Leipzigs Seen, Wälder, Auen, Parks und Gärten sind das „grün-blaue Rückgrat der Stadt“, das „gepflegt, geschützt und entwickelt werden“ muss. So lautet der Anspruch, den das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport mit dem Handlungsschwerpunkt „Leipzig grün-blau“ verfolgt. Dabei gehe es darum, die Stadt fit für den Klimawandel zu machen, biologische Vielfalt zu erhalten, umweltgerechte Mobilität zu ermöglichen und insgesamt gerechte Umwelt- und Lebensverhältnisse zu schaffen, die die Gesundheit aller Bürger/-innen fördern. Ein Meilenstein ist bereits erreicht: Der „Masterplan Grün“ ist 2020 vorgelegt worden.

Leipziger/-innen sind die „eigentlichen Experten“ 

Dieser Masterplan fußt nach Angaben des Amtes für Stadtgrün und Gewässer auf drei Säulen, die sicherstellen sollen, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen. Zunächst seien stadtweite Daten analysiert worden. Anschließend hätten zwei Planungsbüros gemeinsam mit den Fachämtern der Stadt Zukunftsperspektiven für Leipzigs Gewässer und Grünflächen entwickelt. Die dritte Säule seien mit den Bürger/-innen „die eigentlichen Expertinnen und Experten, wenn es um tägliche Probleme, aber auch Potenziale geht“. Dafür habe es bereits unterschiedliche Beteiligungsformate gegeben. Beispielsweise seien Kleingartenverbände, Garteninitiativen oder die Wohnungswirtschaft einbezogen worden. Zudem konnten Bürger/-innen online an zwei Befragungen teilnehmen: Eine rund um Stadtgrün und Gewässer 2019, eine weitere zum Masterplan, die bis Mitte Januar gelaufen ist. „Nun soll der Beteiligungsprozess in diesem Frühjahr mit einem abschließenden Bürgerforum zu Ende und der Masterplan in den politischen Entwicklungsprozess gehen“, teilt das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit. 

Eine wichtige Erkenntnis der Bürger/-innenbefragung sei, dass nicht nur Cossi, Kulki, Auwald und Clara-Park bedeutsam für das Blau und Grün der Stadt sind. Sowohl im Hitzesommer 2018 als auch in der Pandemie seien vor allem die kleinen Flächen vor der Haustür von enormer Wichtigkeit gewesen. 

Die Ergebnisse der Umfrage im Jahr 2019 zeigen beispielsweise, dass mehr Leipziger/-innen es sehr wichtig finden, Stadtgrün in der Nähe ihrer Wohnung zu haben (55,7 Prozent) als dass die Flächen möglichst groß sind (42,2 Prozent). Rund 60 Prozent der Befragten fanden, dass ihr Stadtteil eher oder auf jeden Fall ausreichend grün ist, gut ein Viertel war dagegen unzufrieden mit der Bepflanzung. Die Bürger/-innen merken dem Amt für Stadtgrün und Gewässer zufolge auch, dass bewachsene Stadtplätze, Hinterhöfe oder Gärten immer weniger werden und fordern, die Flächen zu erhalten oder Ersatz zu schaffen. 

Viele Vorhaben, zu wenig Zeit 

Kleine Oasen in den Quartieren würden daher zu den Schwerpunkten des Masterplans zählen. Orte, an denen Grün und Gewässer besonders erhalten, geschützt, weiterentwickelt oder überhaupt geschaffen werden müssen, sind laut diesem in allen Himmelsrichtungen der Stadt zu finden. Zudem sollen „Landschaftslinien“ grüne Orte miteinander verbinden, beispielsweise an Gewässern oder ehemaligen Bahnstrecken entlang.

Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 98, Januar 2022. Foto: LZ

Neben den quartiersnahen Flächen plant die Stadt dem Amt für Stadtgrün und Gewässer zufolge außerdem, einige große Projekte anzugehen oder fortzusetzen, beispielsweise rund um den Lindenauer Hafen und die Schönauer Lachen oder den Grünen Bogen Paunsdorf. 

Diese zahlreichen kleinen und großen Vorhaben seien jedoch nur nach und nach umsetzbar. In der aktuellen abschließenden Phase des Projektes sichtete das Amt zunächst die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung, um anschließend zu priorisieren und zu planen, was wann an welchem Ort umgesetzt wird.

„Es wird also geprüft, wo schnell und pragmatisch etwas vor Ort erreicht werden kann und wo komplexe Projekte erforderlich sind, die einen entsprechenden Vorlauf, weitere Vertiefungen oder Planungen und Abstimmungen erfordern“, erklärt das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Dabei sei abzusehen, dass nicht alle Pläne vollständig und innerhalb der nächsten acht Jahre umgesetzt werden können. Nach und nach solle Leipzigs Rückgrat aber „im Sinne einer zukunfts- und freiraumorientierten Stadtentwicklung“ gestärkt werden. 

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„Der Natur den Rücken stärken: Die kleinen und großen Erholungsorte Leipzigs zu sichern, ist ein Mammutprojekt“ erschien erstmals am 28. Januar 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 98 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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