Da ging der Riss mitten durch die SPD-Fraktion, als am 15. Januar der Antrag aus dem Ortschaftsrat Lindenthal in der Ratsversammlung zur Abstimmung kam, ab 2027 endlich die Planungen für eine neue Sporthalle in Lindenthal zu beginnen. Die alte Ein-Feld-Sporthalle genügt schon lange nicht mehr den Bedürfnissen der Alfred-Kästner-Grundschule, hat weder Sanitär- noch Umkleideräume. Und der Ortschaftsrat Lindenthal kämpft nun schon seit Jahrzehnten um eine neue, größere Sporthalle. Nur die Stadt zögert.
Was natürlich Gründe hat. Auch wenn Leipzig seit Jahren in einem Mammutprogramm neue Schulen und Sporthallen baut, ist die Decke immer zu kurz. Das wurde zuletzt bei der Diskussion um die Paul-Robeson-Schule deutlich, die noch Jahre auf die dringend notwendige Generalsanierung warten muss.
Und bei der Sporthalle der Alfred-Kästner-Schule versucht die Stadt aktuell, mit einer Sanierung der alten 1-Feld-Sporthalle den Betrieb für die nächsten Jahre zu sichern: „Die dreizügige Alfred-Kästner-Schule (Grundschule der Stadt Leipzig) besitzt eine Bestandssporthalle, welche im Moment saniert wird (VII-DS-07306-DS-01).
Das Nutzungsfenster der 1-Feld-Sporthalle wird für den Grundschulbereich mit täglich 7 SchulÂstunden angesetzt. Damit kann ein Wochenstundenangebot von 35 Sportstunden für die Grundschule bereitgestellt werden“, heißt es im Verwaltungsstandpunkt aus dem Amt für Schule zum Antrag aus Lindenthal.
Zwei wachsende Ortschaften
Dass die Grundschule beim gegenwärtigen Bevölkerungszuwachs in Lindenthal und Breitenfeld aus allen Nähten platzt, das hat man im Amt für Schule durchaus registriert. In den beiden Ortschaften im Leipziger Nordwesten sind es vor allem neue Eigenheime, die entstehen und einen Bevölkerungszuwachs von 1.000 Menschen ergeben werden. Die dann wieder Kinder kriegen, die in die Schule gehen.
Und das dürfte einigen Druck auf die vorhandenen Kapazitäten ausüben. Deswegen sagte das Amt für Schule zumindest schon einmal die Prüfung zu: „Das Amt für Sport prüft im Rahmen der Weiterführung Leipzigs Sport- und Sportstättenplanung den Bedarf an Sporthallenkapazitäten in Lindenthal.“
Was nicht nur Ortsvorsteher Thomas Hoffmann, der den Antrag am 15. Januar einbrachte, zu wenig war.
„Die Gemeinderäte der Ortschaft Lindenthal haben bei der Entwicklung ihres Ortes darauf geachtet, die soziale Infrastruktur auch für ein Wachstum der Ortslage einzuplanen. Entsprechend wurde Flächenvorsorge getroffen. Es wurden Flächen für Schule, Kita und Sporthalle mittig im neuen Wohngebiet angekauft und geplant“, ging auch der Antrag aus dem Ortschaftsrat Lindenthal auf die lange Vorgeschichte ein.
„Diese Flächen wurden im Zuge der Eingemeindung mit nach Leipzig gebracht. Im Rahmen der Verhandlungen zum Eingemeindungsvertrag zwischen den Gemeinderäten und dem damaligen OBM der Stadt Leipzig wurde festgelegt, dass diese Flächen Zweck gebunden erhalten werden. Mit der Stadt Leipzig wurde die Möglichkeit einer zwischenzeitlichen Nutzung vereinbart. Die Flächen gingen dafür in das ASG über.“
Aber die Grundschulkinder im Nordwesten haben immer längere Wege. Nicht nur der Ortschaftsrat hat das Bevölkerungswachstum in den Ortschaften völlig unterschätzt.
Planen statt Prüfen
„Wir hätten damals vierzügig planen sollen“, sagte SPD-Stadtrat Andreas Geisler bei seinem eigentlich nicht geplanten Statement am 15. Januar, nachdem seine Fraktionskollegin Ute Köhler-Siegel den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung gestellt hatte – also nur die Prüfung, nicht die Planung einer neuen, größeren Sporthalle. Das brachte den Bäcker aus Lindenthal, der sich seit 30 Jahren in seiner Ortschaft engagiert, ziemlich auf Fahrt.
Denn auch der Antrag des Ortschaftsrats hatte es schon sehr deutlich formuliert: „In der Studie fand der derzeitige Grundschulbezirk Berücksichtigung. Der Grundschulbezirk der Alfred Kästner GS nach Süden sollte ursprünglich die neue B6 sein. Wir stellen fest, dass durch den zu kleinen Anbau der Alfred Kästner GS und die fehlende Größe der Sporthalle (aktuell kleiner als eine Einfeldhalle) diese GS-Bezirksgrenze immer weiter nach Norden verschoben wird. Gleichzeitig erreicht damit die Grundschule am Auensee ihre Kapazitätsgrenzen. Für die dreizügige Grundschule in Lützschena-Stahmeln wird eine Dreifeldhalle geplant.“
Was Thomas Hoffmann in seiner Rede ebenfalls thematisiert hatte: Jetzt kämpfen die Ortschaften augenscheinlich gegeneinander, wer eine (größere) Sporthalle bekommt und wer nicht.
Lindenthal ist unterversorgt
Aber die viel zu kleine Halle in Lindenthal genüge längst nicht mehr den Nachfragen, betonte der Ortschaftsrat: „Die Berechnungen zu den Sportstunden können wir so nicht nachvollziehen, denn es klappt nur, wenn längere Tage geplant werden und trotzdem noch Klassen mit Klassenfahrt und Schwimmen herausgerechnet werden. Eine neue Sporthalle mit gleichzeitigem Umbau der alten denkmalgeschützten Halle zu einem modernen Lernort könnten dieses Problem abmildern.
Gegenwärtig ist Lindenthal mit ca. 7.000 Bürgern mit Hallenzeiten unterversorgt, da die Sporthalle der Paul Robeson OS erst neu gebaut werden soll und die Sporthallen in Wiederitzsch für Kinder kaum zu erreichen sind. Die Freiwillige Feuerwehr Lindenthal hat ihre 24/7 Bereitschaft nach vielen Jahren der ständigen Einsatzbereitschaft abgemeldet, weil ihre vorgeschriebenen Sporteinheiten nicht im Stadtteil möglich sind und sie dafür in den Süden fahren müssen.
Lindenthal als Gemeinde am Nordrand, welche die Lasten der Entwicklung dieser Stadt hautnah spürt, sollte als Ausgleich für den Verlust an Lebensqualität wenigstens mit einer modernen, ausreichend großen Sporthalle versorgt sein.“
Und die geharnischte Rede von Andreas Geisler zeigte dann Wirkung. Der Verwaltungsstandpunkt, der eine simple Prüfung vorschlug, fiel mit 26:33 Stimme durch, während der Antrag des Ortschaftsrats Lindenthal, ab 2027 tatsächlich mit den Planungen zu beginnen, mit 39:4 Stimmen bei 21 Enthaltungen ein sehr deutliches Votum bekam.
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