Neu ist das Problem nicht. Am 12. Februar 2019 fand es seinen tödlichen Höhepunkt, als ein junger Mann von einem Raser direkt an der Haltestelle Leibnizstraße überfahren wurde. Die fehlende Geschwindigkeitsbegrenzung lud bislang Raser im Ranstädter Steinweg geradezu dazu ein, hier mit quietschenden Reifen Eindruck zu schinden. Das soll künftig nicht mehr zulässig sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Ranstädter Steinweg soll auf dem 100 Meter langen Abschnitt zwischen Thomasiusstraße und Naundörfchen herabgesetzt werden.

Stadtein- und stadtauswärts soll hier künftig Tempo 30 gelten. Dies diene der Verkehrssicherheit vor Ort und soll auch den östlichen Zugang zur Straßenbahnhaltestelle Leibnizstraße sicherer machen, teilte das Verkehrs- und Tiefbauamt am Freitag, 21. August, mit.

Eine entsprechende Anordnung durch die Straßenverkehrsbehörde ist jetzt erlassen worden. Eine Fachfirma ändert voraussichtlich in der Woche ab 7. September die Tempo-30-Beschilderung auf dem Ranstädter Steinweg und in der Inneren Jahnallee in den Stadtteilen Zentrum-West und -Nordwest.

Die Reaktion kommt spät, denn die 2005 so gründlich verbaute Straße ist schon seit längerem Teil eines ziemlich langgestreckten Unfallschwerpunkts in Leipzig. Aufgrund mehrerer Unfälle mit Radfahrern in der an den Ranstädter Steinweg anschließenden Jahnallee hatte die Straßenverkehrsbehörde im vergangenen Jahr den Verkehr zwischen Waldplatz und Leibnizstraße schon neu organisiert: Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 30 km/h beschränkt und das Parken in der Inneren Jahnallee untersagt.

Doch genau da, wo die Tempo-30-Zone endet, drehen die übermotorisierten Zeitgenossen ihre Motoren hoch und machen die komplette Strecke bis zur Kreuzung Goerdelerring zur Rennstrecke. Ob da 100 weitere Meter Tempo 30 genügen, erscheint zumindest zweifelhaft.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird nun auf den Abschnitt von beziehungsweise bis zum Naundörfchen ausgeweitet.

Aber das ist keine wirkliche Lösung für die Straße, die im Vorfeld der Fußball-WM so gründlich fehlkonstruiert wurde, sodass insbesondere Radfahrer/-innen immerfort wechselnde Wegangebote vorfinden und auch im Ranstädter Steinweg auf einen nicht-StVO-konformen Weg gezwungen werden. Aber gefährlich leben hier auch Fußgänger – vor allem jene, die versuchen, auf die Haltestelleninsel zu gelangen.

Wenn die Fahrzeuge mit völlig überhöhter Geschwindigkeit aus der Jahnallee kommen (und viele halten sich auch dort nicht an Tempo 30), entdecken sie mögliche Fußgänger auf der Straße erst nach einem Knick in der Straße. Für den jungen Mann, der noch schnell eine der spärlich fahrenden Straßenbahnen erwischen wollte, war es eindeutig zu spät. An ihn erinnern bis heute mahnende Transparente am Elstermühlgraben, die genau das fordern: Tempo 30 im Ranstädter Steinweg.

Auch Lösungen für eine dauerhafte Straßenraumaufteilung werden untersucht, betont jetzt das Verkehrs- und Tiefbauamt, die sowohl den verkehrlichen Erfordernissen als auch dem Charakter der Jahnallee als lebendiger Geschäftsstraße gerecht werden. Die Ideen und Anregungen von Bürgern, Anwohnern und Gewerbetreibenden sollen in die endgültige Lösung mit einfließen, so das Amt.

Obwohl längst klar ist, dass dasselbe Amt in nächster Zeit eine Lösung für die Radwegeführung im kompletten Verlauf von Jahnallee und Ranstädter Steinweg vorlegen muss. Damit wurde die Verwaltung vom Stadtrat beauftragt. Wenn es dafür keine nachhaltige Lösung gibt, werden die Unfallprobleme in der Jahnallee weitergehen.

Ranstädter Steinweg: Bis 30. August stadteinwärts dicht + Bildergalerie & Update Sperrung Käthe-Kollwitz

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