Der Tarifkonflikt im sächsischen Deutschen Roten Kreuz bleibt ungelöst. Ein letztes Angebot der Arbeitgeber lehnen die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten als völlig unzureichend ab. Ein neuer Vorschlag der Beschäftigten soll nun zum Durchbruch verhelfen. Für den Fall eines erneuten Scheiterns der Tarifverhandlungen bereitet die Gewerkschaft ver.di weitere Streiks ab Oktober vor.

Der Tarifkonflikt beim DRK Sachsen spitzt sich zu: Bei einer Befragung der rund 2200 ver.di-Mitgliedern stimmten 79% gegen das letzte Angebot des Arbeitgeberverbandes. Insgesamt 955 Beschäftigte erklärten vorsorglich ihre Bereitschaft zu neuerlichen Streiks. Die ver.di-Tarifkommission macht den Arbeitgeber nun ein letztes Kompromiss-Angebot.  Sollten die Arbeitgeber die Forderungen weiterhin ignorieren drohen umfangreiche Streiks in Kitas, Rettungswachen, Pflege und Krankenhäusern beim DRK Sachsen.

„Die tariflichen Einkommens- und Arbeitsbedingungen im DRK Sachsen liegen etwa 10% hinter denen vergleichbarer Wohlfahrtsverbände in Sachsen und Thüringen. Nach wie vor weigern sich die Arbeitgeber, über Verbesserungen zu verhandeln, die in der Branche längst üblich sind. Genau diese Gleichbehandlung fordern die Beschäftigten aber – sie ist das Mindeste, was die Kolleginnen und Kollegen für ihre wichtige Arbeit in Kitas, in der Rettung oder Pflege verdient haben“, erklärt André Urmann, Verhandlungsführer von ver.di. Gewerkschaft und Beschäftigte kritisieren die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber in der seit Oktober 2024 laufenden Tarifrunde.

„Ich bin sehr enttäuscht vom Verhalten unserer Arbeitgeber: Seit 11 Monate werden wir hingehalten und mit vorgeschobenen Argumenten abgespeist. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, behaupten die Arbeitgeber nun, unsere Gewerkschaft habe wochenlang geschlafen – während in Wirklichkeit eine breite Mitgliederbefragung stattgefunden hat, über die der AGV genau informiert war. Unsere Geduld ist nun am Ende“, so Pascal Kögler, Rettungssanitäter im DRK Glauchau. Sollten die Arbeitgeber das Angebot nicht annehmen sind weitere Streiks ab Oktober vorprogrammiert.

Seit Oktober 2024 fordern die Beschäftigten deutliche Verbesserungen bei der Jahressonderzahlung, der wöchentlichen Arbeitszeit und den Urlaubstagen. Auf Wunsch der Arbeitgeber wird außerdem über die Gehälter für 2026 und 2027 verhandelt.

Im Frühjahr 2025 gab es bereits begrenzte Warnstreiks u.a. in Leipziger Kitas und Rettungswachen, im Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, im Rettungsdienst Löbau, Zwickauer Kitas sowie im Rettungsdienst Annaberg-Buchholz. Über 600 DRK-Beschäftigte legten die Arbeit nieder und erreichten, dass die Arbeitgeber vorherige Kürzungs-Drohungen aufgaben.

Das Kompromissangebot der ver.di an die DRK-Arbeitgeber umfasst unter anderem:

  • Wöchentliche Arbeitszeit: Reduzierung auf 38,5h in zwei Schritten bis 1.9.2027
  • Jahressonderzahlung: Erhöhung auf 80% in drei Schritten bis 2027
  • Erholungszeit: Einen zusätzlichen freien Tag ab 2025
  • Belastungsausgleich: Anpassung der Zulage für Wechsel- bzw. Schichtarbeit auf 200€ bzw. 100€ mtl. ab 2026

Die Verhandlungen zu den Tarifgehältern der nächsten zwei Jahre wurden im gegenseitigem Einvernehmen vorgezogen. Hier erwarten die Beschäftigten Verbesserungen auf das Niveau der Branche, d.h. 3% (min. 110€) ab 1. Januar 2026, weitere 2% ab 1. Juli2026 und nochmal3% ab 1.Januar 2027.

Bei den Nachtzuschlägen und Funktionszulagen gab es in der Vergangenheit bereits eine Annäherung.

Hintergrund

Der ver.di-Tarifvertrag gilt für rund 12.000 Beschäftigte beim DRK Sachsen insb. in Kitas, Pflegeeinrichtungen und Rettungswachen. Das Deutsche Rote Kreuz ist der größte Wohlfahrtsverband in Sachsen, dicht gefolgt von der AWO Sachsen.

Die ursprünglichen Forderungen der ver.di-Mitglieder lauten:

  • Jahressonderzahlungen: Anhebung um 800€ (aktuell: 65%)
  • Wöchentliche Arbeitszeit: 38h statt bisher 40h bei vollem Gehalt
  • Zuschläge für Nachtarbeit: Anhebung auf 5€/Stunde (bisher 3€)
  • Grundurlaub: Anhebung auf 32 Tage (bisher 30 Tage)
  • Einmalzahlung für ver.di-Mitglieder: Anhebung auf 600€/Jahr (bisher 250€/Jahr)
  • Funktionszulagen: Anhebung um je 60€ (bisher Praxisanleiter 125€, Rest 80€)
  • (Wechsel-)Schicht-Zulagen: Anhebung auf monatl. 200€ bzw. 75€ (bisher 140€ / 60€)
  • Zuschläge für Überstunden: Anhebung auf 35% statt 25%
  • Laufzeit: bis längstens 31.12.25

Die aktuellen Arbeitsbedingungen beim DRK Sachsen im Vergleich:


öffentlicher DienstAWO Sachsen (AGV)DRK Sachsen
Lohn Erzieher:in: S8a, 5. Jahr inkl. SuE-Zulage3.998,50€3.881,96€3.665,85€
Lohn Pflegefachkraft: P7, 5. Jahr inkl. Pflegezulage3.720,40€3.889,12€3.469,11€
Lohn Notfall-San.: P/R8, 5. Jahr3.757,59€(Berufsgruppe nicht vorhanden)3.553,90€
Regenerationstage (bezahlt frei)2 Tage für Sozial- u. Erziehungsdienst1 Tage für alleKeine
Jahressonderzahlung85%61,6% + 500€ (= ca. 74%)65%
Wochenarbeitszeit für 100% Lohn38,5-39h39h40h

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