„Die Shakespearestraße soll im Abschnitt zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Arthur-Hoffmann-Straße für rund 1,4 Millionen Euro saniert und umgestaltet werden“, meldete die Stadt am 22. Februar. Den entsprechenden Bau- und Finanzierungsbeschluss hat die Stadtspitze auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Aber da fehlt doch noch was, finden die Grünen.

„Die Shakespearestraße im Zentrum Süd ist derzeit eine stark geschädigte, gepflasterte Anliegerstraße, in der Tempo-30 gilt. Es fehlen sowohl Bäume als auch Abstellanlagen für Fahrräder“, zog die Verwaltung die Bilanz zum augenblicklichen Zustand dieser Straße.

„Nach umfangreicher öffentlicher Beteiligung wurde jetzt entschieden, die Straße umfassend umzugestalten, um dadurch die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Stadtraum deutlich aufzuwerten und zu begrünen.“

Noch am selben Tag ging der Baubeschluss ins Verfahren. Denn die Stadt hat Zeitnot.

Wie soll die Shakespearestraße künftig aussehen?

Um die Lärmemissionen zu verringern und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen, wird die Fahrbahn künftig asphaltiert. Weil sie jedoch nicht sehr breit ist, sollen auf der Südseite Längsparkplätze und auf der Nordseite Senkrechtparkplätze errichtet und diese mit Betonsteinen gepflastert werden.

Die mindestens 2,50 Meter breiten Gehwege erhalten einen neuen Belag aus Granitplatten, die in Mosaikpflaster eingefasst werden. Um die Verkehrssicherheit insbesondere für Fußgänger zu erhöhen, werden die Einmündungen der Straße mit Gehwegnasen ausgestattet.

Diese verkürzen den Übergang zur anderen Straßenseite und sollen die Sichtverhältnisse an der Kreuzung verbessern. Der Bauabschnitt erhält außerdem 34 Fahrradbügel sowie neue Lampen, die die Straße künftig besser ausleuchten.

Die Shakespearestraße Richtung Westen. Foto: Ralf Julke
Die Shakespearestraße Richtung Westen. Foto: Ralf Julke

38 neu gepflanzte Bäume sollen helfen, dass sich die Shakespearestraße beispielsweise im Sommer weniger aufheizt und besser an den Klimawandel angepasst ist. Zudem wird eine Grüninsel gestaltet, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern: Die Fahrbahn ist im Osten 4,75 Meter breit, diese Breite wird vor dem Shakespeareplatz übernommen, während sich die Straße nach Westen hin weitet.

Dadurch entsteht auf der Nordseite vor der Villa eine Fläche, die zwei Baumensembles Platz bietet. Zugleich könne sie als Stellfläche für die Feuerwehr dienen, so die Stadt. Hier ist dann eine auffällige Pflasterung vorgesehen, die sich bis zur Gehwegnase fortsetzen soll. Künftig besteht in dem Bereich ein Parkverbot.

Von Aufenthaltsqualität kann keine Rede sein

Wahrscheinlich können es Leipzigs Verkehrsplaner nicht. Das Thema ist ihnen zu fremd. Daran haben auch die Hitzesommer 2018 bis 2020 nichts geändert. Sie planen Straßen vom Auto her. Dass Straßen aber selbst in Leipzig auch zum Aufenthalt dienen könnten, wie das in Städten rund ums Mittelmeer längst normal ist, das scheint aus Ämterperspektive völlig undenkbar.

Und genau das kritisieren die Grünen auch an der Vorlage der Verwaltung.

„Zur Petition zum ‚Stadtteilpark Zentrum-Süd‘ wurde mit Änderungsantrag vom 22.07.2020 ein Änderungsantrag der Grünen Ratsfraktion angenommen, der die Stadtverwaltung beauftragt zu prüfen, ob und wie der Straßenraum Shakespearestraße (zwischen Bernhard-Göring-Straße und Karl-Liebknecht-Straße) und Shakespeareplatz zu einer Straße mit Aufenthaltsqualität, das heißt mit Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten für alle Menschen, umgestaltet werden kann“, schreibt die Grünen-Faktion nun in ihrem Änderungsantrag zur Vorlage der Verwaltung.

„Dabei wurde auf die Umgestaltung von Nebenstraßen z. B. im Sinne der ‚Coolen Straßen‘ in Wien verwiesen. Das nun im Baubeschluss vorgelegte Ergebnis ist demgegenüber enttäuschend und entspricht weitgehend den gängigen Sanierungsplanungen für Nebenstraßen. Angesichts der finanziell und zeitlich stark gebundenen Planungen soll die Sanierung wie vorgesehen durchgeführt werden.“

So wirkt dann der zeitliche Druck wie eine kleine Nötigung, die Straße genau so umzubauen, wie es sich die Planer gedacht haben.

Die Eile begründet das Baudezernat so: „Die Maßnahme muss innerhalb des Durchführungszeitraumes der Sanierungsmaßnahme abgeschlossen werden. Der Durchführungszeitraum des Sanierungsgebiets Innerer Süden läuft nur noch bis Ende 2023. Um die Fertigstellung bis zum 31.12.2023 sicherzustellen, wurde für die Sanierung und Umgestaltung der Shakespearestraße eine Terminkette erarbeitet. Um diese Terminkette halten zu können, muss die Ausschreibung bis Ende März erfolgen. Aus diesem Grund ist eine Beschlussfassung durch die Ratsversammlung am 15.03.2022 zwingend erforderlich!“

Ein Ausrufezeichen, das es also in sich hat.

Aber dabei gerät auch ein ganz zentrales Thema der Mobilitätswende unter die Räder, wie die Grünen feststellen:

„Im Rahmen der Planungen wurde deutlich, dass die Shakespearestraße als Radverbindung zwischen dem Bereich Bayerischer Bahnhof und der Südvorstadt bis zu Rennbahn dient. Dem sollte durch Einrichtung einer Fahrradstraße entsprochen werden. Des Weiteren soll eine Verkehrsberuhigung des Shakespeareplatzes, z. B. als Spielstraße, geprüft werden.

Mit zusätzlichen Grünelementen, Sitzgelegenheiten und Parklets in den vorgesehenen Stellplatzflächen kann eine deutliche Aufwertung der Aufenthaltsqualität ermöglicht werden. Für die anschließende Planung des Shakespeareplatzes ist grundständig eine andere Konzeption im Sinne eines ‚Coolen Platzes‘ zu entwickeln und frühzeitig mit dem FA Stadtentwicklung und Bau abzustimmen. Die weitere Entwicklung sollte in öffentlichen Bürgerforen diskutiert werden.“

Die Baumaßnahme soll von 2022 bis Ende 2023 umgesetzt werden.

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