Am Montag, 8. Oktober, geht es los. Dann wird der stadtauswärtige Rad- und Gehweg an der Prager Straße zwischen „An der Tabaksmühle“ und dem Eingang zum Südfriedhof ausgebaut, teilt Leipzigs Stadtverwaltung mit. Das von Baumwurzeln aufgetriebene Pflaster wird entfernt und eine ebene Asphaltdecke aufgebracht.

Ende November 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Gebaut wird in zwei Abschnitten. Dafür muss die rechte Fahrspur jeweils von 8:30 bis 14:30 Uhr gesperrt werden. Die Fußgänger werden auf die andere Straßenseite geführt. Die Radfahrer werden stadtauswärts über die Ludolf-Colditz-Straße / Naunhofer Straße / Kommandant-Prendel-Allee umgeleitet.

Eine hübsche kleine Weltreise.

So weit eine kurze Meldung, die zumindest eine bessere Wegesituation auf dem eigentlich viel zu schmalen Geh-/Radweg verspricht. Ein Thema, mit dem sich ja bekanntlich die SPD-Stadträtin Nicole Wohlfahrt schon mehrmals beschäftigt hat. Denn nicht nur dieses Wegstück ist eine Katastrophe. Die Bedingungen für Radfahrer bis zum Eingang zum Südfriedhof sind im Grunde nicht akzeptabel.

Deswegen hat sich die Stadträtin auch nach der ersten abwiegelnden Antwort der Verwaltung nicht abwimmeln lassen und grundlegende Veränderungen für Radfahrer an dieser Stelle beantragt.

Und Beharrlichkeit zahlt sich aus. Manchmal sind die Antworten der Verwaltung auch nur ein Versuch, ein unliebsames Thema abzuwimmeln und sich erst einmal nicht darum kümmern zu müssen.

Aber wenn Stadträtinnen beharrlich bleiben, bleibt auch das Thema auf dem Tisch. Deswegen gesteht das Dezernat Stadtentwicklung und Bau jetzt nicht nur der Sanierung dieses unmöglichen Rad-/Gehwegs zu, sondern stellt auch etwas größere Veränderungen in Aussicht: „Der neue Fahrgastunterstand an der stadteinwärtigen Haltestelle wird im Zuge des neuen Werbevertrages konfliktfrei eingeordnet. Mittelfristig wird eine Variantenuntersuchung zur Verkehrsraumaufteilung der Prager Straße, unter Berücksichtigung aller Verkehrsarten, zwischen Tabaksmühle und Sackeklinik durchgeführt.“

Das ist zwar auch erst einmal nur ein Versuch, Zeit zu gewinnen, obwohl die Änderungen überfällig sind. Aber das Planungsdezernat versucht auch zu erklären, warum es lieber so ein Vorgehen vorschlägt.

„Die beengten Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer in der Prager Straße zwischen An der Tabaksmühle und Sackeklinik sind bekannt“, gesteht es zu. „Das Verkehrs- und Tiefbauamt wird mittelfristig eine Variantenuntersuchung für eine Umgestaltung der Prager Straße zwischen An der Tabaksmühle und Sackeklinik durchführen. Dabei werden alle Verkehrsarten berücksichtigt.“

Was aber heißt jetzt „mittelfristig“?

„Ein Realisierungszeitraum für diese komplexe Baumaßnahme kann derzeit noch nicht genannt werden. Er ist abhängig von der Prioritätensetzung in der Fortschreibung des Mittelfristigen Straßen- und Brückenbauprogramms 2020-2025. Um den Zustand des stadtauswärtigen Rad-/Gehweges trotzdem zu verbessern, erhält dieser im Oktober 2018 eine Asphaltbefestigung.

Ein eigener Fahrradstreifen westlich neben dem bisherigen für Radfahrer freigegebenen Fußweg wird dagegen aktuell nicht realisiert. Er würde einen Eingriff in das Ensemble des Völkerschlachtdenkmals bedeuten, in dem in größerem Umfang in die Böschung eingegriffen und eine aufwendige Stützmauer errichtet werden müsste.“

Westlich heißt in diesem Fall: Die Hecke an der Böschung zum Völkerschlachtdenkmal müsste rasiert werden. Das war der Vorschlag von Nicole Wohlfahrt gewesen, um den eindeutig zu schmalen Geh-/Radweg an dieser Stelle zu verbreitern. Auf die eigentlich naheliegende Lösung, auf der Prager Straße einen Radstreifen aufzumalen, geht das Dezernat gar nicht erst ein.

Und wie sieht es mit der Situation vorm Eingang zum Südfriedhof aus?

„An der Haltestelle Südfriedhof stadteinwärts wird im Zuge des neuen Werbevertrages der Stadt Leipzig ab 01.07.2019 bei der Neueinordnung des Fahrgastunterstandes dieser Standort so eingeordnet, dass kein Konflikt mehr mit dem Abspannungsmast besteht.“

Ob sich die Stadträtin aus der SPD-Fraktion mit dieser Magerkost abspeisen lässt, ist wohl eher fraglich.

Nicole Wohlfahrt beantragt eine richtige Lösung für die faulen Kompromisse in der Prager Straße

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