Seit dem späten 16. Jahrhundert besteht eine Disharmonie zwischen den Buntglasfenstern im Ostchor des Naumburger Doms. Während sechs Fenster im Chor aus den 14., 15. und 19. Jahrhunderten stammen, 2021 restauriert und wieder zum Strahlen gebracht wurden, gingen bei zwei großen langverglasten Fenstern unter anderem durch Wetterereignisse die Glasmalereien verloren. Diese Fenster sind einfach hell verglast und verhängt.

Doch dieser aus lichttechnischer Sicht unbefriedigende Zustand des Ostchores soll sich nun ändern durch zwei große Stiftungen und den Einsatz eines berühmten Künstlers.

Denn Förderungen der Dr. Harald Hack Stiftung und der GETEC Stiftung machen es jetzt möglich, dass mit Entwürfen des renommierten Künstlers Prof. Dr. Markus Lüpertz durch die Firma Derix die Fenster wieder bunt werden können. Auch zwei weitere kleinere Fenster im Ostchor sollen vom Künstler neugestaltet werden.

„Es ist eine Tradition bei den Vereinigten Domstiftern, zeitgenössische Kunst in den Bau zu integrieren, um eben auch das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Kirchen in die Gegenwart zu kehren“, sagt der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter, Dr. Holger Kunde.

Die Entscheidung auf Prof. Dr. Markus Lüpertz fällte eine Jury bestehend aus: Prof. Dr. Michael Göring, Mitglied des Vorstands der Dr. Harald Hack Stiftung; Dr. Ivo Rauch, Glasspezialist aus Koblenz; den Vertretern des Landesamtes für Denkmalpflege, Herr Bettauer und Herr Brülls; der ehemaligen Dechantin der Vereinigten Domstifter, Prof. Dr. Karin von Welck; der Dombaumeisterin, Regine Hartkopf und des Stiftsdirektors der Vereinigten Domstifter, Dr. Holger Kunde.

Die Auswahl fiel auf Lüpertz, weil dieser schon viele Arbeiten mit dem Medium Glas gestaltet hat, insbesondere in Köln, Regensburg und Bamberg. Und wegen seiner erzählerischen Kraft und Eigenständigkeit, so die Vereinigten Domstifter.

Die Hauptthemen für die Entwürfe der Fenster werden die Themen Erlösung und Verdammnis sein. Die Fertigstellung und das Einsetzen der Fenster sind für 2026 geplant.

Staatsminister und Minister für Kultur in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra, bei seiner Ansprache im Ostchor des Naumburger Doms. Foto: Vereinigte Domstifter
Staatsminister und Minister für Kultur in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra, bei seiner Ansprache im Ostchor des Naumburger Doms. Foto: Vereinigte Domstifter

Prof. Dr. Markus Lüpertz freut sich auf die bevorstehende Aufgabe: „Für mich ist dies ein wichtiger Auftrag, wegen der Tradition und der Bedeutung des Naumburger Domes. Und er ist eine große Herausforderung, angesichts der bedeutenden Kunstwerke, die dort schon versammelt sind. Ich freue mich sehr auf die Arbeit.“

„Der Auftakt zur künstlerischen Neuverglasung der Fenster im Ostchor des Naumburger Doms ist ein bedeutender Schritt in der Erhaltung und Neugestaltung unseres kulturellen Erbes. Die Disharmonie, die seit dem späten 16. Jahrhundert zwischen den Buntglasfenstern besteht, wird nun durch die kreativen Entwürfe von Prof. Dr. Markus Lüpertz harmonisiert.

Dieses Projekt verbindet historische Substanz mit zeitgenössischer Kunst und wird den Ostchor des Doms in neuem Licht erstrahlen lassen. Ich freue mich auf die künstlerische Transformation und lade alle ein, diesen spannenden Prozess zu begleiten“, sagt der Staatsminister und Minister für Kultur in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra.

Der Ostchor

Der Ostchor war das liturgische Zentrum des Doms, in ihm findet sich bis heute der Hauptaltar der Kirche. Hier trifft die Romanik des Chorquadrats (13. Jh.) auf die Gotik im Chorabschluss (14. Jh.).

Das mittelalterliche Chorgestühl mit seinen beeindruckenden Buchpulten fasziniert schon von weitem und regt durch außergewöhnliche Formen zum Nachdenken an. Lebensecht wirken die Spätwerke des Naumburger Meisters: die Bischofsfigur und die Figur des Diakons (13. Jh.).

Mit der Erweiterung erhielt der Ostchor auch die sechs neuen großen gotischen Maßwerkfenster, deren heutiger Glasmalereibestand vom 14. bis zum 21. Jahrhundert reicht.

Im Rahmen des Projekts Glasrestaurierung im Naumburger Dom wurden die Glasfenster des Ostchors von 2019 bis Anfang 2021 durch umfangreiche Maßnahmen restauriert.

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