Alle Jahre wieder schwimmt ein Sauggerät auf dem Leipziger Elsterbecken und saugt tausende Tonnen Sedimente ab. So auch wieder in diesem Jahr, teilt die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) mit. Aber diesmal ist etwas anders: Die Zukunft der nordwestlichen Elsteraue rückt stärker ins Bild. Deswegen wird man das Schwimmfahrzeug eher im Nordteil des Elsterbeckens sehen, wo dieses sich aufteilt in Nahle, Neue Luppe und Weiße Elster.

Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen hat jetzt mit den Vorbereitungen für die Beräumung von Sedimenten im Leipziger Elsterbecken begonnen. Geplant ist, die ersten Sedimente in den nächsten Tagen zu fördern. Die Arbeiten sollen bis Ende Februar dieses Jahres dauern und kosten rund 250.000 Euro, finanziert aus Mitteln des Freistaates Sachsen.

Beim letzten großen Hochwasser im Juni 2013 wurden rund 100.000 Kubikmeter Sand und Kies in das Becken eingetragen. Diese werden nun abschnittsweise beräumt, so die LTV. Damit sollen die Abflussverhältnisse bei Niedrig- und Hochwasser sowie die Lebensbedingungen für aquatische Lebewesen deutlich verbessert werden.

Wichtig ist der Erhalt der mittlerweile entstandenen ökologischem Strukturen: Der entstandene Schilfgürtel wird belassen und kann sich weiterentwickeln. Damit wird das Gewässer ökologisch aufgewertet, wie von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gefordert. Alle Arbeiten werden von einer ökologischen Baubegleitung und von Fischereisachverständigen betreut.

In diesem Jahr sollen rund 10.000 Kubikmeter Sedimente aus dem Becken entfernt werden. Auch bei den Sedimentabsaugungen in den vergangenen Jahren ging es immer um Mengen zwischen 10.000 und 20.000 Kubikmeter und damit die Beräumung jenes Flusslaufes, der sich – von oben kaum sichtbar – durchs Elsterbecken schlängelt.

Was nicht angerührt wird, sind jene 800.000 Kubikmeter Sedimente, die sich seit den 1930er Jahren abgelagert haben und die teilweise mit hochgiftigen Industrierückständen durchsetzt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dauerhaft im Becken bleiben und nicht – wie von der Leipziger Verwaltung seit 2004 geplant – abgebaggert werden – ist hoch. Innerhalb des bis 2023 zu erstellenden Auenentwicklungskonzepts muss auch geklärt werden, wie der Wasserzufluss für die Nordwestaue künftig geregelt werden soll. Und der (verstärkte) Zufluss für Nahle und Burgauenbach ist dafür eine Grundbedingung.

Der jetzt bearbeitete Abschnitt verläuft zwischen der Landauer Brücke und dem Gewässerabzweig zur Nahle. Die Beräumung in diesem Bereich ist erforderlich, um die Wasserverteilung in die Nahle sowie den Burgauenbach weiterhin zu gewährleisten, betont die LTV.

Dabei wird ein Saug-Spülverfahren angewendet. Mithilfe einer 1,6 Kilometer langen Spülleitung werden die Ablagerungen direkt in das Absetzbecken in Möckern transportiert. Große, nicht spülfähige Feststoffe werden auf der sogenannten Schneekippe nördlich der Landauer Brücke zwischengelagert und von dort mit LKWs zu einer Entsorgungsanlage transportiert.

Das Elsterbecken in Leipzig wurde zwischen 1913 und 1925 zum Schutz vor Hochwasser gebaut. Gleichzeitig diente es analog der Hamburger Binnenalster als städtebauliches Element. An den Ufern des damals größten Gewässers der Region wurden Parkanlagen, Badestellen und Bootshäuser sowie später das Leipziger Zentralstadion errichtet.

Wie man das Elsterbecken in ein totes Gewässer für die Ruderer verwandeln möchte

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