Schon letztes Jahr war sie geplant, wurde dann aber zweimal verschoben: die Sprengung des markanten Schornsteins auf dem Gelände der Stadtwerke Leipzig in der Arno-Nitzsche-Straße. Offenbar hatten Anlieger ihr Veto gegen das Vorhaben eingelegt. Dessen Umsetzung könnte nun noch eine Weile auf sich warten lassen.

Er prägt das Leipziger Antlitz seit Jahrzehnten und ist weithin sichtbar. Und das könnte wenigstens noch ein paar Monate so bleiben: Der Schornstein auf dem Areal der Leipziger Stadtwerke an der Arno-Nitzsche-Straße im Süden wird nach jetzigem Stand vermutlich erst im Herbst 2023 kontrolliert gesprengt.

Industriedenkmal mit kurzer Laufbahn

Rückblick: Der Grundstein des Schlots war im Mai 1984 gelegt worden. Auf dem zugehörigen Gelände hatte sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein Gaswerk befunden, das zu DDR-Zeiten dann als Standort für ein Braunkohle-Heizwerk diente. Ab Januar 1987 hatte das 170 Meter große Objekt bis 1996 zur Abführung von Rauchgasen gedient, später noch vorübergehend als Sendemast.

Danach hatte das im Volksmund als „Langer Lulatsch“ bezeichnete Artefakt keine praktische Funktion mehr inne. Heute wirkt das Industriedenkmal eher wie die steinerne Erinnerung an eine Ära, die angesichts drängender Fragen von Klimawandel und Energiewende aus der Zeit gefallen scheint.

Anlieger-Veto verhinderte erstmal die Sprengung

Da ein Beschluss zur Beseitigung des Schornsteins aus sicherheitstechnischem und finanziellem Kalkül schon länger steht, sollte dieser ursprünglich bereits im September 2022 fallen, was dann auf November und zuletzt ins Jahr 2023 verschoben wurde.

Hintergrund der Absagen waren offenbar Bedenken von Anliegern, zu denen sich die Stadtwerke auf unsere Anfrage nicht konkreter äußern wollten. Nur so viel: Man könne die Zahl der Einsprüche „an einer Hand abzählen“, wie der stellvertretende Konzernsprecher Peter Krutsch gegenüber der LZ im Oktober 2022 verriet. Man wolle sich die Zeit nehmen, Problemlagen durch Gespräche zu klären.

Sprengung laut Stadtwerken erst im Herbst

Ein halbes Jahr später hat sich daran offenbar noch nicht allzu viel geändert: „Die Gespräche laufen weiterhin – es gibt aber noch keine neuen Erkenntnisse“, erklärte Stadtwerke-Sprecher Frank Viereckl am Dienstag, dem 11. April, auf Nachfrage der LZ. „Anvisiert ist eine Sprengung im Herbst 2023, einen Termin dafür gibt es bisher nicht.“

Zumindest der grundsätzliche Beschluss zur Sprengung des „Langen Lulatsch“ steht aber nicht infrage, wie die Stadtwerke schon vor einem halben Jahr klargestellt hatten. Sprecher Frank Viereckl versicherte: „Wir informieren, sobald es Neuigkeiten gibt.“

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