Kunst ist für den gebürtigen Uckermärker mit Wohnsitz in Leipzig ein Lebenselixier und Kraftspender. In seinen Arbeiten setzt er sich intensiv mit dem Leben – und damit meint er wirklich das ganze Spektrum – bis ins kleinste Detail auseinander. Wenn Björn Raupach von Materie spricht, dann ist selbige auch gleich in Gefahr sich aufzulösen.

Der studierte Künstler analysiert die Materie bis ins kleinste Element. „Je mehr man ins Detail geht, desto kleiner werden die Teilchen, bis irgendwann von allem nur noch Fluktuationen von Energie übrig bleiben“, sinniert er philosophierend und sieht gedankenverloren einer Fliege auf dem Tisch zu, als würde sie ihm die Gedanken liefern.

Dann blickt er auf und sagt, dass letztlich alles aus Schwingungen bestehe. Genau diese Schwingungen macht er für den Betrachter in seinen Werken sichtbar und nimmt ihn so auf eine Reise in sein ganz eigenes Universum mit.

Am deutlichsten werden diese Schwingungen, wenn man seine gewebten Kunstwerke betrachtet. Ach ja, Bildteppiche macht Björn Raupach auch noch so ganz nebenbei. Das ist ein weiteres Kapitel seines Lebens.

Schwingungen: der Künstler Björn Raupach. Foto: Detlef Rohde
Schwingungen: der Künstler Björn Raupach. Foto: Detlef Rohde

Es war eigentlich einem netten Empfang geschuldet, dass Björn Raupach sich plötzlich im
Forschungsgebiet Wandgestaltung wiederfand. Auf Anregung einer Professorin, Leiterin des
damaligen Institutes für Materielles und Immaterielles Kulturerbe der UNESCO Deutschland fing er mit der Grundlagenforschung über Bildteppichproduktionen in der DDR an.

Ein Thema, das, wie der inzwischen promovierte Kunstwissenschaftler findet, eher unter den selbigen gekehrt wird. Dabei ist der Reiz der alten Bildwirkerei und der hochmathematischen Aufgabe, einen Teppich mit den verschiedensten Farben so zu weben, dass das gewünschte Motiv so wird, wie es der Künstler entworfen hat, ungebrochen. Jeder Punkt ist bei der Jacquardweberei ganz genau definiert, er muss akkurat sitzen.

„Die alte Teppichkunst, wie etwa die Gobelinproduktion, hatte beispielsweise in Frankreich und Italien einen ganz besonders hohen Stellenwert, dort war die Malerei oft nur der Ideenlieferant“, denkt Raupach laut.

Dann schwenkt er um und wir gehen zu einer Wand mit Zeichnungen, die Raupach seine
Fingerübungen nennt. Sie trägt den Titel „50 Augenblicke“ und zeigt Menschen, denen der Künstler nicht zwingend begegnet ist, die er irgendwo auf einem Bild gesehen und dann skizziert hat. Zwischen all den Porträts stechen gleich zwei ganz besonders hervor.

Beides sind Mädchen aus einem Kriegsgebiet. Während das eine seine ganze Angst im Gesicht nach außen trägt, die Verletzung und die Hoffnungslosigkeit fast mit den Händen zu greifen sind, strahlt das andere Mädchen die reinste Liebe aus. Das Porträt füllt aus der Masse heraus den ganzen Raum mit Wärme und Licht.

„Die hat meine Frau aufgehängt“, sagt Raupach und geht in den nächsten Ausstellungsraum, in dem zwei Auftragsarbeiten hängen, die er Sehnsuchtsorte nennt. Diese Arbeiten stellen Orte dar, die er auf Wunsch zweier Ehepaare gemalt hat. Auch die Gemälde greifen die Schwingungen dieses, für den Betrachter völlig unbekannten Ortes auf und entführen ihn in eine andere Welt.

Was es mit den Atzradierungen von Gnomen und deren Stimmungen und Schwingungen auf sich hat, das erfahren und erfühlen Sie in der Ausstellung, die noch bis zum 7. Juli zu sehen sein wird. Die Öffnungszeiten in der Schaddelmühle in Grimma können je nach der aktuellen Lage telefonisch unter 034334 71202 erfragt werden.

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