Im Februar startete die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat einen durchaus überraschenden Vorstoß zur Zukunft des Schulmuseums. Ein Vorstoß, der durchaus konfliktgeladen ist im Zusammenhang mit der künftigen Gestaltung des „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ am Matthäikirchhof und der Frage: Wer darf da eigentlich alles mitreden und dableiben? Doch das Kulturdezernat sieht gar keinen Grund, am Standort des Schulmuseums etwas zu ändern.

„Auf Grundlage dieser Evaluation prüft der Oberbürgermeister die Möglichkeiten eines neuen, erweiterten Standortes für das Schulmuseum und informiert den Stadtrat über das Prüfergebnis sowie potenzielle Standortvorschläge bis zum Ende des IV. Quartals 2021“, hatte die CDU-Fraktion beantragt.Was dann freilich die Zahl der Museen, die in Leipzig gerade in der Luft hängen, schnell mal auf fünf erhöhen würde. Mit RB Leipzig gibt es immernoch keinen Vertrag zum Sportmuseum, das Jüdische Museum steht noch ganz am Anfang seiner Genese, das Naturkundemuseum im Bowlingtreff braucht noch eine Finanzierung, das Museum im Coffebaum ist bis auf Weiteres nicht zugänglich. Das Schulmuseum hat zumindest ein Dach über dem Kopf und auch ein Konzept.

Das Konzept freilich könnte durchaus evaluiert werden, gesteht das Kulturdezernat jetzt zu. Aber der Standort steht in keiner Weise infrage: „Das Schulmuseum Leipzig leistet seit vielen Jahren eine wertvolle Arbeit im Bereich der Vermittlung pädagogischer Inhalte und der kritischen Auseinandersetzung mit der Institution Schule sowie ihrer Rolle und Ausprägung in verschiedenen historischen Epochen und politisch-gesellschaftlichen Systemen.“

„Insbesondere als gesuchter außerschulischer Lernort sowie mit Blick auf die umfangreichen schulgeschichtlichen Sammlungen ist das Schulmuseum ein relevanter städtischer Akteur im Kontext der rund um den Matthäikirchhof gegenwärtig vorhandenen Institutionen der Erinnerungskultur und Demokratiebildung. Der gegenwärtige und langjährig eingeführte Standort im sogenannten ,Saalbau‘ direkt am Martin-Luther-Ring (richtiger: Goerdelerring. d. Red.) und die einhergehende, unmittelbarere Nachbarschaft mit der Gedenkstätte ,Runde Ecke‘ hat sich im Sinne der Erreichbarkeit und thematischen Verknüpfbarkeit von Besuchserlebnissen bewährt.“

Nur mit der Gedenkstätte „Runde Ecke“ gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Konflikte um die Saalnutzung.

„Das Schulmuseum bleibt entscheidender Baustein jeder tragfähigen Konzeption des Forums für Freiheit und Bürgerrechte“, betont das Kulturdezernat. „Genau solche Akteure wie dem Schulmuseum mit seinen Angeboten sollen und werden diesem Forum seine einzigartige Ausstrahlung verleihen. Darum ist an der räumlichen Verortung des Schulmuseums am Matthäikirchhof festzuhalten.“

Aber vielleicht kann man ja den Clinch mit dem benachbarten Museum in der Runden Ecke lösen. Das will das Kulturdezernat auf jeden Fall in die Überlegungen mit einbeziehen: „Gleichwohl kann bei den baulichen Planungen sowohl des Forums für Freiheit- und Bürgerrechte als auch bei der städtebaulichen Gesamtentwicklung des Areals Matthäikirchhof überlegt werden, inwieweit das Schulmuseum sich am etablierten Standort räumlich verändert (z. B. durch einen Neubau) und damit seine inhaltliche Entwicklungsfähigkeit dauerhaft sichert.“

Und während dem benachbarten Museum eine moderne, von der Stadt akzeptierte Konzeption fehlt, hat das Schulmuseum eine und wird auch regelmäßig evaluiert, wie das Kulturdezernat feststellt: „Die mit dem Antrag intendierte institutionelle Sicherung, fachliche Stärkung und erweiterte Sichtbarkeit der Arbeit des Schulmuseums ist eine begrüßenswerte Zielstellung, wie die Evaluation seiner fachlichen Erträge und offenen Potenziale ein in jeder Hinsicht legitimes Ansinnen, das beim Schulmuseum gelebte Praxis ist. Durch den Wissenschaftlichen Beirat des Museums mit den Kooperationspartnern Universität Leipzig und HTWK wird die Arbeit des Museums regelmäßig evaluiert.“

„Diese Evaluierung mündete bspw. in der Konzeption zur Weiterentwicklung des Schulmuseums aus dem Jahr 2020. Die entsprechenden Ergebnisse können den Mitgliedern des Fachausschusses Kultur bei Interesse zur Verfügung gestellt werden. Der Wissenschaftliche Beirat steht jederzeit für eine Berichterstattung und Diskussion zur Arbeit und inhaltlichen Entwicklung im Fachausschuss zur Verfügung.“

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Es gibt 2 Kommentare

War schon immer ulkig, dass Leipzig ihren Stadtplan immer nicht richtig halten.

Der Martin-Luther-Ring befindet sich im Süden (ja, genau: das katholische St. Tetris).
Der Goerdelerring ist der Abschnitt entlang Hauptfeuerwache und Wagner-Denkmal.

Wegen der Haltestelle denken viele wohl, der Goerdelerring sei der Name der großen Kreuzung, dabei ist die Haltestelle lediglich korrekt nach einer Querstraße benannt (man hätte auch Hst. “Pfaffendorfer Str.” nehmen können^^).

Aber was für eine Konzernzentrale kommt denn nun hin?!? Die CDU weiß das bestimmt. 😀

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