Was wird auf dem Matthäikirchhof künftig entstehen? Wird es wieder ein Ort, an dem sich Leipziger/-innen gern aufhalten? Wird es gar eine Anmutung geben, wie sie einem Stück Leipziger Innenstadt eigentlich zusteht? Am 14. Juli soll es dazu ein erstes digitales Fachgespräch geben und das Jugendparlament hat auch schon eine Idee, was an diesem Platz unbedingt entstehen sollte.

Diskussion zum baulichen Erbe der DDR am Matthäikirchhof

Um die Zukunft des Matthäikirchhofes beziehungsweise der baulichen Relikte auf dem Gelände geht es am Montag, 14. Juni, ab 17 Uhr, in einem digitalen Fachgespräch.Wie ist im Planungsprozess für dieses Stadtareal mit den politisch belasteten Bauten der 1980er Jahre umzugehen? Welche architektonische und städtebauliche Bedeutung hat der Bestand gegenüber der Tatsache, dass es sich hierbei um authentische Zeugnisse der Zeitgeschichte handelt? Diese und weitere Fragen werden unter dem Titel „Unbequeme Bauten? Zum Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR am Matthäikirchhof Leipzig“ erörtert.

Es diskutieren: Baubürgermeister Thomas Dienberg, Professor Dr. Rainer Eckert, der Gründungsdirektor des Zeitgeschichtlichen Forums, Dr. Ulrike Wendland vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, Professor Dipl.-Ing. Ronald Scherzer-Heidenberger von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Stefan Riedel (Architekt BDA) für Pro Leipzig e. V. sowie die Architekten der Leipziger Kammergruppe Adrian Reutler und Wolf-Heiko Kuppardt. Die Veranstaltung des Zentrums für Baukultur Sachsen (ZfBK) in Kooperation mit der Stadt Leipzig wird von Kirsten Angermann (Bauhausuniversität Weimar/ Denkmalpflegerin Berlin) moderiert.

Eine Anmeldung ist ab sofort unter www.zfbk.de möglich.

Worum geht es beim Matthäikirchhof?

Das Matthäikirchhofareal ist ein geschichtsträchtiger Ort mitten im Zentrum von Leipzig, hier befand sich die Keimzelle der Stadt. Die historische Bebauung ist jedoch durch Kriegszerstörung und Überbauung heute nicht mehr erkennbar. Derzeit stehen auf dem Areal Gebäude der ehemaligen Bezirkszentrale des Ministeriums für Staatssicherheit sowie der Volkspolizei Leipzig. Zudem ist der Matthäikirchhof einer der zentralen Orte der Friedlichen Revolution.

Leipzig will das rund zwei Hektar große Areal am westlichen Innenstadtring in den kommenden Jahren neu gestalten, städtebaulich aufwerten und als Teil des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ zu einem vitalen Ort gelebter Demokratie entwickeln.

So ist hier etwa ein Archiv für Stasiunterlagen sowie das „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ (Arbeitstitel) geplant. Die Fachdiskussion widmet sich einem wichtigen Aspekt, der im Vorfeld des geplanten städtebaulichen Wettbewerbs geklärt werden soll und ordnet sich in den Planungs- und Beteiligungsprozess ein. Weitere Informationen zum Beteiligungsprozess gibt es unter www.leipzig.de/matthaeikirchhof.

Eine Idee aus der Leipziger Jugendbeteiligung

Im Vorfeld des Beteiligungsprozesses zur Neugestaltung des Matthäikirchhofes fand sich jetzt auch ein breites Bündnis der größten Akteure im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung in Leipzig zusammen. Mit einem gemeinsamen Konzept gehen diese in den Beteiligungsprozess der kommenden Fachwerkstätten.

Das Leipziger Kinder- und Jugendbüro (Deutscher Kinderschutzbund e. V.), der Stadtjugendring Leipzig e. V., der StadtSchülerRat Leipzig und das Jugendparlament Leipzig konzipieren darin einen Ort, der Kinder- und Jugendbeteiligung in der Region vernetzt, einen Anlauf- und Aufenthaltspunkt im Stadtzentrum bietet sowie für die Bedürfnisse und Wünsche von jungen Menschen einsteht und diese konsequent in den Mittelpunkt rückt.

Konzept für ein Haus der Jugend

Marius Wittwer, Vertreter des Jugendparlamentes in den Fachwerkstätten, sagt dazu: „Das historische Areal des Matthäikirchhofes ist die Wiege Leipzigs und es ist aus diesem Grunde eine essenzielle Aufgabe der städtischen Gesellschaft, so auch der Jugend, diesen zentralen Ort zu etwas besonderen zu machen. Wir werden deshalb als Vertretung der jungen Leipzigerinnen und Leipziger mit dem Konzept eines Hauses der Jugend (Arbeitstitel) an den kommenden Fachwerkstätten teilnehmen.“

Der Auftakt des Beteiligungsprozesses war am 19. April mit einem Livestream. Die vorgestellten vier Fachwerkstätten starteten am 9. Juni. Es werden jeweils ein Vertreter des Jugendparlamentes sowie ein Vertreter des Kinder- und Jugendbüros anwesend sein. Der neue Matthäikirchhof ist als Ort von Leipziger/-innen für Leipziger/-innen gedacht.

Tanja Werner, Vorsitzende des StadtSchülerRates Leipzig, betont: „Das Jugendparlament Leipzig und der StadtSchülerRat Leipzig arbeiten schon lange zusammen. Um die Zusammenarbeit und Jugendbeteiligung allgemein zu stärken, ist ein gemeinsamer Raum essenziell. Dieser gemeinsame Ort wichtiger Akteur/-innen der Jugendbeteiligung bietet natürlich auch einen Ort des Aufenthaltes sowie der Unterstützung und Vernetzung von Jugendlichen.“

Wie viel Platz für neue Ideen tatsächlich sein wird, hängt natürlich auch von der Städtebauwerkstatt ab. Denn wirklich geräumig wird das Areal nur, wenn die Stasi-Neubauten aus den 1970er/1980er Jahren komplett abgerissen werden, auch wenn das nach Schätzungen der Stadt allein 2 Millionen Euro kostet. Aber sie zerstören die historischen Quartiersstrukturen am Matthäikirchhof völlig und verhindern auch als massiver Riegel die Rückgewinnung eines lebenswerten städtischen Raumes.

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