Als sogenannter Kinderzimmer-Dealer sorgte er mit seinem Versand „Shiny Flakes“ für Furore, machte aus einer Wohnung in Leipzig-Gohlis über 4 Millionen Euro Umsatz, ehe er verhaftet wurde. Sieben Jahre nach seiner ersten Verurteilung steht Maximilian S., inzwischen 27, ab 2. Dezember wieder vor dem Landgericht. Mit vier weiteren Angeklagten muss er sich erneut wegen bandenmäßigen Betäubungsmittel-Handels verantworten.

Im Kinderzimmer der Wohnung seiner Mutter und ihres Lebensgefährten wickelte er über ein Jahr lang ein Millionengeschäft ab. Als ein Spezialeinsatzkommando die Räumlichkeiten Ende Februar 2015 stürmte und den perplexen Maximilian S. festnahm, war dessen Zimmer mit über 300 Kilo Drogen regelrecht vollgestopft.

Abgesehen von Heroin hatte der junge Dealer Substanzen jeglicher Art im Angebot, ließ sich in Bitcoins bezahlen. Geschätzter Umsatz: 4 Millionen Euro.

Am Ende wuchs ihm das Geschäft offenbar über den Kopf. Nachlässigkeiten beim Postversand der über das Netz bestellten Rauschmittel führten die Ermittler auf seine Spur. Im November 2015 wurde der damals 20-jährige Maximilian am Landgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt – nach Jugendstrafrecht.

Staatsanwaltschaft geht von arbeitsteiliger Bande aus

Besonders beeindruckt hat ihn die Quittung offenbar nicht, glaubt man den neuen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft: Laut nun zugelassener Anklage soll sich Maximilian S. spätestens im November 2018, also noch vor seiner Haftentlassung im Sommer 2019, mit zwei mutmaßlichen Komplizen zusammengetan und einen neuen Online-Versand eröffnet haben, um die „Kundschaft“ in Deutschland und darüber hinaus mit Drogen zu beliefern.

Die Gruppe soll dabei professionell und arbeitsteilig vorgegangen sein: Demnach habe der heute 27 Jahre alte Maximilian aufgrund seiner Erfahrung und finanziellen Mittel als Kopf der Bande fungiert. Ein weiterer Verdächtiger soll den Transport der Substanzen übernommen haben, während der dritte Hauptbeschuldigte, nach LZ-Informationen ein Anwalt, sich um rechtliche und organisatorische Angelegenheiten gekümmert habe.

Zwei weitere Männer sollen ebenfalls in die Geschäfte verwickelt gewesen sein. Alle Verdächtigen sind zwischen 24 und 42 Jahre alt.

Laut Anklagebehörde habe die Gruppe etwa 20 Kilogramm unterschiedliche Betäubungsmittel zwischen April 2019 und Januar 2021 verschickt.

Fall aus Leipzig inspirierte sogar Netflix

In einer Netflix-Dokumentation hatte Maximilian S. der fragenden Reporterin unter vollem Namen und sichtlich stolz vor der Kamera vom Aufstieg und Fall seines illegalen Imperiums erzählt. Daneben kamen auch sein damaliger Anwalt, Fachleute und Ermittler zu Wort.

Zudem lehnte sich die ebenfalls bei Netflix abrufbare Serie „How to sell drugs online (fast)“ lose an den ungewöhnlichen Leipziger Fall an.

Den Angehörigen des nun angeklagten Quintetts droht bei einer Verurteilung wegen bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln, teilweiser in nicht geringer Menge bzw. Beihilfe zum unerlaubten Handeltreiben mit Betäubungsmitteln jeweils eine hohe Haftstrafe.

Die 8. Strafkammer des Landgerichts hat ab 2. Dezember eine ganze Reihe an Prozessterminen festgesetzt, vorerst bis Ende März 2023.

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