Jüngst wurde ja das Leipziger Jugendparlament neu gewählt. Die jungen Leute haben sich so langsam eingefuchst. Jetzt beginnen sie auch, sich im Stadtrat mit neuen Anträgen bemerkbar zu machen. Und die zeichnen sich natürlich wieder dadurch aus, dass sie sinnvolle Lösungen für ganz normale Alltagsprobleme vorschlagen, über die man nun einmal stolpert als junger Mensch in Leipzig. Über Müll zum Beispiel.

Mit dem Müll ist das ja so eine Sache: Immer sind die anderen schuld. Ein schöner Sonnentag, herrliche Hitze. Da füllen sich die Leipziger Wiesen mit jungen Leuten, die da schwatzen, schmausen, abhängen und sich sonnen. Und dann taucht die Sonne unter. Die jungen Leute verschwinden und – na ja – die Guterzogenen stehen dann vor dem Problem: Nimmt man den ganzen Einwickelpapier-Pappbecher-und-Dosenkladderadatsch mit nach Hause? Oder mit zur Party? Wo lässt man das Zeug?

Uraltes Thema. Die Leipziger wissen das. Vor fünf Jahren fing damit die Diskussion um den Clara-Zetkin-Park an. Jetzt soll er gleich ein neues Gesamtkonzept bekommen.

Aber wie sieht das mit kleineren Vergnügungswiesen aus? Dem Alexis-Schumann-Platz in der Südvorstadt zum Beispiel?

Dort gab es schon einmal eine Diskussion um aufzustellende Abfallbehälter. Die auch irgendwie positiv ausging und dann doch aus irgendwelchen Gründen nicht zum Ergebnis führte.

Was jüngst Thema im Stadtbezirksbeirat war. Und bei den jungen Parlamentariern löste das so einen Wiedererkennens-Effekt aus: Da war ja mal was. Und weil das eigentlich begrüßt wurde, wäre es jetzt eigentlich an der Zeit, es auch umzusetzen und am beliebten Wiesenplatz an der Karl-Liebknecht-Straße ein paar Müllbehälter aufzustellen

„Die Stadtverwaltung wird damit beauftragt, bis zum I. Quartal 2018 drei neue Papierkörbe auf dem Alexis-Schumann-Platz aufzustellen“, schlägt das Jugendparlament über den Jugendbeirat vor.

Und begründet es auch: „Zur Begründung wird ausgeführt, dass der Stadtbezirksbeirat Süd sich dem Alexis-Schumann-Platz und der dortigen Müllsituation auf seiner letzten Sitzung am 09.08.2017 angenommen hat, als Reaktion auf die Beschwerde von Anwohnern. Zu dieser Sitzung waren Vertreter/innen von: Ordnungsamt, Schulsozialarbeit, Elternrat des Kantgymnasiums, Schulleitung des Kantgymnasiums, Polizei und Amt für Stadtgrün und Gewässer anwesend.“

Und dann so eine hübsche Feststellung, die sich ältere Abgeordnete kaum noch trauen zu formulieren: „Diese haben in den dort stattgefundenen Absprachen zur Lösungsfindung wenig beigetragen, vor allem der Vertreter der Stadtreinigung hat sich bedeckt gehalten.“

Geht ja immer um Geld: Drei zusätzliche Körbe, eine zusätzliche Runde für den Burschen mit dem orangenen Auto. Da rattert sofort die Kassenmaschine. Wer soll das bezahlen?!

Dumm nur, dass der Müll hinterher trotzdem herumliegt: Nach jedem Wiesensonnentag. Mitten auf der Wiese. Was kostet das eigentlich, wenn das alles extra eingesammelt werden muss?

Die Jugendparlamentarier: „Neben diesen Vertreter/innen war ebenso eine Gruppe Jugendlicher anwesend, welche sich des Öfteren auf dem Alexis-Schumann-Platz während ihrer Freizeit aufhalten. Diese wurden zum Anlass für lose Absprachen und Einigungen benutzt, die zuständigen Stellen innerhalb der Verwaltung haben damit eine schnelle Lösung des seit vielen Jahren bestehenden Müllproblems weiter gehemmt. Daher wird der Antrag erneut eingebracht.“

Hätte die Stadtreinigung also einfach drei Körbe aufgehängt, alles wäre erledigt. Jetzt wird sich der große Stadtrat damit beschäftigen und der Stadtreinigung wahrscheinlich hinterher sagen: Hängt drei Papierkörbe hin.

Vielleicht passiert’s dann auch.

Die neue LZ Nr. 48 ist da: Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

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“Nimmt man den ganzen Einwickelpapier-Pappbecher-und-Dosenkladderadatsch mit nach Hause?”

Kurze Frage, noch kürzere Antwortt: JA!

Die Idee, die Folgen meines Privatvergnügens (Feiern auf öffentlichen Anlagen, Hundehaltung in der Stadt, etc.) der Gemeinschaft aufzuhalsen und sie zu nötigen, Vorkehrungen zu treffen, die es mir möglichst leicht machen (“Hundetoiletten”, Papierkörbe, …) zeugt von einem unguten Anspruchsdenken!

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