In der Ratsversammlung am 5. Juli konnte Baubürgermeister Thomas Dienberg zu den drei Erweiterungsprojekten im Gleisnetz der LVB noch nicht sagen, wann nun welche Schritte der Umsetzung dran sind. Zu einem dieser Projekte aber hat die Linksfraktion extra nachgefragt: der möglichen Gleisverlängerung zum S-Bahnhof Wahren. Aber dieses Projekt hat die Stadt mit dem Plan verkoppelt, auch eine neue Verbindung für den Mittleren Ring quer durch Wahren zu schaffen. Das macht alles noch komplizierter.

Wo steht also die Stadt dann mit dem Projekt einer Straßenbahnverbindung bis zum S-Bahnhof-Wahren? Die nötigen Grundstücke besitzt Leipzig sogar schon, wie das Dezernat Stadtentwicklung und Bau miteilt.

„Im Rahmen des Grundstückstauschvertrages Freistaat Sachsen und Stadt Leipzig (VII-DS-01980) wurden die Flurstücke 197/18, 199/9, 206/4, 208/2. 208/3, 209/8 erworben“, teilt das Dezernat mit. Hier handelt es sich um die Grundstücke am Wilhelm-Leuschner-Platz, auf denen der Freistaat zum Beispiel das Forum Recht und die neue juristische Fakultät der Uni Leipzig bauen will. Dafür bekam Leipzig die Grundstücke in Wahren. Die freilich noch ein paar kleine Tücken aufweisen: „Das Grundstück ist mit einem ruinösen unter Denkmalschutz stehenden 2,5-geschossigen Verwaltungsgebäudeteil einer ehemaligen Kraftfahrzeugfabrik bebaut.“

Bei der Kraftfahrzeugfabrik handelt es sich um die Dux-Automobil-Werke AG, die hier von 1909 bis 1926 Autos und Lastkraftwagen baute.

Erst mal die Machbarkeitsstudie

„Auf dem unbebauten Teil befinden sich befestigte Außenanlagen, Wildwuchs und auf einer geringen Fläche ein gewachsener Baumbestand. Für Folgekosten im Rahmen notwendiger Altlastensanierungen für das Grundstück wurden Eigenmittel der Stadt Leipzig in Höhe von ca. 1,5 Millionen Euro im Haushalt ab dem Jahr 2023 berücksichtigt“, teilt das Baudezernat mit.

„Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wird hier insbesondere geprüft, inwiefern sich die Flächen für eine mögliche Betriebshofanordnung der LVB eignen. Inwiefern die Errichtung eines Betriebshofes auch Einfluss auf das denkmalgeschützte Gebäude haben kann, gilt es noch entsprechend herauszuarbeiten.“

Die Antwort zur Anfrage „Mittlerer Ring Nordwest – Zur Informationsvorlage VII-Ifo-07197 ‚Evaluierung des Mittelfristigen Investitionsprogramms im Straßen- und Brückenbau 2013 – 2020‘“

Also erst einmal eine Machbarkeitsstudie: „Gemäß Beschluss zum Start der Netzerweiterungen Straßenbahn – VII-DS-00547-NF-01-DS-01 wird aktuell im Rahmen der Machbarkeitsstudie – Mobilität der Zukunft in Leipzig-Wahren der Lückenschluss des Mittleren Rings zwischen dem bereits gebauten Anschluss am Knoten der B 6 Neue Hallesche Straße/Travniker Straße und der Gustav-Esche-Straße untersucht. Ein weiterer Bestandteil der Untersuchung ist die Netzerweiterung Straßenbahn zur Anbindung des S-Bahnhofs Wahren.

Die Machbarkeitsstudie wird grundsätzlich durch den Freistaat Sachsen/SMWA finanziert und wurde über die landeseigene LISt GmbH beauftragt. Die Kosten für die Untersuchung belaufen sich auf rund 280.000 € (netto) inkl. optionaler Leistungen, wobei hiervon rund 75 % vom Freistaat Sachsen getragen werden.“

Den bislang ist völlig unklar, wie eine zusätzliche Verbindung von der B6 quer durch Wahren zur Gustav-Esche-Straße gebaut werden soll und ob sie überhaupt benötigt wird. Bislang ist die Linkelstraße diese Verbindung.

Weiterer Untersuchungsbedarf

Und was da untersucht werden soll, liest sich so: „Im Rahmen einer entsprechenden übergreifenden Variantenbewertung werden die einzelnen untersuchten Varianten u. a. hinsichtlich ihrer immissionstechnischen und eingriffserheblichen Auswirkungen beurteilt, wobei Untersuchungen umweltrelevanter Eingriffe im Sinne einer ganzheitlichen Verträglichkeitsstudie nicht erfolgen. Zu der im als Ergebnis der Studie ermittelten Vorzugsvariante werden jedoch auch Aussagen zu den Konflikten mit den Belangen der Umwelt durch die Einbeziehung eines Fachplaners formuliert. Ebenso werden Aussagen zur Hydrologie (Überschwemmungsgebiete, Grundwasser etc.) oder auch zum Baugrund getroffen. Der weitere, auch zu priorisierende Untersuchungsbedarf wird außerdem aufgezeigt.“

Welche Vorzugsvariante die Stadt gefunden hat, verrät sie in der Antwort an die Linksfraktion noch nicht. Stadtrat und Anwohner sollen es noch 2024 erfahren, teilt das Baudezernat mit: „Ziel ist es, die Studie zur baulichen Machbarkeit bis Ende 2023 fertigzustellen. Die Ergebnisse werden anschließend kommunikativ aufbereitet und dem Stadtrat bis Ende 2024 vorgestellt.

In Abhängigkeit der Ergebnisse wird dann auch eine entsprechende Beteiligung der Anwohner stattfinden. Weiterhin werden – insbesondere im Rahmen der übergreifenden Variantenbewertung – gestalterisch/städtebauliche Kriterien der Variantenbewertung zugrunde gelegt.“

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Es gibt 2 Kommentare

Das sehe ich auch so. Das wäre die praktikabelste Verbindung von der Gustav-Esche-Str. über Auenseestr., an den Pittlerwerken vorbei zum Anschluss Travniker Str./Neue B6. Dabei ist die Trasse von G-Esche-Str. bis zur Auenseestr. über die Weiße Elster noch unbebaut und es stehen keine Bäume in der Trasse. Es fehlt nur eine Brücke.
In der Auenseestr. wären etwa 6 Mehrfamilienhäuser und 2 EFH vom zusätzlichen Verkehr betroffen. Aber der Ortskern von Wahren würde vom Durchgangsverkehr entlastet. Damit würde auch die Rittergutstr. mit 5 Mehrfamilienhäusern und 2 EFH entlastet und die gesamte Linkelstr. mit rd. 25 MFH.
Die Straßenbahnanbindung zur S-Bahn Wahren sollte mal geplant durch die obere Linkelstr. führen. Das könnte auch anders und mit weniger Betroffenen gelöst werden, indem die Tram bis zur Auenseestr. geführt wird, dort könnte die Tram abbiegen nach Norden durch jetzt freies Gelände an den Pittlerwerken vorbei zum Anschluss Travniker Str. und S-Bahn Haltepunkt Wahren. Das wäre eine sinnvolle Ortsentlastungsstrecke für Wahren und viele jetzt vom Verkehrslärm Betroffene gerade an der Wendeschleife Rathaus Wahren.

Wenn man sich die Gestaltung der B6 an der Travniker Straße ansieht (völlig überdimensionierter Abzweig) und von da eine gerade Linie über die GSS, Auenseestraße, über die Elster, am Sportplatz TSV Wahren vorbei zieht, kommt man direkt auf die Gustav-Esche-Straße. Das wird wohl die Hauptvariante sein/werden…

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