gruppe von etwa 80 Personen mit einem Banner über die Eisenbahnstraße. Dabei bewarfen sie die Scheiben des für den Stadtteil geplanten Polizeipostens mit Steinen und Farbflaschen. Außerdem wurde aus der Gruppe heraus Pyrotechnik gezündet.

Wie hoch der entstandene Schaden ausfiel, ist noch unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts eines besonders schweren Falls von Landfriedensbruch eingeleitet, welche im weiteren Verlauf der polizeiliche Staatsschutz übernimmt.

Demo gegen Polizeigewalt

Auf dem Kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz versammelten sich am Samstagnachmittag mehrere hundert Personen. Anlass war eine Kundgebung unter dem Titel „Solidarität ist uns’re Waffe“ gegen Polizeigewalt und Repressionen.

Anlass für die Demonstration war ein Vorfall, der sich am vergangenen Montagabend am Leipziger Hauptbahnhof abgespielt hatte: Nach einer friedlich verlaufenen pro-palästinensischen Kundgebung hatten die Beamten eine Straßenbahn gestoppt, um fünf mutmaßliche Tatverdächtige zu identifizieren. Es kam zu Solidarisierungsaktionen und daraufhin zum Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray. Mehrere Personen wurden verletzt, die Straßenbahn beschädigt.

Nach dem Vorfall wurden Vorwürfe gegen das brutale Vorgehen der Einsatzkräfte der Polizei laut. Auch im Aufruf zur Kundgebung hieß es, die Polizist*innen hätten „auf martialische Art und Weise die Straßenbahn [umstellt] und auf die in der Straßenbahn zusammengequetschten Jugendlichen [eingedroschen].“ Zudem waren auch Personen, welche sich zu einer Spontanversammlung vor der Bahn zusammengefunden hatten, mit Pfefferspray und mit Schlägen attackiert worden.

Die Polizei hatte die Maßnahme im Nachhinein damit erklärt, dass in der Straßenbahn „mehrere wiedererkannte, aber noch nicht identifizierte Personen“ festgestellt worden waren, „zu denen ein Anfangsverdacht wegen eines Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte während des Leipziger Demonstrationsgeschehens am 1. Mai 2025 bestand“. Der Einsatz zog sich schließlich bis Mitternacht.

Die Demonstration am gestrigen Samstag aber verlief laut Mitteilung der Behörde störungsfrei. Einen ausführlichen Bericht über die Vorfälle am vergangenen Montag hat LZ-Redakteur Jan Kaefer hier verfasst.

NSU-Aufarbeitung in Chemnitz

In Chemnitz wurde am heutigen Sonntag das Dokumentationszentrum „Offener Prozess“ zum NSU-Komplex eröffnet. Es soll Raum sein für die Auseinandersetzung und Aufarbeitung mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorgruppe NSU, ihrer Folgen für die Opfer und die Gesellschaft. Vor Betroffenen und Angehörigen der Opfer sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur als auch Gästen aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sprachen Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) und der frisch ernannte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) im Rahmen des Festakts.

„[Das Dokumentationszentrum] erzählt die Geschichten der Opfer und beleuchtet gleichzeitig gesellschaftliche Strukturen, die die Verbrechen ermöglicht haben“, so Köpping. „Außerdem zeigt es die Kontinuitäten rechtsmotivierter Gewalt, aber auch der zivilgesellschaftlichen Gegenwehr in Sachsen. Der Freistaat übernimmt damit eine Vorreiterrolle in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex und zeigt, wie wichtig ihm eine nachhaltige und den Perspektiven der Betroffenen zugewandte Aufklärung gerade auch hier in Chemnitz ist, wo die Terrorgruppe jahrelang unbemerkt leben konnten.“

Weimer betonte: „Die jahrelange Mordserie des NSU war eines der schrecklichsten rechtsradikalen Verbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wir sind es den Betroffenen und der gesamten Gesellschaft in Deutschland schuldig, uns an diese rassistisch motivierten Taten zu erinnern, der Opfer zu gedenken und die notwendigen Konsequenzen aus dieser Verbrechensserie zu ziehen.“

Strompreise, Mietwucher und ein Schaufensterantrag

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

Der Stadtrat tagte: Mehr Parkfläche für die neue Sporthalle in Böhlitz-Ehrenberg

Dekarbonisierung auf schwäbisch: Ende 2025 trennt sich EnBW von seinem Kraftwerksblock in Lippendorf

Der Stadtrat tagte: AfD-Fraktion scheitert mit aufgewärmtem Schaufensterantrag zum Anwohnerparken

Sonntagskirche № 152: Deutschlands kleinste Dorfkirche in Elend

Auf dem Schulweg verschwunden: Gabi Thieme erzählt die Geschichte zweier Aufsehen erregender Fälle aus Sachsen

Willkommen in Markkleeberg: Großes Panorama-Bild wirbt jetzt für die Stadt an den Seen

Der Stadtrat tagte: Ein klarer Auftrag für die Stadt, Mietwucher in Leipzig zu verfolgen + Video

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Der Stadtrat tagte: Können aus Parkplätzen an Einkaufscentern auch reguläre Stellplätze werden? + Video

Messerangriff in Hamburg

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Am Freitagabend wurden am Hamburger Bahnhof 18 Menschen verletzt. Eine Frau hatte mit einem Messer um sich gestochen. Sie befindet sich derzeit in einer Psychiatrie.

In Leipzig lockten am Wochenende mehrere Stadtteilfeste zahlreiche Personen vor die Türen. So tummelten sich Hunderte am Samstagnachmittag beim alljährlichen Westbesuch auf dem Gelände des Plagwitzer Bürgerbahnhofs. Am Sonntag lud das 32. Straßenfest am Connewitzer Kreuz und in der Selneckerstraße mit einem bunten Programm zum Schlendern ein.

Trotz Regen zog es zahlreiche Besucher*innen zum Straßenfest am Connewitzer Kreuz. Foto: Lucas Böhme

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