Der Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag gilt als größter europäischer Jugendgipfel. Nach acht Jahren findet die 18. Ausgabe vom 13.-15. Mai erstmals wieder in Präsenz statt. Im Beisein von Bundesfamilienministerin Karin Prien und dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (beide CDU) wurde das Branchentreffen am Dienstag auf der Leipziger Messe eröffnet.

Für Prien, die ihr neues Ministerinnen-Amt erst vor einer Woche angetreten hatte, war der Leipzig-Besuch somit eine ihrer ersten Handlungen. Das Motto des 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages (DJHT), welches lautet „Weil es ums Ganze geht: Demokratie durch Teilhabe verwirklichen!“, kommentierte die 59-Jährige während eines Rundgangs folgendermaßen:

„Es ist ja kein Geheimnis, dass unser liberales, demokratisches System massiv unter Druck steht in Deutschland, aber auch weltweit. Kinder und Jugendliche sind die Demokraten von morgen, und es liegt an uns, sie stark zu machen, sie zu mündigen Bürgern zu erziehen und ihnen die Chance zu geben, ihre Gesellschaft von morgen mitzugestalten. Deshalb geht es ums Ganze.“

Karin Prien (CDU, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ). Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag am 13.05.25 auf der Messe Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Auf der Fachmesse in der Messehalle 2 präsentieren sich 400 Organisationen, Verbände, Vereine und Einrichtungen, die Einblicke in ihre Arbeit gewähren. Parallel dazu bietet ein Fachkongress um die 300 Veranstaltungen, rund um Themen wie beispielsweise Inklusion, politische Bildung, Armutsprävention, Digitalisierung und den Fachkräftemangel. Zudem geht es im Sinne der Generationengerechtigkeit um einen neuen Generationenvertrag und Maßnahmen für mehr Klimagerechtigkeit.

„Kinder und Jugendliche wachsen heute unter durchaus schwierigen Rahmenbedingungen auf. Bei manchen von ihnen prägen Krieg, die Pandemie in ihren Folgen, aber auch die sich verschlechternden Umweltbedingungen oder psychische Belastungen den Alltag. Kinder und Jugendliche nehmen wahr, dass sie in Deutschland in einer alternden Gesellschaft leben – auch das erhöht den Druck auf sie“, so Bundesfamilienministerin Karin Prien.

Symbolischer Band-Durchschnitt zur Eröffnung des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag am 13.05.25 auf der Messe Leipzig. Foto: Jan Kaefer

„Demokratie muss in jeder Generation neu gelernt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass über diesen Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag geworben wird für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, dass geworben wird für eine pluralistische Gesellschaft der Vielfalt, für eine demokratische Haltung, in der es darum geht, um das bessere Argument zu kämpfen und einen Diskurs fair miteinander zu führen.“ Sie wolle mit ihrem Ministerium jeden Tag dafür arbeiten, „dass wir starke Kinder, starke Familien in unserem Land haben, die mündige Bürger sein wollen, die ihr Land und ihre Gesellschaft mitgestalten“.

Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) betonte im Pressegespräch, dass es vor allem darum ginge, Kinder resilient zu machen. „Die Kinder brauchen Sicherheit für ihre Perspektive und nicht die große Unsicherheit, dass es ihnen einmal schlechter gehen wird als vielleicht ihren Eltern oder Großeltern.“ Sie würdigte die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe, die dazu einen wesentlichen Teil beiträgt. „Kinder- und Jugendhilfearbeit muss uns auch in der Perspektive wirklich wichtig sein. Wir haben gute Strukturen geschaffen, auch in Sachsen. Diese Strukturen wollen wir erhalten.“

Petra Köpping (SPD, Sächsische Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt). Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag am 13.05.25 auf der Messe Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Jedoch mahnt die Staatsministerin bei den Konzepten auch Veränderungsbereitschaft an: „Ich bitte darum, dabei mitzumachen, dass wir uns nach den aktuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten von Kindern und Jugendlichen richten. Nicht alles, was wir seit 30 Jahren machen, ist heute noch zeitgerecht – sondern wir müssen uns auf die neuen Bedürfnisse einstellen.“

Das sieht Leipzigs Jugendbürgermeisterin Vicki Felthaus (Bündnis 90/ Die Grünen) ähnlich. „Wir stehen an einem Punkt, an dem sich etwas ändern muss. Wir haben inzwischen sehr viele Fachkräfte im System und sind gefordert, mit unserer gesammelten Professionalität, die Dinge anders zu gestalten. Kinder und Jugendliche erfordern heutzutage eine andere Aufmerksamkeit als noch vor zehn oder 20 Jahren.“ Beispielsweise sollen neue Wege gefunden werden, um junge Menschen für die Thematik Desinformation und Fakenews zu sensibilisieren.

Vicki Felthaus (Bündnis 90/ Die Grünen, Beigeordnete für Jugend, Schule und Demokratie der Stadt Leipzig). Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag am 13.05.25 auf der Messe Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Diskussionsstoff dürfte es auf dem 18. DJHT also reichlich geben. Insgesamt etwa 30.000 Besucherinnen und Besucher werden während der drei Tage auf dem Messegelände erwartet. Neben dem Fachpublikum lädt das Event aber auch die interessierte Öffentlichkeit ein, zum Beispiel richtet sich das Forum Berufseinstieg besonders an Schüler/-innen und Studierende. Der Eintritt ist kostenlos.

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