Die Messestadt bekommt eine weitere Burschenschaft. Am 13. Juni möchte sich die "Dresdensia Leipzig" wiedergründen. Die Leipziger Burschenschaft Dresdensia existierte von 1858 bis 1945. Aufgrund des Verbots studentischer Männerbünde in der DDR siedelte sie nach dem 2. Weltkriegs ins westdeutsche Gießen über, wo der Männerbund in der Burschenschaft Dresdensia-Rugia aufging. Diese zählt heute innerhalb des Dachverbandes "Deutsche Burschenschaft" zum rechten Flügel.

Kenner der Szene befürchten das Schlimmste. Mit der Wiederbelebung der Leipziger Dresdensia scheinen sich rechte Nachwuchsakademiker in der Messestadt institutionalisieren zu wollen. Bei der Wiedergründung scheint die Gießener Dresdensia-Rugia ihre Finger im Spiel zu haben. Der Bund fiel in den 2000er-Jahren wiederholt durch Verwicklungen in die rechtsextreme Szene auf und stand zwischenzeitlich unter Beobachtung des hessischen Landesamts für Verfassungsschutz. Prominenteste Mitglieder sind die beiden früheren NPD-Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel und Arne Schimmer.

Wo die Dresdensia Leipzig am 13. Juni ihren Gründungskommers feiern wird, ist noch nicht bekannt. Auf einer Facebook-Seite wird lediglich der Termin beworben. Interessenten mögen per E-Mail Kontakt aufnehmen. Die Domain der Mailadresse ist auf die Gießener Dresdensia-Rugia registriert.

Die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke) beobachtet seit Jahren die rechtsextreme Szene in der Messestadt. “Die eher schlafende Burschenschaftsszene soll durch einen klar rechts stehenden Ableger ergänzt werden”, glaubt die Leipziger Politikerin. “Offensichtlich wird hier ein Potenzial gesehen. Dies sollte kritische Beobachter und die Studierendenschaft wachrütteln, die Neugründung und Reetablierung der Dresdenensia nicht unwidersprochen zu lassen.”

Mit Sorgenfalten betrachtet der Student_innenRat der Universität Leipzig die jüngsten Entwicklungen in der lokalen Verbindungsszene. “Alleine die Verbindungen und personellen Verschränkungen zu deutsch-nationalistischen Kreisen und früheren NPD-Abgeordneten zeigen deutlich den ideologischen Gehalt der Verbindung”, findet Antirassismus-Referent Marcus Adler.

Inwiefern es der neuen Burschenschaft gelingt, einen noch stärkeren Rechtsruck innerhalb der übrigen ortsansässigen Bünde auszulösen, müsse strengstens beobachtet werden. “Ebenfalls muss darauf aufgepasst werden, ob die Dresdensia Leipzig den Schulterschluss mit Legida sucht, um in den rechten Kreisen der bürgerlichen Zivilgesellschaft Akzente setzen zu können.”

Zur personellen Zusammensetzung des neuen Studentenbunds ist noch nichts bekannt. Die Burschenschaft ließ eine Anfrage von L-IZ.de bisher unbeantwortet. Ungewiss ist auch, wo die Festivitäten anlässlich der Wiederbelebung stattfinden sollen. Die Leipziger Studentenverbindungen verfügen über keine eigene Immobilie, die der zu erwartenden Gästezahl im unteren dreistelligen Bereich ausreichend Platz bieten würde.

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