Im Sommer 2019 sorgte ein besonders spektakulärer Baustopp für Furore: Da mussten die Arbeiten an der Baustelle des Hotels Astoria kurzzeitig eingestellt werden, weil das direkt angrenzende Best Western „Hotel zum Löwen“ Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingereicht hatte. Ein Streitpunkt konnte dann relativ schnell ausgeräumt werden: die sichere Baustellenzufahrt. Doch bei zwei wichtigen Punkten gab es jetzt einen deutlichen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts.

Und in den zwei Punkten gab das OVG dem Eigentümer des Best Western, der als Nachbar entsprechende Klagerechte genießt, jetzt recht. Und das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege teilt zu diesem Gerichtsbeschluss nun trocken mit: „Die Stadt Leipzig hat den Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes (OVG) Bautzen zum Widerspruch gegen die Baugenehmigung für das Hotel Astoria zur Kenntnis genommen.“

Der Beschluss des OVG Bautzen hatte die Vermutung des Widerspruchführers gestützt, wonach das vom Astoria-Bauherren vorgelegte Betreiberkonzept sowie das Schallgutachten für den Hotelbetrieb nicht schlüssig seien.Im Baugenehmigungsverfahren wurde die vorgelegte Schallimmissionsprognose geprüft und als nachvollziehbar eingestuft, betont das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege. Das Gericht sah das sichtlich anders. Was logischerweise bedeutet, dass die Bauplanung angepasst werden muss, bevor das fertige Hotel in Betrieb gehen kann.

Und das sollte eigentlich schon in diesem Jahr sein. „Im neuen Grandhotel sollen dann ab Ende 2020 nicht nur die 200 Zimmer mit 470 Betten für Luxus sorgen“, hatte die Augsburger LeitWerk AG 2018 das Vorhaben beschrieben, als sie den Auftrag für das Baumanagement am Astoria übernahm.

„Eine großzügige Lobby und ein Restaurant mit verbauten historischen Elementen und 60 Außenplätzen sind ebenso geplant wie eine Bar im Erdgeschoss sowie eine Rooftop-Bar im fünften Obergeschoss, ein Bankettbereich mit rund 800 Quadratmetern Fläche und Platz für 1.000 Gäste, fünf Ballsäle und sechs Konferenzräume sowie ein Spa-Bereich.“

Das ist eine Menge Betrieb für das kleine Areal. Kein Wunder, dass man im dicht angrenzenden Best Western Hotel so seine Fragen zur künftigen Immissionsbelastung durch den nach 25 Jahren wieder in Betrieb gehenden Nachbarn hatte.

Dass allein schon die Revitalisierung des Astoria eine Herausforderung war, wusste auch Nils Heintze, verantwortlicher Abteilungsleiter LeitWerk Hotel, 2018 schon: „Die Lage des Astoria direkt am Hauptbahnhof und an den Hauptverkehrsadern der Stadt, die nicht gesperrt werden dürfen, sowie die umfassenden Denkmalschutzauflagen machen die Renovierung extrem komplex. Allerdings sind wir auf den Bereich der Revitalisierung von Upscale Hotels spezialisiert.“

Der Bauherr musste jetzt auf die vom Gericht bestätigten Punkte reagieren.

Derzeit liegt im Amt für Bauordnung und Denkmalpflege ein Änderungsbauantrag vor, der sich unter anderem mit den beanstandeten Themen – der zu erwartenden Lärmimmissionen, der Gästeanzahl und dem Lieferverkehr – auseinandersetzt. Die Prüfung dieses Antrags dauere noch an, betont das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege. Im Interesse der beiden Parteien müsse nun zeitnah geklärt werden, ob die vorgelegten Unterlagen den Widerspruch des Mitbewerbers Best Western ausräumen können, um ein Nebeneinander der beiden Hotels zu ermöglichen.

Wenn nicht, wird man um eine Änderung der Baupläne nicht herumkommen.

Die Stadt Leipzig unterstütze dass Bemühen um Einigung ausdrücklich. Immerhin wünschen sich ja auch viele Leipziger eine Wiedereröffnung des 1915 gleich neben dem Hauptbahnhof errichteten und später deutlich erweiterten Hotels. Aber das wird nur gelingen, wenn die Einwände des Hotelnachbarn befriedigt werden können.

Zwar sieht die Stadt vor allem die Immissionsplanung bei sich auf dem Tisch. Für die Schlüssigkeit des Betreiberkonzeptes, also etwa wie oft an- und abgeliefert wird, sei jedoch der Bauherr verantwortlich, betont sie. Aber alle Klagepunkte hängen miteinander zusammen. Die Anzahl der geplanten Gäste hängt mit dem geplanten Bauvolumen zusammen. Und sie bedingt die Frequenz des Lieferverkehrs.

All das dürfte nicht im Handumdrehen lösbar sein. Und mit einer Fertigstellung des Baus dürfte 2020 nicht mehr zu rechnen sein.

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