Wäre da nicht der Findling gewesen, es gäbe keinen Anhaltspunkt in der Landschaft für den von Wolfgang Grundmann (1937–2004) initiierten Rietzschke-Wanderweg. Kein Pfeil, kein Schild. Auch nicht an der Coppistraße, wo man den Arthur-Bretschneider-Park betritt und wo der Wanderweg eigentlich beginnen müsste. Auch wenn die Nördliche Rietzschke hier schon verrohrt unter der Geibelstraße fließt. Aber hier müsste es beginnen. Doch weit und breit kein Hinweisschild.

Dafür sonntägliches Leben. Der Park ist beliebt. Gerade an warmen und sonnigen Tagen. Dann kann man auf der Wiese am Ufer des Parkteichs liegen und sich den Bauch bescheinen lassen. Oder mit den Kindern einen der kleinen Spielplätze aufsuchen. Es ist auf jeden Fall kein langweiliger Wanderweg, den der einstige Vorsitzende des Bürgervereins Eutritzsch hier entwickelt hat. Er ist mit Attraktionen gespickt. Und allein wandert man hier – auf dem ersten Teilstück – schon mal gar nicht.

Linkerhand liegt der Parkteich, auf den jemand bei Google Maps einfach „Nördliche Rietzsche“ geschrieben hat. Was natürlich nicht stimmt. Den kleinen Bach sieht man erst, wenn man an der Gottschallstraße das zugewachsene Gitter entdeckt, hinter dem man das Wasser des Baches zumindest erahnen kann. Rechts sieht man die Adam-Friedrich-Oeser-Schule und den Weg, der zum Eutritzscher Markt führt. Der Wanderweg selbst führt links weiter unter den hohen Bäumen der Parkallee. Die man bis zum Ende laufen kann.

Ein offenliegendes Stück der Nördlichen Rietzschke am Arthur-Bretschneider-Park. Foto: Ralf Julke
Ein offenliegendes Stück der Nördlichen Rietzschke am Arthur-Bretschneider-Park. Foto: Ralf Julke

Aber wie das so ist: Nur wer abweicht vom Weg, entdeckt auch etwas. Weshalb man den Weg, der rechts in der Tiefe zu verschwinden scheint, nicht verpassen sollte. Denn hier kommt man der Nördlichen Rietzschke tatsächlich nah. Hier fließt der Bach unter knorrigen Bäumen frei. Und er führt sogar Wasser.

So wird er auch geflossen sein, als hier überall noch Wälder standen, bevor die Slawen hier ihre ersten Siedlungen bauten – Petzsch, Eutritzsch, Gohlis, Wiederitzsch. Alles slawische Siedlungen.

Eutritzsch liegt hier quasi gleich nebenan. Noch ein paar Meter, dann zweigt rechterhand ein Pfad ab, der Grüne Weg, der einen unverhofft eintauchen lässt in die Welt der Gallier: Als großes Graffiti laden Asterix und Obelix zu deftigen Riots gegen die Römer ein. Wer weiter geht, kommt zur Gräfestraße und dort zum Geyserhaus.

Der Grüne Weg mit kräftigen Riots gegen Cäsar. Foto: Ralf Julke
Der Grüne Weg mit kräftigen Riots gegen Cäsar. Foto: Ralf Julke

Aber die Welt des Geyserhauses erstreckt sich auch bis zum Bretschneider-Park mit der großen Parkbühne, auf der im Sommer die schönsten Konzerte stattfinden. Gleich nebenan liegt die Schwimmhalle Nord mit dem Kinderplanschbecken Robbe.

Man merkt schon: Wolfgang Grundmann musste sich gar nicht groß anstrengen, um einen Wanderweg mit lauter Attraktionen zu finden. Auch wenn es hinter der Schwimmhalle scheinbar stiller wird. Denn linkerhand begrenzen nun Kleingartenanlagen den schmaler werdenden Weg, auf dem man nur noch vereinzelt Spaziergängern und schwitzenden Joggern begegnet.

Aber vorsichtig: Den Abzweig nach rechts zur Hundewiese darf man nicht verpassen. Nicht etwa wegen der Hunde oder des Leipziger Petanque-Clubs Pastis, der hier sein Spielfeld hat in lauschiger Abgeschiedenheit. Sondern wegen der nächsten Brücke. Es ist die zweite Stelle auf dem Wanderweg, an der man der Nördlichen Rietzschke unverbaut begegnen kann. Unter der Brücke plätschert sie hier Richtung Norden.

Links läuft der Wanderweg direkt an den Kleingärten entlang, rechts geht es zur Hundewiese und einer kleinen Brücke, die über die Nördliche Rietzschke führt. Foto: Ralf Julke
Links läuft der Wanderweg direkt an den Kleingärten entlang, rechts geht es zur Hundewiese und einer kleinen Brücke, die über die Nördliche Rietzschke führt. Foto: Ralf Julke

Richtung Süden verschwindet sie regelrecht im dichtbewachsenen Grün und ist dann – so lange man gemütlich an den Kleingärten vorbeimarschiert – auch nicht mehr zu sehen. Erst kurz vorm Ende des Weges taucht sie rechterhand wieder auf. Nur um gleich wieder zu verschwinden, denn an dieser Stelle unterquert die Nördliche Rietzschke die Max-Liebermann-Straße.

Stark befahren. Keine Straße, die man im Berufsverkehr einfach so überquert. Erst recht nicht, weil gegenüber auch keine direkte Fortsetzung des Rietzschke-Wanderweges zu sehen ist. Kein Schild, kein Pfeil.

Am Ende des ersten Wanderabschnitts verschwindet die Nördliche Rietzschke unter der Max-Liebermann-Straße. Foto: Ralf Julke
Am Ende des ersten Wanderabschnitts verschwindet die Nördliche Rietzschke unter der Max-Liebermann-Straße. Foto: Ralf Julke

Dafür wird derzeit rings um die Kreuzung Max-Liebermann -Straße / Virchowstraße gebaut. Eins ist hier klar: Wenn wir auf den zweiten Teil des Wanderweges wollen, müssen wir die Max-Liebermann-Straße queren. Das macht nur an der nächsten Ampel Sinn. Und dann – wenn wir drüben sind – können wir die Fortsetzung suchen.

Denn dass es sie gibt, wissen wir, auch wenn wir bisher nicht das kleinste Hinweisschild gefunden haben, das dem Wanderer den Rietzschke-Wanderweg zeigt.

Aber wir suchen weiter.

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Keine Kommentare bisher

An der Brücke zur Hundewiese (früher mal Sportplatz) ist wohl ein kleiner Fehler: Die Rietzschke fließt hier nach Süden und der Weg an der Gartenanlage geht nach Norden zur Max-Liebermann- Straße.
Aber: Danke für den schönen Artikel. Ich dachte bisher, der Weg beginnt am Stein.

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