Die Wärmewende wird zum Motor des Stadtumbaus in Leipzig: Die Stadt und die Leipziger Stadtwerke planen, die Fernwärme in der Südvorstadt auszubauen – als erstem Pilotquartier. Dieser Ausbau wird zugleich genutzt, um das Viertel attraktiver und sicherer zu machen sowie es gegen Extremhitze zu wappnen. Über den entsprechenden Vorschlag der Stadtspitze entscheidet die Ratsversammlung voraussichtlich im November 2025.

Vorgesehen ist, dass neben dem Fernwärmeausbau zusätzlicher Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger generiert werden soll: Mehr Straßengrün sowie blau-grüne Elemente wie Baumrigolen und Versickerungssysteme sollen den Hitzestress im Quartier senken und Regenwasser nachhaltiger nutzen.

Veröffentlichung Wärmeplanentwurf und Öffentliches Forum

Parallel geht die 1. Fassung des Kommunalen Wärmeplans in die öffentliche Beteiligung. Der Wärmeplan liefert die Grundlage dafür, die lokale Wärmeversorgung in Leipzig über das gesamte Stadtgebiet betrachtet klimaneutral, effizient und zukunftssicher zu gestalten.

Dabei steht nicht nur der Fernwärmeausbau im Fokus, sondern alle Aspekte der kommunalen Bilanz zur Wärmeversorgung wie Sanierungsniveau des Gebäudebestandes, Potenziale weiterer Energielieferanten wie Solarthermie und Abwasserwärme, aber auch die sozialverträgliche Ausgestaltung des Wärmeplans. Der Plan ist ein zentrales Instrument der kommunalen Energiewende.

Klimaneutralität in Wärmeversorgung und Neuorganisation von Mobilität

Oberbürgermeister Burkhard Jung: „Ich sehe die Wärmewende als große Chance für unsere Stadt. Wir werden sehr viel bauen müssen in den nächsten Jahrzehnten, aber wir haben die einmalige Gelegenheit, diese Anstrengung zu verbinden mit einem Stadtumbau, der den Menschen und dem Klima nützt.

Die Umstellung der Wärmeversorgung auf klimaneutrale Energieträger ist – zusammen mit dem Verkehr – der größte Hebel, den wir haben, um unsere Klimaziele zu erreichen. Und wir können beides zugleich erreichen: Die Wärmeversorgung klimaneutral gestalten und dabei die Mobilität neu organisieren.“ 

Im Pilotquartier sollen unter anderem Lade- und Lieferzonen geschaffen werden, um die Gewerbetreibenden zu entlasten. Die Kreuzungen sollen barrierefrei umgestaltet und die Kochstraße zur Fahrradstraße umgewidmet werden. Vorgesehen ist ferner, den Durchgangs- und Schleichverkehr vor Ort zu minimieren. Bereits sanierte Straßenbereiche bleiben davon ausgenommen. Insgesamt soll sich die Aufenthaltsqualität in der westlichen Südvorstadt deutlich verbessern. 

Sprecher Rogall: „Nötiger Kraftakt und Mammutaufgabe“

Karsten Rogall, Sprecher der Geschäftsführung Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft: „Die Wärmewende und der gleichzeitige Umbau zur wassersensiblen Stadt sind für alle Beteiligten ein nötiger Kraftakt und eine Mammutaufgabe. Genehmigungsbehörden, Planer, Umsetzer und vor allem die Anwohner werden dabei stark gefordert. Deshalb sind das optimale Zusammenspiel und eine gute Kommunikation die Grundvoraussetzung für das Gelingen.“

Der im Februar 2025 vom Stadtrat beschlossene Rahmenpapier zur Wärmewende (PDF, 4.19 MB) hatte zunächst sechs Ausbaugebiete identifiziert, für welche Fernwärme die wirtschaftlichste Wärmelösung darstellt.

Die westliche Südvorstadt wurde jetzt als Pilotquartier identifiziert: Das Stadtgebiet ist im Sommer einer starken Hitzebelastung ausgesetzt, zudem ist der Straßenzustand hier sehr sanierungsbedürftig. Dieser Teil der Südvorstadt eignet sich auch deshalb als Modell, weil dessen geordnete gründerzeitliche Strukturen häufig in Leipzig vorkommen und so Lerneffekte für andere Quartiere zu erwarten sind. 

Gründung einer Quartiersentwicklungsgesellschaft mbH

Um das Pilotquartier in möglichst kurzer Zeit umzugestalten und den kommunalen Wärmeplan umzusetzen, setzten die Stadt und die Leipziger Gruppe auf eine neue Quartiersentwicklungsgesellschaft mbH, die gemeinsam gegründet werden soll. Dies soll helfen, Kosten zu reduzieren und die Belastungen für die Bewohner zu minimieren, da Stadt und L-Gruppe nicht zeitlich versetzt bauen.

Klimaneutralität bis 2038 auf dem Plan

Der Ausbau der Fernwärme in Leipzig soll die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft bis zum Jahr 2038 stellen. Laut Wärmeplanungsgesetz und der Sächsischen Wärmeplanungsverordnung ist die Stadt Leipzig verpflichtet, bis zum 30. Juni 2026 einen Wärmeplan aufzustellen. In diesem Rahmen können Bürgerinnen und Bürger für vier Wochen bis einschließlich 23. November 2025 zur 1. Fassung des Kommunalen Wärmeplans unter mitdenken.sachsen.de/1057600 die Gelegenheit nutzen und Stellung beziehen. 

Zudem ist eine individuelle Einsichtnahme bei der Stadt Leipzig vor Ort bei vorhergehender Kontaktaufnahme über klimaschutz@leipzig.de möglich.

Weitere Informationen

www.leipzig.de/waermeplan

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