In Leipzig wird es heiß: Klimaforscher/-innen sagen für die Region mehr Hitzetage und Tropennächte voraus. Das bedeutet größere Belastung durch extreme Wärme, härtere Zeiten für Allergiker/-innen und bessere Bedingungen für Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus. Nicht nur hier, sondern auf der ganzen Welt gibt es immer mehr und immer größere Gefahren für die Gesundheit, die durch den Klimawandel entstehen. Wissenschaftler/-innen warnen im diesjährigen „Lancet Countdown“-Bericht, dass hinsichtlich der Aussicht auf eine gesunde Zukunft „Alarmstufe Rot“ erreicht sei.

Im „Lancet Countdown Report“ berichten internationale Forscher/-innen aus unterschiedlichen Disziplinen seit 2016 jährlich über die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. Länder, in denen relativer Wohlstand herrscht, sind demzufolge bislang noch nicht so schwer vom Klimawandel betroffen gewesen wie ärmere Staaten und Regionen. Dort seien Menschen bereits seit Jahrzehnten größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt und schlechter davor geschützt.Allerdings bedeutet auch „noch nicht so schwer betroffen“ gravierende Gesundheitsfolgen für die Bevölkerung, beispielsweise durch Luftverschmutzung, Infektionskrankheiten, Hitze oder andere Extremwetterereignisse. Der Klimawandel treffe alle Menschen, betonen die Wissenschaftler/-innen. Zudem haben die wohlhabenderen Nationen nach wie vor den höchsten Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß – und damit globale Verantwortung.

Auch Europa sollte alarmiert sein

Welche Schlüsse Klima- und Gesundheitspolitiker/-innen in der Europäischen Union daraus ziehen sollten, haben beteiligte Forscher/-innen gemeinsam mit Entscheidungsträger/-innen der EU am Donnerstag in einer digitalen Konferenz dargelegt. Sich gegen die Klimakrise zu wappnen bedeute auch, sich gegen eine Gesundheitskrise zu wappnen, sagte Elena Višnar Malinovská, die das Referat Anpassung in der EU-Generaldirektion Klimapolitik leitet.

Die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig es sei, grenzübergreifend auf Gesundheitskrisen zu reagieren und ihnen vorzubeugen. Im Gesundheitswesen beobachte sie aktuell zunehmendes Engagement rund um Klimapolitik.

Chancen für eine gesunde Zukunft

Oft werde fehlender oder schleppender Klimaschutz damit gerechtfertigt, dass die Maßnahmen hohe Kosten verursachen – doch die Kosten, die durch klimabedingte Krankheiten entstehen, würden diese noch übersteigen, erklärte Niheer Dasandi, Politikwissenschaftler an der University of Birmingham.

Eine der Schlussfolgerungen des diesjährigen „Lancet Countdown“-Berichts ist, dass Investitionen in eine klimafreundliche und nachhaltige Wirtschaft die Chance bieten, nach der Pandemie weltweit für bessere Gesundheit und weniger Ungleichheit sowie für wirtschaftliche und ökologische Stabilität zu sorgen.

Maßnahmen für Europa

Wissenschaftler/-innen des „Lancet Countdown“ empfehlen in einem Strategiepapier fünf Maßnahmen, um die negativen Folgen des Klimawandels für die Gesundheit der Menschen in Europa zu reduzieren. Die erste davon sei, die Auswirkungen von Hitzewellen zu mildern, erklärte Kim van Daalen, Doktorandin an der University of Cambridge.

Das gelinge beispielsweise durch Warn- und Schutzsysteme, vor allem in Städten. In den meisten europäischen Städten gebe es zu wenig Grün. Mehr Parks, Spielplätze und Pflanzen in Wohngebieten sollen dem entgegenwirken. Zudem sollen Treibhausgas-Emissionen und Luftverschmutzung gesenkt und fossile Energien durch erneuerbare ersetzt werden.

Hört Leipzig den Alarm?

In Leipzig herrscht Klimanotstand. Seit Oktober 2019 müssen alle neuen Beschlüsse und Maßnahmen auf Klimaverträglichkeit geprüft werden. Die Fortschreibung des Leipziger Energie- und Klimaschutzprogramms (EKSP) lässt jedoch seit fast einem Jahr auf sich warten. Dem Entwurf, der Ende November vorgestellt wurde, fehle ein klarer Fahrplan, wie Leipzig klimaneutral werden und die Lebensqualität der Bürger/-innen erhalten soll, kritisierte die Stadtratsfraktion der Grünen.

Auch die Klima-Initiative „Parents for Future“ ist mit dem Entwurf des EKSP unzufrieden. Im aktuellen Stadium gebe es „wahrscheinlich keinen einzigen Punkt, der bereits als ausreichend bezeichnet werden kann“, sagte Steffen Peschel der Leipziger Zeitung. Er sehe aber dennoch die Chance, dass Leipzig ein richtiges Klimaschutzprogramm bekommt – wenn auch erst im kommenden Jahr.

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