Schon vor rund einem Jahr hätte er per Sprengung beseitigt werden sollen, doch Einwände von Anliegern schoben dem erst einmal einen Riegel vor. Nun aber wird es offenbar Ernst: Im Netz kursiert sogar bereits ein konkreter Termin, wann der alte Schornstein an der Arno-Nitzsche-Straße angeblich beseitigt werden soll.

Seit Jahrzehnten prägt der alte Schlot auf dem Gelände der Stadtwerke an der Arno-Nitzsche-Straße im Süden das Antlitz von Leipzig und ist weithin sichtbar. Das markante Industriedenkmal mit einer Höhe von 170 Metern war in den achtziger Jahren entstanden, hier befand sich zu DDR-Zeiten ein Standort für ein Braunkohle-Heizwerk.

Ursprünglich war im ausgehenden 19. Jahrhundert an dem Ort ein Gaswerk angesiedelt. Über benannten Schornstein wurden ab 1987 über die Zeit der Wiedervereinigung hinweg bis 1996 Rauchgase abgeführt, später diente der im Volksmund als „langer Lulatsch“ bezeichnete Riese vorübergehend noch als TV-Sendemast.

Anlieger-Widerstand verhinderte die Sprengung erst einmal

Das „höchste Wahrzeichen der Braunkohle-Ära in Leipzig“, wie die Stadtwerke es nennen, hätte eigentlich schon vor gut einem Jahr verschwinden sollen. Immerhin steht der alte Schlot seit Jahren wie ein stummer Zeuge des fossilen Zeitalters im Leipziger Süden herum, aber de facto als Kostenfresser ohne reale Funktion.

Eine für den 15. September 2022 angesetzte Sprengung des markanten Hinguckers wurde aufgrund von Anlieger-Bedenken zunächst auf November und dann auf einen unbestimmten Zeitpunkt 2023 verschoben: Man wolle die Probleme in Ruhe durch Hintergrundgespräche klären, so die Stadtwerke damals. Was genau von Nachbarn gegen die Sprengung ins Feld geführt wurde, dazu gab man sich nach außen zugeknöpft. Allerdings, so viel wurde verraten, ließe sich die Zahl der Einsprüche an einer Hand abzählen.

Einer LVZ-Meldung nach sei ein Problem gewesen, die Betreiber eines Hauses außerhalb vom geplanten Sperrkreis hätten eine Beschädigung und Einsturzgefährdung des Gebäudes befürchte.

Sprengung am 10. September? Stadtwerke halten sich noch bedeckt

Im Kurznachrichtendienst Twitter wurde kürzlich auf einem Account der 10. September 2023, ein Sonntag, als angeblicher Termin für die Sprengung genannt.

Die Stadtwerke wollen dieses Datum allerdings nicht bestätigen: „Die Leipziger Stadtwerke planen weiterhin im Herbst die Sprengung des 170-Meter-Schornsteins“, so der stellvertretende Konzernsprecher Peter Krutsch am Donnerstag, dem 13. Juli, auf LZ-Anfrage. Und: Die noch offenen Punkte mit den Nachbarn hätten mittlerweile ausgeräumt werden können.

Damit scheint zumindest sicher, dass die Galgenfrist für den alten Schornstein schwindet und er tatsächlich in absehbarer Zeit aus dem Stadtbild weg ist. Laut LVZ sei der Deutschen Bahn, deren S-Bahn-Strecke während der Sprengung in den Sperrkreis fällt, wichtig, dass die Beseitigung des Relikts nicht in der Zeit des Weihnachtsmarkts geschehe. Ein Zeitfenster im September gelte dem LVZ-Bericht nach trotz der Bauarbeiten auf der Arno-Nitzsche-Straße als möglich.

Konzernsprecher Peter Krutsch dazu: „Den genauen Termin werden wir im August bekannt geben.“

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