Am 19. März meldete die Porsche AG eigentlich etwas Mutmachendes: Bis 2030, so verspricht der Autokonzern, strebt er die bilanzielle CO2-Neutralität an. Dahinter steckt auch ein langsamer Abschied vom Verbrennungsmotor. Und schon 2021 sei die Betriebsstätte Leipzig CO2-neutral. Aber das kann nicht klappen, kommt jetzt die Kritik aus de benachbarten Leipziger Ortsteil, Lindenthal, wenn an etlichen Wochenenden immer wieder Rennen auf dem Porsche-Parcours stattfinden.

In gewisser Weise zeigte die Porsche AG ja damit auch der Bundesregierung, dass die von ihr gesetzten Klimaziele viel zu lasch sind und dass der Widerstand ausgerechnet von FDP, CDU und CSU gegen ein Ende des Verkaufs von Verbrennern im Jahr 2035 Quatsch ist und eigentlich sogar die Planungen der Autokonzerne durcheinanderbringt.Denn für sich hat Porsche schon so eine Art langsames Ausstiegsszenario entwickelt.

„Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil unserer Strategie 2030 – ganzheitlich: wirtschaftlich, ökologisch und sozial“, sagte Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender Porsche AG, am 19. März.

„Wir haben ein umfangreiches Dekarbonisierungsprogramm gestartet mit einem festen Ziel vor Augen: Bis 2030 soll Porsche über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bilanziell CO₂-neutral sein. Das erreichen wir mit dem konsequenten Vermeiden und Reduzieren von CO₂-Emissionen. Seit 2021 sind alle großen Betriebsstätten wie Zuffenhausen, Weissach und Leipzig CO₂-neutral. Über die nächsten zehn Jahre haben wir für Dekarbonisierung mehr als eine Milliarde Euro eingeplant. Den ersten Meilenstein haben wir erreicht: Der Taycan Cross Turismo, der Anfang März Weltpremiere hatte, ist das erste Fahrzeug, das in der gesamten Nutzungsphase CO₂-neutral sein wird.“

Im Jahr 2020 waren schon ein Drittel aller in Europa ausgelieferten Porsche voll- oder teilelektrisch angetrieben, weltweit waren es 17 Prozent. In 2023 soll die Hälfte aller neu verkauften Porsche einen E-Motor haben, kündigte das Unternehmen an. 2030 sollen mehr als 80 Prozent der Neufahrzeuge elektrifiziert unterwegs sein.

Lindenthal kritisiert Sonntagsrennen

Aber das mit dem CO2-neutral sieht man im Ortschaftsrat Lindenthal etwas anders. Denn wenn das Werk CO2-neutral arbeitet, bedeutet das ja nicht, dass auch die Fahrzeuge schon so weit sind, schon gar nicht die, deren Fahrer zu den Wochenendrennen extra aus ganz Deutschland anreisen, um mit ihren durchaus nicht leisen Fahrzeugen Runde um Runde auf der Teststrecke zu drehen. Und das ist nur möglich, weil Leipzigs Verwaltung dafür vor 20 Jahren eine Sondergenehmigung erteilt hat.

Aber die Lindenthaler spielen da nicht mehr mit.

„Die einst erteilte Sondergenehmigung steht mittlerweile zu dem in der Stadt Leipzig ausgerufenem Klimanotstand in großem Widerspruch und ist nicht mehr zeitgemäß. Mit dieser Maßnahme hat der Stadtrat im Oktober 2019 ein Zeichen gesetzt, dass dem Klimaschutz und dem Schutz der Bevölkerung höchste Priorität einzuräumen ist. Vor diesem Hintergrund ist die einst erteilte Genehmigung neu zu bewerten“, formuliert der Ortschaftsrat sein Anliegen in einem Antrag an die Leipziger Ratsversammlung.

„Gegenwärtig finden auf der Porscheteststrecke im Nordraum von Leipzig bis zu 14 Sonntagen Rennsportveranstaltungen statt. Dies passiert meist von April bis September. Diese Veranstaltungen sind insbesondere verbunden mit: einer ungeheuren Lärmbelästigung durch Motorenlärm und quietschenden Reifen, erhöhter Feinstaubbelastung und unnötigem CO²-Ausstoß.“

Also alles Dinge, die nicht wirklich gesund und klimaverträglich sind.

„Es geht in diesem Antrag nicht darum, einen Eingriff in die Betriebsabläufe bei Porsche vorzunehmen, die Fahrten auf der Teststrecke erforderlich machen“, betont der Ortschaftsrat Lindenthal.

„Es geht um Rennen für eine kleine Klientel unter geschulter Anleitung, die ihre privaten Fahrzeuge an die Leistungsgrenzen bringen, aber für die Gesamtbevölkerung klimaschädlich sind. Dies geschieht mit der bestehenden Genehmigung an Sonntagen an denen die Bürgerinnen und Bürger in ganz Leipzig ein besonderes Recht auf Ruhe haben, zu einer Zeit, in der die Menschen die Natur genießen möchten.“

Und Leipzig könne das durchaus ändern, indem es die Sondererlaubnis deutlich einschränkt. „Der Oberbürgermeister prüft die tatsächliche Einhaltung der erteilten Erlaubnis für Rennsportveranstaltungen an jährlich 14 Sonntagen auf der Porscheteststrecke“, ist der erste Wunsch des Ortschaftsrates, in dem der Zweifel durchschimmert, dass diese Rennen auf der Teststrecke tatsächlich nur an 14 Sonntagen stattfinden. Aber sinnvoller wäre natürlich eine deutliche Verringerung der Renntage: „Es ist eine Reduzierung der erteilten Genehmigung auf 1 bis 2 Sonntage im Jahr anzustreben.“

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