Die Staatsanwaltschaft Leipzig und das LKA Sachsen ermitteln nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Leipziger Burschenschaft wegen versuchten Mordes und versuchter Brandstiftung mit Todesfolge. Der Angriff soll sich in der vergangenen Woche in Gohlis ereignet haben.

Betroffen war laut Pressemitteilung ein Verbindungshaus der Burschenschaft Arminia in der Georg-Schumann-Straße. Unbekannte sollen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einen Brandsatz in das Gebäude geworfen haben, das auch als Wohnraum genutzt werde. Einige Gegenstände im Erdgeschoss wurden beschädigt. Bemerkt wurde der Vorfall offenbar erst später. „Die Feuerwehr kam nicht zum Einsatz“, heißt es in der Mitteilung.

„Die Staatsanwaltschaft hat im Ergebnis der bisherigen umfangreich durchgeführten Tatortarbeit die Tat in Übereinstimmung mit der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs strafrechtlich als versuchten Mord und versuchte Brandstiftung mit Todesfolge bewertet.“

Die Täter*innen hätten es „billigend in Kauf genommen“, dass sich das Feuer ausbreitet und die dort schlafenden Menschen tötet. Dass das Feuer offenbar schnell erlosch, sei Glück gewesen, so die Behörden.

Graffiti und beschädigter Pkw

Dass es sich um einen gezielten Angriff auf die Burschenschaft handelt, ergibt sich für Staatsanwaltschaft und LKA aus weiteren Straftaten: ein Graffiti an der Hauswand, das „die Bekämpfung von Personen mit angeblich rechter Gesinnung thematisiert“, und ein beschädigter Pkw, der einem Mitglied der Burschenschaft gehören soll.

Sollte es sich tatsächlich um einen gezielten Angriff auf Rechtsradikale handeln, dürfte das der erste Angriff dieser Art in Leipzig seit vielen Jahren sein. Bislang war es eher „üblich“, politische Gegner direkt körperlich anzugreifen oder deren Wohnungen beispielsweise mit Farbe zu verwüsten.

Die Burschenschaft Arminia ist Mitglied des Dachverbandes der „Deutschen Burschenschaft“, der von vielen Expert*innen als völkisch beziehungsweise rechtsradikal bewertet wird. Ein deutlicher Rechtsruck vor etwa zehn bis 15 Jahren führte dazu, dass etwa die Hälfte der Burschenschaften aus dem Dachverband austrat.

In Leipzig gibt es zwei verbliebene Mitglieder: die Burschenschaften Germania und Arminia. Letztere wurde laut Autonomer Antifa Freiburg kürzlich für das Geschäftsjahr 2024 zur Vorsitzenden des Dachverbandes gewählt.

Burschenschaften standen in den vergangenen Jahren nicht mehr im Fokus Leipziger Antifaschist*innen – zumindest nicht im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Aktionen. Im Mai 2016 führte eine Antifa-Demonstration an dem Haus in der Georg-Schumann-Straße vorbei – damals ohne besondere Vorkommnisse.

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