Das Marktamt hat ein bisschen gebraucht, um auf den Antrag der CDU-Fraktion aus dem Oktober einzugehen, für die Zukunft der Kleinmesse einen Runden Tisch zu gründen, weil ja augenscheinlich das Gelände am Cottaweg verloren gehen soll. Was die Grünen jetzt auf den Plan ruft, denn hier geht es auch um ein Stück fehlenden Auwalds.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Leipziger Stadtrat hat deshalb am Donnerstag, 4. Februar, einen Änderungsantrag zum Antrag der CDU-Fraktion „Leipziger Kleinmesse bewahren und stärken – Tradition in die Zukunft führen“ eingereicht. Anlass dafür war auch die seitens des Kulturdezernates mit dem Alternativvorschlag angekündigte und bereits verschickte Einladung zur Einberufung eines Runden Tisches zum 4. März an Vertreter der Fraktionen, der Verwaltung und der Schausteller.Gleichzeitig kritisiert die Fraktion mit ihrem Änderungsantrag die Verwaltung und fordert, dass bei einer Verlegung der Kleinmesse die Stärkung des Biotopverbundes zwischen nördlichen und südlichen Auwald oberste Priorität haben müsste. Aber da sind auch noch die nebulösen Vorstellungen der Verwaltung davon, was sie eigentlich mit dem Gelände am Cottaweg anstellen will.

„Meine Fraktion hält die Einberufung eines Runden Tisches zur Zukunft der Leipziger Kleinmesse zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Denn dies würde zunächst einmal voraussetzen, dass bereits ein klares Konzept zur künftigen (Um)nutzung des Veranstaltungsgeländes am Cottaweg existiert“, sagt Jürgen Kasek, Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

„Dies ist jedoch nicht der Fall. Stattdessen existieren seit Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen. Einerseits will der Fußball-Bundesligist Rasenballsport Leipzig gern eine Erweiterung seines Nachwuchsleistungszentrums um weitere zwei Spielfelder realisieren. Auf der anderen Seite erklären die Umweltverbände wie auch unsere Fraktion, dass eine Renaturierung dieses Geländes die Chance zur weitestgehenden Realisierung eines Biotopverbundes ermöglichen würde.“

Status quo jedoch sei die Nutzung des Geländes durch die Kleinmesseveranstalter sowie die Festsetzung in der Baugenehmigung zur Erweiterung der Red Bull Arena, dass auf dem Veranstaltungsgelände am Cottaweg 1.200 Stellplätze gewährleistet werden müssen. Aber dazu hat die Verwaltung im Corona-Jahr ihre Hausaufgaben nicht gemacht.

Denn am 20. Mai 2020 hat der Stadtrat mit dem Antrag „Gemeinsam im Umfeld des Leipziger Sportforums das Beste für die Stadt ermöglichen und umsetzen“ der Stadtverwaltung einen klaren Auftrag zur Erarbeitung eines Masterplanes gegeben, der unter anderem eine deutliche Reduzierung dieser Stellplatzanzahl sowie die Verbesserung des Verkehrskonzeptes im Umfeld des Sportforums zum Ziel hat. Noch nicht einmal das dazu vorgeschaltete Beteiligungskonzept liegt dem Stadtrat vor.

Ganz zu schweigen von einem umweltfreundlichen Verkehrskonzept, das der Stadtrat eigentlich schon 2012 verlangt hatte. Stattdessen wird die Wendeschleife der Straßenbahn viel zu klein ausgebaut, weil die Stadt nicht einmal Vorstellungen davon hat, wie eine leistungsfähige Haltestelle am RB-Stadion aussehen könnte. Die Radwegeverbindungen sind ebenso in der Kritik, eine leistungsfähige Fahrradgarage fehlt komplett.

„Wir haben das Gefühl, dass die Verwaltungsspitze – statt ihre vom Stadtrat erhaltenen Arbeitsaufträge abzuarbeiten – bereits hinter den Kulissen einen konkreten Plan ausgehandelt hat, der letztlich ein auch weiterhin versiegeltes Gelände am Cottaweg zum Ziel hat – mit zwei weiteren Kunstrasenplätzen für RB Leipzig und mehr als 1.000 Pkw-Stellplätzen sowie dem damit verbundenen Verkehrschaos an Großveranstaltungstagen“, sagt Jürgen Kasek.

„Leidtragende sind dann neben der Natur auch die Schausteller. Wir verlangen deshalb, dass ein Runder Tisch zunächst einmal dazu dient, all diejenigen, die ein Interesse an der zukünftigen Entwicklung des Veranstaltungsgeländes verfolgen, zusammenzubringen, um transparent und miteinander die Optionen zu erörtern und abzuwägen. Nur so kann ein für alle akzeptables Gesamtkonzept für den Cottaweg erarbeitet werden, in dessen Ergebnis auch für die Schausteller und deren Kleinmesse Klarheit um ihren zukünftigen Veranstaltungsort entstehen wird.“

Das Kulturdezernat – bzw. das Marktamt – gingen in ihrer Stellungnahme zum Antrag der CDU-Fraktion schon regelrecht davon aus, dass der Wegzug der Kleinmesse beschlossene Sache sei und nur noch ein neuer Standort gefunden werden müsste, irgendwo gut mit dem ÖPNV erreichbar. Und das in einer Stadt, in der jede noch unbebaute Fläche heiß umkämpft ist.

„So wie es derzeit jedoch seitens des Kulturdezernats geplant ist, wird der zweite Schritt vor dem ersten gegangen und der Stadtrat als Marionette eines hinter den Kulissen bereits ausgeküngelten Planes missbraucht“, kritisiert Kasek. „Dies ist inakzeptabel und wir werden dies nicht zulassen!“

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