Olga Costa sagte einst: „Ich mochte die Malerei, aber ich hatte das Gefühl, dass ich noch einen weiten Weg vor mir hatte, um Malerin zu sein. […] Und so begann ich, Malerin zu werden, und den Strömungen der mexikanischen Malerei treu zu bleiben, aber mit einem sehr persönlichen Stil.“  

Den weiten Weg ging Olga Costa, geborene Kostakowsky, letztlich bis zum Ende und wurde eine von Mexikos bedeutendsten Künstlerinnen. Die 1913 in Leipzig geborene und 1993 im mexikanischen Guanajuato verstorbene Malerin begeisterte im 20. Jahrhundert mit ihrem einzigartigen Blick auf die Menschen, Landschaften und die Lebensart ihrer mittelamerikanischen Heimat – und sie tut es noch heute: Im Museum der bildenden Künste (MdbK) Leipzig werden Werke Costas aus mehr als 40 Jahren Schaffensgeschichte erstmals monografisch in Europa ausgestellt. 

Bis zum 26. März 2023 sind die Museumsbesucher/-innen eingeladen zur „Begegnung mit der mexikanischen Moderne“. Neben Olga Costa erzählen weitere mexikanische Künstler/-innen, wie Frida Kahlo, Diego Rivera und Rosa Rolanda, in der Ausstellung von der Geschichte ihres Landes nach dem Jahre andauernden Bürgerkrieg. 

Aus Olga Kostakowsky wird Olga Costa 

Olgas Eltern, die aus der Ukraine stammenden Ana und Jacob Kostakowsky, waren bereits vor dem Ersten Weltkrieg aus ihrer Heimatstadt Odessa nach Leipzig geflohen, um der jüdischen Verfolgung zu entkommen. Mit der Tochter lebten sie eine Zeit lang in der Bayerischen Straße, welche heute die Arthur-Hoffmann-Straße ist. Noch während des Krieges zog die Familie weiter nach Berlin. Doch auch hier waren sie nicht sicher. 1925 erreichten die Kostakowskys schließlich Mittelamerika. Nach einigen Monaten Aufenthalt in Velacruz ließen sie sich in Mexiko-Stadt nieder. 

Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109.
Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109. Foto: LZ

Die damals 12-jährige Olga nahm die neue Heimat schnell als die ihre an, sie war fasziniert von der Farbenvielfalt, der Landschaft und den Menschen Mexikos. Schnell gab sie sich selbst den Namen „Costa“, der spanischer klang und ihr bis zum Lebensende erhalten blieb. Nach nur drei Monaten Studium an der Kunstakademie in Mexiko-Stadt, wo sie auch ihren späteren Ehemann José Chávez Morado kennenlernte, brach Costa die Ausbildung ab, um ihre Familie finanziell unterstützen zu können.

Fortan brachte sie sich die Malerei selbst bei. Von jeher war die junge Frau angezogen von den Wandmalereien junger mexikanischer Künstler wie Diego Rivera, bewunderte die Farbgebung und Themenvielfalt der monumentalen Bilder.  

Costa entwickelte ihren eigenen Stil und offenbarte der Welt ihren Blick auf die Kultur und Schönheit Mexikos. Sie ließ sich inspirieren von alltäglichen Ritualen, wie einem Besuch auf dem Markt oder dem Blick aus dem Fenster, der ihr stets die Berge zeigte. Sie brachte die spezifische mexikanische Dinglichkeit auf Leinwand und Papier, konzentrierte sich dabei im Gegensatz zu vielen anderen heimischen Künstler/-innen aber weniger auf national-kämpferische Symbolik, als auf die menschliche und landschaftliche Darstellung. Dabei blieb Costa dem traditionellen mexikanischen Stil treu, auch als andere Maler/-innen abstraktere Werke erschufen.  

1946 erhielt sie den Auftrag, ein staatstragendes Gemälde zu erstellen. Es entstand die „Obstverkäuferin“ – das Bild, das auch das Aushängeschild der jetzigen Leipziger Ausstellung ist. 58 Obstsorten sind auf dem mehrere Meter großen Gemälde in einer bunten Farbenvielfalt dargestellt. 

Die mexikanische Moderne  

„Olga Costa war eine Frau, die ihre neue Rolle annahm, die Mexikanerin wurde“, beschrieb auch Stefan Weppelmann, Leiter des MdbK, die gefeierte Künstlerin während des Eröffnungsabends zur Ausstellung am 30. November.

Der Saal war voll an diesem Abend, als nicht nur Weppelmann, sondern auch Francisco José Quiroga Camero, der mexikanische Botschafter, sowie Maria Adriana Camarena de Obeso, die Direktorin des Institute Estatal de la Cultura de Guanajuato, einleitende Worte zum Leben und Schaffen der berühmten Malerin sagten.

„Sie ist ein Beispiel für die kulturelle Vielfalt, die uns alle begeistert“, so Camero, der gleichzeitig auf die Verbindung Deutschlands und Mexikos einging und den Wunsch danach, „Freunde, Partner und Verbündete“ zu sein. Ebenso wie Costa es tat, sei es auch heute wichtig, Verständnis füreinander zu entwickeln und (kulturellen) Unterschieden ohne Skepsis zu begegnen.  

Beim anschließenden Rundgang wurden die Besucher/-innen von mexikanischen Klängen begleitet, es wurde in vielen Ecken mitgesungen und hier und da auch getanzt. Mitten zwischen den Bildern, Fotografien und Zeichnungen großer mexikanischer Künstler/-innen.

Gleich zu Beginn der Ausstellung fällt das Selbstportrait Costas ins Auge, welches 1947 entstand. Natürlich fehlt auch „Die Obstverkäuferin“ („La vendedora de frutas“) nicht. Weiterhin finden sich Landschaftszeichnungen, die von Olga Costa so sehr geliebten mexikanischen Berge, sowie Portraits und Stillleben in den Räumen im Untergeschoss des MdbK.

Ermöglicht wird die Ausstellung durch die Förderung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, der Peter und Irene Ludwig Stiftung sowie der Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V. Unterstützung für die Eröffnung erhielt das Museum von der Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten.  

„Modernes Mexiko: Die erste Ausstellung in der Geburtsstadt der Künstlerin Olga Costa“ erschien erstmals am 16. Dezember 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 109 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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